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MICHELAU: „Bund Naturschutz lädt zu Verstößen gegen Betretungsverbot ein“

MICHELAU

„Bund Naturschutz lädt zu Verstößen gegen Betretungsverbot ein“

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    Naturschutzgebiet Spitalgrund: Der unbewirtschaftete „Urwald“ dort sollte auch vor der Neugier von scharenweise angelockten Naturschützern geschützt werden, meinen die Kritiker.
    Naturschutzgebiet Spitalgrund: Der unbewirtschaftete „Urwald“ dort sollte auch vor der Neugier von scharenweise angelockten Naturschützern geschützt werden, meinen die Kritiker. Foto: Foto: Vollmann

    Mit einem neuen Vorwurf attackiert der Verein „Unser Steigerwald“ den Bund Naturschutz (BN). Der führe viel zu viele Besucher in geschützte Waldgebiete und verhalte sich damit kontraproduktiv zu seinen eigenen Zielen, heißt es im Newsletter des Vereins. Die ständige Werbung für einen Nationalpark bringe außerdem viele Menschen unbeaufsichtigt in den geschützten Wald.

    Es sei schon sehr fragwürdig, was „so genannte Naturschützer im Steigerwald so alles veranstalten, um die Menschen vom (Un-)Sinn eines Nationalparks im Steigerwald zu überzeugen“, schreibt „Unser Steigerwald“.

    Der Bund Naturschutz werbe landesweit und regelmäßig seit Jahren für geführte Exkursionen im Naturschutzgebiet Spitalgrund. Seit Jahren kommen laut „Unser Steigerwald“ einmal im Monat 20 bis 30 Personen mit ihren Autos in das kleine Naturschutzgebiet „Spitalgrund“, unmittelbar am Ortsrand von Prüßberg gefahren. Dort erfahren sie dann, wie vielfältig und wertvoll die Pflanzen in der Wiesenlandschaft der schmalen Volkach-Aue sind. Natürlich wollen die Besucher diese seltenen Pflänzchen auch sehen und fotografieren. „Leider wachsen diese Besonderheiten nicht schön aufgereiht und fotogen am Wegesrand“, so der Anti-Nationalparkverein. Bestimmte Pflänzchen seien ausschließlich am Bachrand zu finden und der sei im gesamten Naturschutzgebiet nicht vom einzigen vorhandenen Weg aus zu erreichen.

    Im Naturschutzgebiet Spitalgrund passiere es immer häufiger, dass „selbst ernannte Naturschützer“ sich nicht weniger neugierig wie jeder andere verhalten. „Es werden ständig mehr Leute, die auch von weit her anreisen, die das Wegegebot im Naturschutzgebiet nicht beachten und mit Foto, Hund und Kind und Kegel durch die Wiesen trampeln“, hat „Unser Steigerwald“ beobachtet. Wie viele der Pflänzchen, die man vorgeblich schützen wolle, dadurch zerstört werden, könne man nur vermuten.

    Damit werde die Philosophie „Natur Natur sein lassen“, die der Bund Naturschutz verbreite, durch die tatsächlichen Verhältnisse im Spitalgrund ad absurdum geführt. Der Spitalgrund, genauso wie das Naturwaldreservat Kleinengelein und viele andere natürlichen Kleinodien im Steigerwald, wären ohne menschliche Einflüsse nicht existent.

    Resümee bei „Unser Steigerwald“: „Verantwortliche des Bund Naturschutz gehen aus Propagandagründen rücksichtslos mit dem um, was sie vorgeben schützen zu wollen. Sie fordern radikale Schutzvorschriften für den ganzen Steigerwald und achten selbst nicht die Schutzziele für bereits vorhandene Schutzgebiete.“

    Der Bund Naturschutz will die Vorwürfe nicht auf sich beruhen lassen. Der von „Unser Steigerwald“ kritisierte Naturführer biete Führungen in den Spitalgrund an, um die Menschen, Einheimische und auch Touristen die Natur im Spitalgrund mit Wiesen, Streuobstwiese, Hecken, Bach und Wald zu zeigen. Um die Wiese zu queren, benutze er einen ausgewiesenen Grasweg mit eigener Flurnummer, der auch von Maschinen befahren werde. Im Übrigen sei der BN Eigentümer der Wiese und des Hangwaldes, berichtet Ralf Straßberger, Waldreferent beim BN.

    Der BN räumt ein, es komme immer wieder mal vor, dass Wanderer sich in der Natur falsch verhalten und zum Beispiel sensible Standorte wie Moore betreten oder auch Wiesen zu Aufwuchszeiten. Dem BN sei es deshalb ein großes Anliegen für Rücksicht auf die Natur bei Wandern zu werben. Dem Verband liegen laut Straußberger keine Erkenntnisse vor, dass „Folgebesucher“ im Spitalgrund Schäden verursacht haben. Solche müsste „Unser Steigerwald“ erst einmal belegen.

    In einem Entwurf einer Verordnung für einen vom BN geforderten Nationalpark Steigerwald „sprechen wir uns dafür aus, dass es mit einem Nationalpark keine weiteren Betretungsverbote geben soll, die über die bisher bestehenden Betretungsbeschränkungen hinausgehen, die in den wenigen Naturschutzgebieten, wie hier bei Prüßberg existieren“, erklärt Straßberger weiter.

    Der BN und BUND Reisen werben für mehr Tourismus im Steigerwald. BUND Reisen bieten für 2015 deshalb zwei sechstägige Reisen in den Steigerwald an, die sehr gut nachgefragt werden. Dabei wird an einem Vormittag auch das Naturwaldreservat Brunnstube besucht, das nur mit einer Genehmigung der Regierung von Oberfranken betreten werden darf. Diese sei für die Frühjahrsreise beantragt und liege vor, heißt es.

    Der BN hält Betretungsregelungen, wie sie für einige Naturwaldreservate mit ihren kleinflächigen, seit Jahrzehnten nutzungsfreien Kernzonen gelten, für notwendig, damit es dort wegen der Kleinflächigkeit zu keinen Schäden kommt. Gerade weil diese Kernzonen so klein seien, fordere der BN ja ein großflächiges Schutzgebiet, in dem das Überleben der Waldarten langfristig gesichert werden kann und Besucher sich auch frei bewegen können.

    Wer Wiesen erhalten wolle, müsse sie mähen. Dies mache die BN-Kreisgruppe Schweinfurt im Spitalgrund auf den BN-eigenen Wiesen vorbildlich. Eine Nutzungsaufgabe führe dazu, dass die Wiesen verschwinden.

    Fazit beim Bund Naturschutz: Die Vorwürfe von „Unser Steigerwald“ seien nicht zutreffend und absurd. Anstatt sich zu freuen, wenn engagierte und verdiente Naturschützer zusammen mit örtlichen Landwirten Flächen extensiv pflegen, versuche der Verein mit absurden Vorwürfen, Umweltbildungsangebote des BN zu diskreditieren.

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