Ein beeindruckendes Erlebnis für die Besucher der Wipfelder Bürgerbühne war die Aufführung des Stücks "Judas" in der Inszenierung von Max Sauer. Auf drei Bühnen auf dem Kirchberg verteilte sich das Publikum im Dorf und bereute sein Kommen nicht.
Was 2020 als Corona-Notlösung gedacht war, entwickelte sich nun tatsächlich zu einem kreativen Faktor, der die Inszenierung ungemein bereicherte. Judas heißt der von Lot Vekemans geschriebene Monolog, die zeitgenössische niederländische Dramatikerin führt ihn in seiner Gedankenlogik ganz stringent zu einem überraschenden Ergebnis. Durch Sauers Inszenierung vervielfachen sich die Stimmen und die Bilder und eröffnen dadurch neue Wahrnehmungen von Vielfältigkeit und Gleichzeitigkeit. Judas, der Jünger, der Verräter, der Zweifler, der Sünder, konnte in der Wipfelder Inszenierung seine emotionalen Facetten voll ausspielen.

Die schauspielerische Leistung von Michael Gröger, Tamara Römer, Carolin Schneider, Stefan Volkmuth, Stefan Baumgärtner, Claudia Grob/Conny Fritz und Ilias Schott war beeindruckend, ebenso der Einsatz digitaler Technik. Auf allen drei Bühnen fand das Stück gleichzeitig statt, jeweils zwei Leinwände übertrugen die Szenen der anderen beiden Spielstätten, so dass die Stimmen ineinander griffen. Die Projektionen wurden in der Inszenierung auf Türen, Fenster, Leinwände und Stoffstreifen, auf die Kirchenmauern und in den Abendhimmel geschickt.
Eine Aufführung, die bewusst Fragen aufwarf, die bewusst die Besucher zum Nachdenken und Reflektieren aufforderte und deshalb lange positiv in Erinnerung bleiben wird.
