Begonnen hat es mit dem „Löwenzahn“ im Dezember 1997 in der ehemaligen Brauerei Hartmann am Unteren Wall 4. Ein Startup mit einer besonderen Idee dahinter: ein vegetarisches Restaurant, verknüpft mit einem sozialen Projekt. Insbesondere Jugendliche mit Schwierigkeiten der unterschiedlichsten Art sollten hier eine Arbeits- und Integrationschance erhalten.
Eine Schnapsidee? Nein, ein genialer Wurf, sagen Pfarrer Roland Breitenbach und Christof Bretscher von der Sankt Michael-Werkstatt beim aktuellen Treffen zum 20. Geburtstag in der Gaststätte Löwenzahn, die 2003 in die Gartenstadt umgezogen ist: „Ein starker Wille gepaart mit einem hohen sozialen, persönlichen und auch finanziellen Engagement vieler Menschen, die in der Gründung des Vereins Brücke noch im Dezember 1997 ihre Basis fanden.“ Genannt sei als weiterer bekannter Mitgründer Stefan Phillips.
Wenn ein Diakon zum vegetarischen Entwickler wird
In den Anfängen stand der Diakon übrigens als vegetarischer Entwickler in der Löwenzahn-Küche und mit ihm Hu Jing Rui, ein gelernter Ingenieur. Etwas später mit Heino – damals noch mit Familiennamen Klug – ein gelernter Koch dazu. Er gründete später mit seiner Frau die „Kornblume“ in Bamberg, die er bis heute führt. „Viele Helferinnen und Helfer unterstützten damals den Löwenzahn und waren am Gelingen maßgeblich beteiligt“, erinnert sich Bretscher.
Die ursprünglich angedachte soziale Arbeit konnte allerdings in Küche und Restaurant „nicht ausreichend gut verwirklicht werden“. Initiiert von Phillips und unterstützt vom bewährten Team entstanden neue Projekte, bis heute in Aktion als „Lebensküche“ in der Gartenstadt und als „Brückenhaus“ in Niederwerrn, die die soziale Aufgabe in ihrer (etwas anderen) Struktur besser umsetzen können.
In der Gartenstadt hat der Löwenzahn Wurzeln geschlagen
Der Löwenzahn wurde 2002 eine GmbH. Gesellschafter sind heute Pfarrer Breitenbach, der Arzt Bretscher und Petra Zöls. Sie ist von Anfang an dabei, fungiert heute als Geschäftsführerin und leitet das Restaurant mit jeweils vier Fest- und Teilzeitbeschäftigten.
2003 musste der Löwenzahn die Innenstadt verlassen und hatte das Glück, im Bauverein Schweinfurt einen wohlwollenden Partner zu finden, sagt Bretscher. Die Genossenschaft sanierte das 1927 erbaute – 2003 also fast 80 Jahre alte – Haus in der Gartenstadtstraße 37 innen von Grund auf, zur Nutzung für den Löwenzahn.
Im Mai 2004 eröffnete Pfarrer Breitenbach dort im Obergeschoss eine Herberge, die immer wieder gerne von Jakobuspilgern aus dem Norden und Osten Deutschlands aufgesucht wird. Im Haus unmittelbar neben dem Löwenzahn fand schließlich noch die „Lebensküche“ ihren Platz.
Zum runden Geburtstag gibt es Gerichte früherer Zeiten
Was bietet der Löwenzahn heute? Eine familienfreundliche, offene, gemütliche Atmosphäre, einen Biergarten im Sommer. Vegetarische und vegane Gerichte aus möglichst regionalen Produkten und dem Anspruch auf nachhaltige Erzeugung, sagt Zöls. Schwerpunktmäßig werden kreative Gerichte aus jahreszeitabhängigen Produkten wie Spargel, Kartoffel, Bohnen, Kürbis und/oder Gartengemüse gekocht. Putenfleisch in kleiner, aber gezielter Auswahl kommt hinzu, weil manche Menschen doch ab und zu gerne mal Fleisch essen, wie Zöls erklärt. Außerdem gibt es veganes Eis und Getränke in regionaler ökologischer Herstellung.
Zöls freut sich über die vielen Stammkunden und hofft auf neue neugierige Gäste. Jeden Monat gibt es bis Dezember 2018 zwei Gerichte aus der guten alten Zeit, die mittlerweile von der Speisekarte verschwunden sind. Bruschetta in Löwenzahn-Manier: Schwarzbrot, Knoblauch und Sonnenblumenöl etwa. Oder die bis 2011 gereichte kalte Vorspeise vegetarisches Carpaccio oder den bis 2012 kredenzten fränkischen Toast, bestehend aus Blumenkohl, Lauch, Champignons und das alles in milder Kräuterkäserahmsoße überbacken.
Weitere beliebte Angebote sind das „Lesecafé“ in den Wintermonaten mit Reini Weinlich. Neu ab Februar 2018 ist eine an jedem ersten Freitag eines Monats um 18 Uhr beginnende „Hör- und Sprechstunde“ (bis 19 Uhr) mit – Pfarrer Roland Breitenbach und Christof Bretscher.