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HAUSEN: Brauereichef zur „Farce“ um Public Viewing

HAUSEN

Brauereichef zur „Farce“ um Public Viewing

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    Ulrich Martin ist nicht unbedingt ein Fußball-Enthusiast. Aber so eine Weltmeisterschaft ist nun Mal in aller Munde. Und als der Brauereichef aus Hausen vor zwei Monaten vom Bundesratsbeschluss erfuhr, dass Public Viewing auch zu später Stunde möglich sei, hat er bei der Gemeinde Schonungen einen Antrag dazu gestellt.

    „Obwohl ich einen ruhigen Biergarten mehr schätze, hätte uns das ermöglicht, an den paar Tagen die Gäste nicht um 22 Uhr aus dem Biergarten treiben zu müssen“, sagt er im Konjunktiv, weil es in seinem Biergarten kein Public Viewing gab und gibt.

    Martin hat sich den Gang an die Öffentlichkeit lange überlegt, sich wegen des miserablen Auftritts der deutschen Kicker gegen Algerien aber nun doch dazu durchgerungen. Zum einen, um auf den ebenso miserablen Auftritt der Behörden, die er eine Farce nennt, und zum Zweiten, um auf die nun einmalige Möglichkeit hinzuweisen, beispielsweise einen fußballlosen Freitagabend „ohne Trillerpfeifen“ in einem gemütlichen Biergarten zu verbringen. „Wer will, mit mitgebrachter Brotzeit“, grinst er.

    Martin ist nicht sauer, aber „sehr verwundert“, dass zwar allerorten in Stadt und Landkreis und auch in Brauereien Public Viewing möglich ist, nur bei ihm in Hausen nicht. Sein Antrag vom 25. April (!) an die Gemeinde wanderte, wie der E-Mail-Verkehr bestätigt, ins Landratsamt Schweinfurt, wo er von allerhand Amtshänden bearbeitet wurde, „oder auch nicht“, merkt Martin bissig an.

    Vier Wochen später, Ende Mai, nämlich erst erfuhr er, dass die „Verordnung über den Lärmschutz bei öffentlichen Fernsehdarbietungen im Freien über die Fußball-WM 2014“ noch gar nicht vorliegt. Und Martin müsse außerdem – und zwar bei einer anderen Dienststelle im Landratsamt zur Beurteilung noch offener immissionsschutzfachlicher Fragen – noch einige Details schildern. Martin erfüllte diesen Wunsch umgehend, meldete beispielsweise den geplanten Standort des Flachbildschirmfernsehers im Biergarten.

    Als es trotz etlicher Telefonate bis 10. Juni, also zwei Tage vor der WM, keine behördliche Reaktion gab, zog Martin seinen Antrag wieder zurück und erfuhr zu seinem noch größeren Erstaunen, dass das Landratsamt diesen bereits am 5. Juni an die Gemeinde „zur Bearbeitung“ zurückgegeben habe. Der zuständige Sachbearbeiter sei aber, „wie sich herausgestellt hat, letzte Woche nicht im Dienst gewesen“, hieß es in einer Mail.

    Der für seinen hintergründigen Humor bekannte Martin sagt, dass er nicht wisse, warum ausgerechnet für seinen Biergarten keine Genehmigung erteilt worden sei. Ihm sei jedenfalls ein größerer Umsatz verloren gegangen. Viele Stammgäste hätten nach „öffentlichem Fußballschauen“ auch bei ihm nachgefragt. Der einzige Vorteil sei nun, dass derjenige, der am Freitag zum Viertelfinalspiel Deutschland gegen Frankreich in seinem Biergarten sitzt, „auf jeden Fall keine Herztropfen braucht“. Und wenn es Deutschland ins Halbfinale schafft, dann sitzt Martin alleine in seinem Biergarten vor einem aufgestellten Fernseher. Dienstag ist in der Gaststätte nämlich Ruhetag.

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