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Damit Prospekte nicht im Main landen

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Damit Prospekte nicht im Main landen

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    Im Kellerbüro des modernen Gebäudes sitzt Beate Schneider und telefoniert. Sie ist Zusteller-Betreuerin, das heißt, sie kümmert sich um die Leute, die morgens die Zeitung austragen, koordiniert, sucht Vertretungen. Gerade sagt ein Zusteller ab, seine kleine Tochter hat sich verletzt, er muss sich um sie kümmern. Für vier Tage muss die Betreuerin nun eine Vertretung finden. Und dem Lohnbüro Bescheid geben, dass sie dem Springer das Geld überweist. "Alles eine Frage der Koordination", sagt sie und macht sich Notizen.

    Ihr Schreibtisch ist riesig. Mit ihrem Rollendrehstuhl fährt Beate Schneider von einer zur anderen Seite, holt Leitz-Ordner, guckt in den Computer. Sie ist für die Zeitungsausträger in der Stadt zuständig. Ihre Kollegen Rita Volkmer und Mathias Drescher kümmern sich um den Landkreis Ost und West.

    "Ich liebe diesen Beruf, weil es nie langweilig wird", sagt die 52-Jährige Beate Schneider. Manchmal gibt es aber auch Ärger, müssen Mitarbeiter entlassen werden. "Gerade habe ich erfahren, dass ein Zusteller Prospekte einer Firma nicht verteilt, sondern im Main versenkt hat", sagt sie. Ein Fischer hat sie gefunden und der Firma gemeldet. Das gab Ärger. "Nun schicke ich Kontrolleure, um den Mann überprüfen zu lassen", erklärt die Zusteller-Betreuerin.

    Mittlerweile sind ihre Schützlinge nicht mehr nur für Zeitungen zuständig. Auch Briefe, die per MainPost-Logistik befördert werden, und Prospekte müssen verteilt werden. "Damit haben wir eine noch größere Verantwortung übernommen", sagt sie. Eine Zeitung könne nachgeliefert werden, ein Brief nicht. Und schon greift die 52-Jährige zum Hörer und nimmt eine Reklamation entgegen. Eine Frau hat seit Tagen das Schweinfurter Tagblatt nicht mehr bekommen. Nun heißt es recherchieren, vergleichen und wenn nötig, den Zusteller beobachten.

    Die Zusteller werden meistens per Anzeige gesucht. Auf Beate Schneiders Schreibtisch steht ein dicker Ordner mit Bewerbungen. Die meisten sind Hausfrauen, viele Rentner sind mit von der Partie, aber auch Arbeitslose tragen Zeitungen aus. "Unsere älteste Trägerin ist 82 Jahre und fit wie ein Turnschuh."

    Auch Beate Schneider war, bevor sie beim Main-Post-Zustellservice als Betreuerin anfing, Austrägerin. Sie kennt den Beruf, weiß, wie es ist, nachts mutterseelenallein durch die Straßen zu laufen. "Man muss die Ruhe lieben, um sich wohlzufühlen." Trotzdem habe die Arbeit ihre Vorteile. "Sie ist kinderfreundlich, weil man von 230 bis 6 Uhr unterwegs ist, wenn die Kinder schlafen und der Ehepartner im Haus ist."

    Als Zusteller-Betreuerin liegt sie um diese Zeit im Bett und schläft. Es kommt aber schon mal vor, dass plötzlich das Telefon klingelt. "Hilfe Beate", schrie einmal eine Zustellerin ins Telefon. "Ich bin total erschrocken, dachte an das Schlimmste", erzählt Schneider. Als sie vor Ort war, stellte sich heraus, dass die Zustellerin zwei Kollegen beim Raufen beobachtet hatte. "Sie ist unsere Mutter Theresa", ruft ihr Kollege vom Schreibtisch gegenüber. Es sei eben wichtig, den Kontakt zu den Trägern zu pflegen. Man müsse sich 100-prozentig verlassen können. Ihre Familie steht auf jeden Fall hinter Beate Schneider. Auch wenn sie zu den unmöglichsten Zeiten arbeiten muss.

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