Der Zuschauerraum ist abgedunkelt. Einzeln gesetzte Lichtpunkte erleuchten die Bühne, auf der sich nicht mehr als ein Flügel und zwei Gläser Wasser befinden. Aber mehr braucht Bodo Wartke auch nicht, um zu unterhalten. Sobald er das Podium betritt, nimmt er das gesamte Publikum für sich ein. Seit über zehn Jahren macht er Musikkabarett, schreibt Texte und Musik selbst. Am Samstag gastierte er auf Einladung der Disharmonie im Theater. „Achillesverse“, heißt das Programm, in dem sich Wartke vor allem mit Liebesliedern sämtlicher Kategorien beschäftigt. Als Thema ein Volltreffer, lässt es ihm doch jeden Raum, um seine Stärken zu entfalten: feinsten Wortwitz und geschickt gesetzte musikalische Pointen. Dass das Ganze – wie bei Wartke üblich – nicht immer ganz harmlos abläuft, zeigt sich schon im zweiten Lied, wenn ein Vampir über das Dilemma zwischen ewiger Liebe und Ernährung klagt.
Manches strotzt vor Absurdität, anderes scheint direkt aus dem Leben gegriffen. Ob das makabre, bitterböse „Ja Schatz“ oder eine Hommage an Schillers „Die Bürgschaft“ – Bodo Wartke spielt mit allem, was sich reimt. Und selbst, wenn sich einmal gar nichts auf „Da muss er durch“ reimt, macht er aus den abenteuerlichen Versuchen ein kleines Kunstwerk. Dann muss eben der Lurch da durch.
Auch wenn Musik und Sprache kurzzeitig getrennt werden, verliert das Konzept nichts von seinem Reiz. Mit seinem überspitzten Tagebuch über eine Bahnreise lässt Wartke das Publikum vor Lachen kaum zur Ruhe kommen. Fast noch faszinierender gerät seine instrumentale Adaption von Mozarts großer g-Moll-Sinfonie. Übergangslos lässt er Tango-Elemente, Stevie Wonder und Passagen aus „Carmen“ in den Kopfsatz einfließen, als ob das schon immer so gehört hätte. Es bedarf keiner Worte, allein Wartkes Mimik und pianistische Klasse lassen die Ironie aus jedem einzelnen Ton sprechen.
Und als das Programm eigentlich schon lange vorbei ist, zündet er in der dritten Zugabe ein Feuerwerk an Improvisation in einem mehrsprachigen „Liebeslied“. Kaum ein Künstler interagiert derart gekonnt mit seinem Publikum. Verdiente Standing Ovations für einen grandiosen Abend.