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SÖMMERSDORF: Brünnhildes Brünne stammt aus Bayreuth

SÖMMERSDORF

Brünnhildes Brünne stammt aus Bayreuth

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    Ein Original: Aus dem Bayreuther Festspielhaus stammt dieser Brustpanzer, den 1896 dort die Brünnhilde-Darstellerin im „Ring des Nibelungen“ getragen haben soll. In Sömmersdorf diente er 60 Jahre später als Soldatenkleidung bei den Passionsspielen. Jetzt wird er restauriert und in der neuen Passionsgalerie ausgestellt.
    Ein Original: Aus dem Bayreuther Festspielhaus stammt dieser Brustpanzer, den 1896 dort die Brünnhilde-Darstellerin im „Ring des Nibelungen“ getragen haben soll. In Sömmersdorf diente er 60 Jahre später als Soldatenkleidung bei den Passionsspielen. Jetzt wird er restauriert und in der neuen Passionsgalerie ausgestellt. Foto: Foto: Jochen Ramming

    Welchen einmaligen Schatz der Sömmersdorfer Passionsspielverein in seinem Fundus hat, kommt langsam ans Tageslicht.

    Anlass für Nachforschungen nach der Herkunft des alten Kostüms gab die im Mai bevorstehende Eröffnung der neuen Passionsgalerie in der ehemaligen Schule, eine Art Museum oder Dauerausstellung, die mit vielen Bildern, Filmen und Utensilien die Geschichte der Sömmersdorfer Passion seit 1933 lebendig macht.

    Unter den möglichen Exponaten suchten Ausstellungsmacher Jochen Ramming vom Würzburger Kulturbüro FranKonzept und Konzipient Dr. Wolfgang Schneider, stellvertretender Kunstreferent der Diözese Würzburg, einen „Eye-Catcher“, einen alten Brustpanzer heraus. Der hatte sich in einem Karton befunden, in schlechtem Zustand, und war schon lange nicht mehr als Panzerhemd eines römischen Soldaten bei den Passionsspielen in Gebrauch.

    Bekannt war in Sömmersdorf nur, dass der ehemalige Spielleiter Guido Halbig das gute Stück nach dem Zweiten Weltkrieg aus Bayreuth mitgebracht hatte. Halbig, der 1929 als junger Lehrer ins Dorf gekommen war, hatte 1933 die ersten Sömmersdorfer Passionsspiele organisiert. Sie wurden nach zwei Aufführungsjahren bereits 1935 von den Nazis verboten. Halbig wurde Lehrer in Bayreuth und nach dem Krieg als Regisseur für den Wiederbeginn der Passionsspiele 1957 erneut nach Sömmersdorf geholt. Offenbar besorgte er dazu ausgemusterte Kostüme am Bayreuther Festspielhaus.

    Weil für die geplante Dauerausstellung in der Sömmersdorfer Passionsgalerie eine Restaurierung des silbrig-blechernen Hemdes mit den vielen schuppenartig aufgenähten Metallplättchen nötig ist, erkundigte sich Wolfgang Schneider genauer nach dem Stück. Seine mit Fotos unterlegte Anfrage beim Richard Wagner-Museum in der Villa Wahnfried in Bayreuth löste dort Entzücken aus: Es handele sich, so gibt Schneider den Museumsleiter Sven Friedrich wider, wohl um ein Originalstück aus der Geschichte der Bayreuther Festspiele.

    Es ist offenbar die Brünne – so lautet die mittelalterliche Körperpanzerung – von Brünnhilde in „Die Walküre“ aus der Ringinszenierung von 1896. Nach der Uraufführung des kompletten „Rings des Nibelungen“ mit allen vier Opern 1876 durch Richard Wagner selbst war das die zweite komplette Ringinszenierung in Bayreuth überhaupt, von seiner Witwe Cosima Wagner geleitet.

    Nach 60 Jahren hatte das alte Kostüm 1957 mit Guido Halbig den Weg nach Sömmersdorf gefunden und dort offenbar als Soldatenpanzer gedient. Erstaunlich eigentlich, wie Wolfgang Schneider und Jochen Ramming bemerken, zumal das für eine Frauenfigur erstellte Gewand stark tailliert ist und die Brünnhilde dort eingeschnürt werden musste. Wie da ein strammer römischer Soldat hineingepasst haben soll? Doch historische Fotos zeigen, dass tatsächlich Sömmersdorfer Spieler darin steckten.

    Restaurierung für 1150 Euro

    Der Restaurierung des Brustpanzers und eines Helmes für 1150 Euro stimmte der Euerbacher Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zu. Da wussten die Räte allerdings noch nicht, welches Kleinod in der als Leaderprojekt geförderten Passionsgalerie künftig in einer Glasvitrine zu sehen sein wird.

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