Dekan Oliver Bruckmann erinnert sich an unzählige Unterrichtsstunden und Predigten, in denen das Bild vom liebevoll segnenden Jesus von Walter Habdank im Mittelpunkt stand. Der Künstler war ab den 1970er-Jahren vor allem für seine Holzschnitte zu biblischen Themen bekannt. Er hatte mehr als 250 Ausstellungen, zahlreiche Auftragsarbeiten. Aber es gab auch einen „anderen Habdank“, wie die jetzt eröffnete Ausstellung im Augustinum überschrieben ist. Der mit leichter Hand und oft leuchtenden Farben schöne Landschaften und Blumen.
Für diese Ausstellung gibt es mehrere Gründe. Walter Habdank wurde in Schweinfurt geboren, er wäre im Februar 85 Jahre alt geworden und er hatte eine enge Beziehung zum Augustinum. Er war für Farbe und Form der Wohnstifte, Schulen und Krankenhäuser verantwortlich, gestaltete Empfangshallen und Kapellen, entwickelte schon damals, was man heute Corporate Design nennt, unter anderem mit der Augustina eine eigene Schrift. Das erzählte einer seiner Söhne, der evangelische Pfarrer Johannes Habdank bei der Eröffnung.
Der Sohn zog interessante Parallelen zwischen dem Leben und dem Werk seines Vaters. Seine Eltern leiteten das kirchliche Heim Mariental mit 90 Kindern, die man damals noch schwer erziehbar nannte. „Diese frühen Jahre unter Gruppenzwang mit anderen, die er sich nicht aussuchen konnte, waren für ihn so prägend, dass er zeitlebens ein ausgeprägter Individualist und Nonkonformist wurde“, mit einer großen Abneigung gegen Essen aus Gemeinschaftsküchen. Noch einprägsamer waren wohl die Kriegsjahre. Die Nazis stellten den Heimbetrieb 1940 ein, der Vater wurde kurz inhaftiert, die Familie zog nach München.
Auf dem Gymnasium wurde Walter Habdanks künstlerische Begabung gefördert. Anfang 1945 traf eine Bombe das Elternhaus. Walter und sein Bruder wurden zur Tante nach Würzburg geschickt, wo die beiden beim Bombenangriff am 17. März verschüttet und erst in letzter Minute ausgegraben wurden.
Nach dem Abitur studierte Walter Habdank an der Akademie in München, setzte sich mit dem Expressionismus auseinander. Er unternahm Studienreisen in den Süden – nach Italien fuhr er mit dem Fahrrad – und setzte seine Eindrücke in Landschaftsbilder um.
Einige dieser frühen Aquarelle sind im Augustinum zu sehen. In den 1950er Jahren war der junge Habdank mehrfach in Ausstellungen in München vertreten, erzählte sein Sohn, unter anderem im Haus der Kunst und im Lenbachhaus. Aber wegen seiner kompromisslosen Gegenständlichkeit wurde er auch heftig kritisiert.
„Das Abstrakte war nie seins“, sagte Johannes Habdank und das wird beim Rundgang durch das Wohnstift deutlich. Viele seiner Landschaften und Blumenbilder sind mit großer Geste sehr expressiv gemalt, bewegen sich aber immer im Gegenständlichen.
1956 gestaltete Walter Habdank die erste Kirche, fortan illustrierte er viel christliche Literatur, etablierte sich ab den 1970er Jahren mit seinen Holzschnitten zu christlichen Themen. Sein Sohn berichtete von zahlreichen Auftragsarbeiten, Ausstellungen, von Filmen über seine Arbeit, auch über seine Skulpturen zum Gedenken an den Holocaust. Aber der offizielle Kunstbetrieb habe von seinem Vater mit dessen zunehmender Fokussierung auf religiöse Themen kaum noch Notiz mehr genommen oder ihn als unzeitgemäß abgestempelt. Gleichzeitig sei die Zahl der Abbildungen seiner Werke in Christlichen Büchern, Zeitschriften auch international ins Unüberschaubare gewachsen. Seine Holzschnitte waren selbst für die Menschen in Papua-Neuguinea verständlich. 1995 erschien die von ihm illustrierte „Habdank-Bibel“, ein Exemplar ist in der Ausstellung zu sehen.
2001 starb Walter Habdank in seinem Atelier in Berg am Starnberger See, wo er mit seiner Familie ab 1979 gelebt hatte. Seine Witwe kümmert sich um sein künstlerisches Erbe. Von seinem Grab hat man, wie er es sich gewünscht hatte, Blick auf den See.
„Der andere Habdank“, Landschaften, Blumen, Tiere von Walter Habdank im Augustinum, bis 30. Juni.