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SCHWEINFURT: Bösartige Leserbriefe: Sehr geehrtes Schmierblatt...

SCHWEINFURT

Bösartige Leserbriefe: Sehr geehrtes Schmierblatt...

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    Best-of-Beleidigungen: Es lasen (von links) Michael Reinhard, Susanne Wiedemann, Benjamin Stahl, Regina Krömer, Joachim Spieß und Meike Rost.
    Best-of-Beleidigungen: Es lasen (von links) Michael Reinhard, Susanne Wiedemann, Benjamin Stahl, Regina Krömer, Joachim Spieß und Meike Rost. Foto: Foto: Anand Anders

    Sehr geehrtes Schmierblatt, sehr geehrte Denunzianten – mit dieser Anrede hat sich ein gewisser Herr F. an diese Zeitung gewandt. „Du Schmierfink“, schreibt ein anderer, oder „Sie sind so dumm wie eine Wildsau, die sich an einer Spessarteiche reibt“. Der nächste Leserbrief schließt mit der Grußformel „Ohne Respekt und Achtung, Herr K.“ So was kann man persönlich nehmen – oder man kann darüber lachen. Beim ersten sogenannten „Hate Slam“ des Schweinfurter Tagblatts in der Disharmonie haben sich Redaktion und Besucher für Zweiteres entschieden.

    Zu hören gab es quasi ein „Best of in Sachen Kritik und Beschimpfungen“, wie es Moderatorin und Redakteurin Andrea Czygan formulierte. Und zwar aus Leserbriefen, Abo-Kündigungen und Hass-Kommentaren im Internet.

     Eine kleine Auswahl bösartiger Zuschriften:

    • „Sehr geehrte Damen und Herren, der Grund meiner Kündigung hat zwei Gründe: Manfred Schweidler und Gisela Schmitt.“ (Herr S. aus Thüngersheim)
    • „Sind Sie ein Arschloch der Amerikaner?“ (Herr E.)
    • „Sie sind ein Hetzer wie Joseph Goebels.“ (Mail zu einem Zuwanderer-Artikel, gemeint ist wohl NS-Propagandaleiter Goebbels)
    • „Sie sind ein gutes Beispiel der Lügenpresse. Sie kotzen mich an. Am liebsten würde ich diese Zeitung endgültig und für immer abbestellen. Hören Sie auf zu schreiben.“ (Herr K. aus Würzburg)
    • „Sie sind langweilige Nullen.“ (Herr M. aus Würzburg)
    • „Nicht umsonst habe ich meine Main-Post schon vor zehn Jahren abbestellt, weil ein total falscher Bericht abgegeben wurde. Von einem Nachbarn erbettele ich mir seitdem die Zeitung (Käseblatt!). (Herr H. aus Würzburg, per Boten)

    Chefredakteur Michael Reinhard sagt, man wolle mit der Veranstaltung zeigen, was die Mediengruppe Main-Post täglich für Reaktionen erreichen. Aber eben verpackt in Humor, „um dem Ganzen die dramatische Note zu nehmen“. Grundsätzlich gilt: Journalisten müssen sich Kritik, auch bösartige, gefallen lassen. Die ganze Redaktion hatte deftige Zuschriften gesammelt, auf dem Podium saßen neben Reinhard die Redakteure Susanne Wiedemann, Benjamin Stahl, Regina Krömer, Joachim Spies und Meike Rost.

    So böse, dass einem das Lachen vergeht

    Das Publikum schwankte zwischen herzhaftem Lachen und teilweise echter Betroffenheit. So blieb den Zuhörern besonders bei einem Leserbrief über die angebliche Propaganda der deutschen „Lügenpresse“ das Lachen im Halse stecken: „Die anständigen, ermordeten Journalisten von Charlie Hebdo habe auch ich bedauert. Würde das Gleiche in eurer Redaktion oder in einer anderen Redaktion der deutschen ,Leitmedien‘ passieren, ich würde keinen bedauern.“ So etwas schreiben Menschen anderen Menschen. Im Gespräch nach der Veranstaltung zeigen sich viele Zuhörer erschüttert. Eine Besucherin schreibt bei Facebook: „Es ist erschreckend, was vermeintlich zivilisierte Menschen von sich geben!“

    Die Zuhörer schienen dann fast schon dankbar für Zuschriften, über die man ganz unbeschwert lachen konnte. Zum Beispiel über die Geschichte eines Users auf mainpost.de: „Diese unglaublich schlechte Zeitung, oder was das auch immer sein soll, hat meinen Wellensittich getötet. Dummerweise habe ich seinen Vogelkäfig mit diesem bedruckten Sondermüll ausgelegt. Unser Vögelchen war aber so stolz, ja so stolz, dass er nicht auf dieses Käseblatt A-A machen wollte. Er ist voller Stolz an Verstopfung gestorben.“ Wenigstens kreativ, muss man sagen. Oder Frau W.: „Hallo, ich möchte mein Abo kündigen. Aufgrund des Artikels über Gurken will ich nichts mehr mit dem Verlag und der Zeitung zu tun haben.“

    Die oftmals dummen Fehler, die die Redaktion so macht, blieben beim „Hate Slam“ übrigens auch nicht verschwiegen. Dem alten Klischee, dass Journalisten besonders gerne alkoholischen Getränken zusprechen, könnte man gleich mehrere Fehler zuschreiben. Unter anderem ein Zitat in einer Todesanzeige – und zwar vom berühmten Philosophen Arthur „Schoppenhauer“.

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