„In den richtigen Städten geben wir dann das echte Programm“, frotzelten Lars Niedereichholz und Ande Werner vor vollem Saal und neuer Empore des Stattbahnhofs. Oder dem „Pack-Bahnhof“, wie die Comedy-Prinzen aus Bad Homburg stichelten: Einem Ami-Schlitten vor der Tür seien bereits die Räder abmontiert worden, meinte Ande.
Liegt Schweinfurt eigentlich noch bei den Wessis oder schon „drüben“, wollen die Hessen wissen. Die Missfallensbekundungen der Schnüdel – am Vorabend des Tags der Deutschen Einheit – lösen auf der Bühne Kopfschütteln aus: Dass es bei den Ossis immer noch diese Mauer in den Köpfen gibt. . .
Das Programm, das sinnigerweise im Irrenhaus spielt, ist auch im zehnten Jahr Mundstuhl so intellektuell wie ein Sack Reis, der in China umfällt. Oder uffm Mars, wo die „Kack-Schinäsn“ demnächst als erstes landen und ihren Reis anbauen werden, wie das Duo nölt.
Witzig sind die beiden trotzdem – und verbales Tourette-Syndrom („Hitler! F....! Uh, uh“) ist nun mal das Markenzeichen der humorigen Hesseköpp. Hätte Brad Pitt keine Vokale, würde er „Brd Ptt“ heißen, ohne Konsonanten „a-i“ – solche Gags haben fast schon Dada-Qualität. Außerdem stammen ihre drollig-proligen Figuren doch immer irgendwie aus dem realen, ernüchternden Leben. So wie Peggy und Sandy, die beiden Plattenbau-Schwalben von „driben“, die den bekloppten, kurzhaarigen Justin in der Klapse besuchen wollen. Der hat sich zum Geburtstag ganz harmlos weiße Schnürsenkel gewünscht – und die Tätowierung KISS auf dem Arm. Nur leider ohne K und I.
Nicht fehlen dürfen Dragan und Alder, die beiden schwer integrationsgeschädigten, Kanak Sprak labernden ausländischen Mitbürger mit Delfinen im Aquarium – oder, als verhinderte Zigarettenschieber, mit 30 000 Marlboro Ultras in der Bude. Die müssen erstmal („voll korrekt“) weggeraucht werden – damit Dragan wieder ins Bad kommt.
Political Correctness gibt es da nur bei der optisch und akustisch weichgespülten Softi-Band „No Pressure“: Die protestiert gegen das Weiße in Rigipsplatten, das dann später die Algen im See ausbleicht. Überhaupt nich' knorke.
Politisch ganz unkorrekt ist zum Schluss der Zigarettenqualm, den Ande Werner aus dem Schuh aufsteigen lässt: Was ist das? Ein Palästinenser an der Bushaltestelle. Na gut. Hat jemand behauptet, dass die Realität weniger bescheuert ist?
Viel frischen Wind bietet „Höchststrafe“ nicht, die Figuren agieren diesmal eher statisch. Aber die Geburtstagskinder von „Mundstuhl“ stehen wenigstens zu ihrem garantiert gedankenfreien Bühnen-Brainstorming – die erfreuten Schweinfurter Fans auch. Voll korrekt.