Die trüben Aussichten sollen sich bessern, in Sachen "Blähschlamm" auf der Kläranlage Geldersheim. Deren "Ertüchtigung zur wasserrechtlichen Genehmigung" war eine der Themen in der Verbandsversammlung des Abwasserzweckvervands (AZV) Oberer Werntalgemeinden. Der Schlamm soll sich im Nachklärbecken besser absetzen, statt sich, abhängig von Jahreszeit und Temperatur, im Belebungsbecken "aufzublähen". Dr. Stefan Haider vom Nürnberger Fachbüro H2Office hatte die Details dabei.
Derzeit ist die Anlage auf den Nutzer-Gegenwert von 33 000 Einwohner ausgelegt, im Rahmen der Gewerbeparks-Erschließung (ab 2025) in den Conn Barracks könnte die Zahl auf bis zu 40 000 steigen. Gleichzeitig sind die Auflagen strenger geworden, etwa bei den Phosphor- und Stickstoffwerten. Vermindert werden soll auf jeden Fall der sogenannte Schlammvolumen-Index: von "aufgeblähten" 180 Millilitern pro Gramm auf "normale" 80 bis 90 Milliliter pro Gramm. Zunächst wurde eine chemische Lösung getestet. Allerdings blieb der Erfolg der Fällmittel-Umstellung überschaubar, im Verhältnis zu den Kosten und der Gewässerbelastung.
Technische Ertüchtigung der Belebtschlamm-Behandlung
Haider schlug nun eine technische Ertüchtigung der Belebtschlamm-Behandlung vor. Möglich wäre ein Verfahren ähnlich wie in Schweinfurt, bei dem mittels Fliehkraftabscheidern ("Hydrozyklonen") die Absetz-Eigenschaften des Schlamms im Nachklärbecken verbessert werden. Dessen Mauer soll um zwei Meter erhöht werden, Räumer und Einlaufsystem sollen ebenfalls erneuert werden und eine Betonsanierung erfolgen: Insgesamt fallen in den kommenden Jahren 2,4 Millionen Euro an Kosten an.
Christian Dehmer vom Büro Köhl in Würzburg stellte die tiefbauliche Erschließung des Baugebiets "Oberer Schweinfurter Weg III" in Geldersheim vor, die in zwei Bauabschnitten erfolgen soll, inklusive Regenrückhaltebecken. An Kosten stehen 1,2 Millionen Euro im Raum, aufgrund der hohen Nachfrage bei Baumaterialen steht dahinter allerdings ein Fragezeichen. Verbandschef Willi Warmuth schlug vor, erst im Winter auszuschreiben, wenn die Preise erfahrungsgemäß niedriger seien. In Rottershausen steht die Domstraße zur Erneuerung an. Das Büro Kirchner rechnet mit 1,5 Millionen Euro für den Straßenbau und 700 000 Euro für die Abwasseranlagen. Baubeginn könnte im August sein.
Sozial- und Verwaltungsgebäude wird geplant
Daniela Sell berichtete als Geschäftsleiterin von einem "sehr turbulenten" Umbruchsjahr 2020: Die Rhön-Maintal-Gruppe (RMG) in Poppenhausen und der AZV gehen organisatorisch eigene Wege. Der Umzug der Verwaltung auf die Kläranlage Geldersheim hat zu Platzproblemen geführt, nun wird ein modernes Sozial- und Verwaltungsgebäude geplant. Allein 800 Archivordner haben den Standort gewechselt. Dazu kam personelles Stühlerücken.
Betriebsleiter Jürgen Seufert berichtete von technischen Projekten, vom Umbau der Schaltwarte bis zur Mischwasserbehandlungsanlage und dem Neubau des (Faul-)Gasspeichers. Größere Mengen Reinigungsmittel, die Mikroorganismen im System abtöten, sorgen bisweilen für "Kater-Stimmung" im biologischen Teil der Kläranlage: Verursacher seien bei den Kosten haftbar, meinte Seufert auf Nachfrage von Thomas Wohlfahrt.
Inge Stephan präsentierte seitens der Rechnungsprüfung die Jahresrechnung 2019, mit einem Gesamthaushalt von 12,5 Millionen Euro. Im eher projektarmen Jahr 2020 lagen 11,9 Millionen Euro im Budgetwerk. Der Haushalt 2021, den Daniela Sell vorgestellt hat, umfasst 15,82 Millionen Euro. Der Verwaltungshaushalt verändert sich mit 6,99 Millionen Euro kaum, der Vermögenshaushalt steigt von 5,5 auf 8,8 Millionen Euro. Ihm werden 1,9 Millionen Euro aus dem Verwaltungshaushalt zugeführt. Außerdem ist eine Kreditaufnahme von 5,38 Millionen Euro angedacht – was, mit Tilgungen, einen künftigen Schuldenstand von 29,4 Millionen Euro bedeuten würde.
Trotz hoher Investitionen (von fast 18 Millionen Euro) seien die Schulden seit der Übernahme der Ortsnetze 2009 gesunken, so Sell, von 26 Millionen auf rund 25,7 Millionen Euro. Bis 2024 müssen nun allerdings weitere 22,9 Millionen Euro in die Hand genommen werden. Etwa 1,5 Millionen Euro liegen in der allgemeinen Rücklage. Die Gebühreneinnahmen seien erfreulich gestiegen, meinte Sell. Was möglicherweise an steigendem Schmutzwasser-Pegeln infolge von Corona liegt: "Viele Menschen sind zuhause."