Wirklich ein kunstvolles Stück, der Zeuzlebener Nepomuk. 271 Jahre alt, filigran und detaillreich gearbeitet. Klaus Schneider, in dessen Werkstatt die Sandsteinfigur gerade restauriert wurde, kommt regelrecht ins Schwärmen. Zeigt, wie fein der Umhang des Heiligen gearbeitet ist, wie jedes Härchen des Hermelinpelzes erkennbar ist, wie elegant die Borten gestaltet sind, wie kunstvoll die Falten des Gewandes fallen.
Umzustürzen drohte der Brückenheilige, deswegen kam er zu den Schneiders. In der fünften Generation Steinmetzbetrieb, da ist Juniorchef Klaus Schneider stolz drauf, und mit einiger Erfahrung, was die Restaurierung von Bildstöcken angeht. Klaus Schneider hat so noch eine Zusatzausbildung als Restaurator im Steinmetz-und Steinbildhauerhandwerk gemacht.
Zwischen Restaurieren und Renovieren ist ein Unterschied, sagt Schneider. Und den zeigt er anschaulich. Dem Nepomuk, der die Werkstatt verlässt, sieht man an, dass er 271 Jahre auf dem Buckel hat. Der Sockel ist zwar stablisiert, Edelstahlnägel geben der Figur ein Skelett, Steinersatz füllt zum Beispiel am Bart oder an der Kopfbedeckung verlorene Stellen. Trotzdem sind die Spuren des Alters nicht verschwunden. "Die alte Oberfläche ist wichtig", sagt Schneider. Ziel der Restaurierung ist daher, möglichst viel davon zu erhalten. Noch vor Jahrzehnten war man da weniger rücksichtsvoll. Fehlte ein Stück an einer Figur, war sie instabil, kam eben Beton drauf. Das Steinersatzmittel, das heute verwendet wird, ist weicher als der Stein, kann mit ihm altern. Die Farbe des Ersatzes wird genau auf den jeweiligen Stein abgestimmt und gemischt.
Gut zwei Jahre war der Nepomuk in der Schleeriether Werkstatt. "Es war Zeit, irgendwann wäre er umgefallen." Wer weiß, wie lange die einzelnen Prozesse und Abschnitte bei der Restaurierung dauern können, wundert sich über diese lange Zeit nicht mehr. Am Anfang steht ein detailliertes Konzept, schildert Klaus Schneider. Die Figur oder der Bildstock wird fotografiert, untersucht, ein Katalog für die Restaurierung erarbeitet. Damit beschäftigt sich dann die Untere Denkmalschutzbehörde. Nach deren Empfehlung wird ein Auftrag vergeben.
Allein das Reinigen mit Bürste und Mikrodampfstrahler braucht schon seine Zeit. Gerade bei Bildstöcken tritt ein besonderes Problem auf: Im Winter dringt das Streusalz in den Stein ein. Ein Gemisch mit Zellstoff saugt das Salz aus dem Stein. Bindemittel, Kleber, brauchen Zeit zum Einwirken. Kanülen wollen gesetzt, Risse abgedichtet werden. "Da steckt wirklich viel Arbeit drin." Und auch Erfahrung: Nicht zu viel, nicht zu wenig machen, ist Schneiders Rezept.
Die Gratwanderung zwischen Renovieren und Restaurieren zeigt Schneider auch am Sockel, der konsolidiert wurde. Ein Teil der Schrift ist verwittert und schwer lesbar. Sie wurde jetzt nicht erneuert, hochglanzpoliert. "Der Stein hat sein Alter, das darf man ihm auch ansehen."
Auch die Farbspuren in den Falten des Gewandes bleiben erhalten. Der Nepomuk war früher vielfarbig bemalt, zeigt Schneider auf die Reste der einstigen Farbenpracht. Wer weiß, wie sich Technik und Untersuchungsmethoden in den nächsten Jahren ändern - "vielleicht kann man in 40 bis 50 Jahren irgendwelche Rückschlüsse draus ziehen".
Auch ein Grund, warum der Denkmalschutz die Dokumentationen über Restaurierungen archiviert. Bei späteren Rettungsaktionen sind die früheren Schritte dann auf einen Blick abrufbar.