Es soll die Dienstleistung des Landratsamts auf zeitgemäße Füße stellen, die Besucherströme kanalisieren, die Öffnungszeiten des Amts deutlich ausweiten und die „Visitenkarte“ des Hauses werden – das Bürgerservice-Zentrum, das im Foyer des Landratsamts eingerichtet werden soll. Am Donnerstag hat die CSU/FDP-Mehrheit im Kreisausschuss das Projekt allerdings für mehrere Wochen oder Monate ausgebremst (wir berichteten).
In den Hintergrund gerückt sind in der dreieinhalbstündigen Debatte die Inhalte des Konzepts. Ziel ist es, die Dienstleistungsfunktion der Behörde auch organisatorisch herauszuarbeiten. Sichtbarer Kern des Service-Zentrums ist der Service-Schalter, der zum ersten Anlaufpunkt der Bürger werden soll. Dort können dann Infomaterial und Formulare ausgegeben sowie einfache Verwaltungsakte erledigt werden. Zudem wird dort geklärt, ob der Kunde an einen Sachbearbeiter weitergeleitet werden muss und ob der oder ein Vertreter überhaupt im Haus ist. So spart sich der Bürger einen unnötigen Weg durch die Flure. „Dort soll volle Konzentration auf den Besucher herrschen“, wie Planer Heiko Altmann formuliert.
Deswegen müssten besonders die persönliche und telefonische Kundenbetreuung strikt getrennt werden. Heute landen die Telefonate am Infoschalter am Eingang. Etwa jeder dritte Anrufer gelangt aber nicht zu seinem Ansprechpartner, weil er bislang nur durchgestellt werden kann, egal ob dort besetzt ist oder der Mitarbeiter abwesend ist. Künftig soll in der Telefonzentrale das Anliegen des Anrufers abgefragt werden, um zu entscheiden, wohin er verbunden werden muss. Zudem sollen dort Informationen vorliegen, ob der Sachbearbeiter in diesem Moment zu sprechen ist. Damit soll die telefonische Erreichbarkeit auf über 80 Prozent gesteigert werden.
„Dort soll volle Konzentration auf den Besucher herrschen.“
Heiko Altmann über das Bürgerservice-Zentrum
Zentrales Element der Reorganisation ist dabei die Verlagerung der Kfz-Zulassungsstelle vom Westflügel des Gebäudes in die Nähe des Haupteingangs; laut Altmann steuert der Großteil der etwa 350 täglichen Besucher diesen Behördenteil an. In der Großraumeinheit soll der Bürger schließlich bis zum Schreibtisch des Sachbearbeiters gelangen, um dort sein Anliegen zu besprechen.
Bis er an der Reihe ist, kann er sich in einem Wartebereich aufhalten, der im Foyer eingerichtet werden soll. Heute drängen sich die Wartenden vor der Kfz-Zulassungsstelle auf den Gängen.
Konsequenz der Verlagerung: Der Nebeneingang am Parkplatz, für den die CSU so kämpft, müsste geschlossen werden. Zudem ist laut Altmann Basis des Konzepts, nur einen Eingang zu haben. Ansonsten könne man die Besucherströme nicht sinnvoll weiterleiten. Vorgesehen ist auch eine Ausdehnung der Öffnungszeiten von derzeit 25 auf bis zu 46 Stunden; dies gilt aber nur für den Service-Bereich. Die interne Verwaltung soll zeitlich wie gehabt besetzt bleiben.
Insgesamt verspricht sich der Planer vom neuen Modell, dass 60 Prozent der Besucher künftig kürzere Wege und so eine Zeitersparnis hätten.
Das Konzept sieht auch Umbauten vor. Vor allem soll der Haupteingang barrierefrei umgerüstet werden. Zudem sollen die Arkaden an der Vorderfront überbaut werden, um mehr Platz für die künftige Kfz-Zulassungsstelle zu erhalten. Insgesamt sind für das Projekt 1,5 Millionen Euro vorgesehen. „Überschaubar“ hält der Planer die Investition, denn die Hälfte des Betrags müsste der Landkreis ohnehin für Verbesserungen wie Barrierefreiheit und Modernisierung der Besuchertoiletten ausgeben.
Das Konzept war durch eine interne Arbeitsgruppe im Landratsamt initiiert worden, die Landrat Florian Töpper (SPD) in eine Projektgruppe überführt hat, die das Konzept monatelang in Abstimmung mit den Fraktionen und Mitarbeitern ausgearbeitet hat. Eine Schar Beschäftigter verfolgte denn auch am Donnerstag die Diskussion auf der Besuchertribüne.