Schon vor der Inbetriebnahme des neuen Leopoldina-Krankenhauses 1981 habe Bülow maßgeblich bei der Planung und Einrichtung der Urologischen Klinik mitgearbeitet - um sie später immer fachkundig weiter zu entwickeln. Jetzt nach 25 Jahren eines erfüllten Berufslebens gehe er in den Ruhestand und so finde die prägende Ära Bülow heute ihren Abschluss, so die Rathauschefin.
Bülow übergebe eine gut funktionierende Klinik, in der Tausende Patienten Heilung oder Linderung ihrer Krankheiten gefunden hätten. Doch Bülow sei mehr als ein Chefarzt der Urologie gewesen: Nämlich eine aufgeschlossene Persönlichkeit, die auch andere Bereiche mit ihrer Eigeninitiative und ihrer gestalterischen Kraft vorangetrieben habe. Auch dabei sei es ihm letztlich immer um das Wohl der Patienten gegangen.
So war Bülow seit 1986 ärztlicher Leiter der Schule für Krankenpflege, 1989 gab er den Impuls zur Gründung der Ökumenischen Krankenhauspflege am Leo, einer Einrichtung, die als "Grüne Damen" heute unentbehrlicher denn je sei. 1991 wurde auf Bülows Betreiben die Krankenhaus-Bibliothek gegründet, 1994 der Förderverein des Leopoldina. All diese Arbeit werde in seinem Sinn fortgeführt, so Grieser.
Leo-Geschäftsführer Adrian Schmuker nannte den scheidenden Klinikchef einen gradlinigen, fürsorglichen und verlässlichen Mediziner, und Prof. Heiko Denecke übergab ein Abschiedsgeschenk der Chefarzt-Kollegen. Hans-Jürgen Ditges, Vorsitzender des Leopoldina-Fördervereins, dankte Bülow für den Anstoß zu dieser Einrichtung, die bisher 250 000 Euro zum Wohl der Patienten investieren konnte.
Prof. Anton Rothhammer verlieh der Feierstunde einen besonderen Akzent: Statt einer Laudatio trug er - auf Wunsch Bülows - ein viel beachtetes Statement zum Thema "Wandel des Chefarzt-Bildes" vor. Eine Ursache dafür sei die unter ökonomischen Druck geratene Politik, die mehrheitsheischende Utopien verfolge und von Systemzwängen ablenke. Denn eigentlich würde die demografische Entwicklung und teurer medizinischer Fortschritt eine Beschränkung im Leistungskatalog der solidarisch finanzierten Medizin unvermeidlich machen.
In den Hirnen von Ökonomen und als Ideologie systemferner Politiker solle nun auch ein neues Chefarztbild Gestalt annehmen: Ihre ärztliche Tätigkeit sollten Chefärzte als System- und Prozessleiter ohne Entscheidungskompetenz leisten, die Verantwortung sollten Manager übernehmen. Natürlich sei ein modernes Management unabdingbar. "Kann es aber in Ermangelung der Kernkompetenz Medizin und Arztsein wirklich die Verantwortung tragen?", fragte Rothhammer.
Nach seiner Meinung sollte man im ärztlichen Handeln auch weiterhin auf bewährte Grundprinzipien vertrauen: Auf Integrität, Kompetenz und Ethos. Denn wie könne ein "zeitgemäßer" Chefarzt, ein "Verfahrensmanager" das Vertrauen eines Patienten erwerben, ihm mit seinem ganzen Wirken an Leib und Seele helfen? Wie könne er ein Team kompetenter Fachärzte überzeugend führen, für Kollegen ein akzeptabler Partner sein? "Wir sollten auch weiterhin in unseren Patienten nicht Kunden, sondern leidende Menschen sehen und uns nicht zu Händlern der Ware Gesundheit degradieren lassen", betonte Rothhammer.
In seinem Schlusswort beleuchtete Bülow Stationen seiner Laufbahn. Er dankte mit herzlichen Worten allen, die ihn auf seinem Weg treu begleitet hätten. Besonderer Dank galt seinem anwesenden, ehemaligen Würzburger Chef, dem Urologen Prof. Hubert Frohmüller, dessen harte kritische, immer Patienten orientierte Schule seine ärztliche Tätigkeit maßgeblich geprägt habe. - Aus der renommierten Urologischen Universitätsklinik Würzburg kommt auch Bülows Nachfolger: Dr. med. Roland Bonfig war dort zuletzt Leitender Oberarzt. Wir werden ihn demnächst vorstellen.