„Ohne Interesse hast du keine Chance, Leidenschaft muss schon dabei sein.“ Die sechs jungen Menschen am Tisch haben ihre Ausbildung zum Landwirt abgeschlossen und widmen sich nun ihrer Leidenschaft: der Landwirtschaft.
„Die Landwirtschaft wird einem in die Wiege gelegt“, meint Anita Behr (Wermerichshausen), eine der drei Frauen, die die Ausbildung absolviert haben. Alle sind auf einem Bauernhof aufgewachsen. Auch der Schnackenwerther Florian Brehm, aber er besuchte die Landwirtschaftsschule auch noch der Liebe wegen und „weil's mich interessiert hat“. Seine Freundin führt einen Bauernhof im Haupterwerb. Behr und seine Mitabsolventen Alexander Renninger (Reiterswiesen) und Johannes Hutter (Obbach) wollen als Vollerwerbslandwirte arbeiten. Aber nur Hutter setzt allein auf ein Leben als Landwirt.
Anita Behr ist gelernte Steuerfachangestellte und hat sich zur Bilanzbuchhalterin weitergebildet. „In erster Linie für den eigenen Betrieb“, sagt sie, denn die Familie betreibt einen Aussiedlerhof. Jetzt hat sie die Ausbildung zur Landwirtin absolviert und will gleich den Meisterkurs anschließen. „Aber dann ist Schluss“, meint sie lachend. Ihr Herz hängt am eigenen Betrieb, aber sie kennt die schwierige Situation in der Landwirtschaft. Die Schweinehaltung hat der Aussiedlerhof bereits eingestellt, weil sie sich nicht mehr gelohnt hat. „Man muss sich spezialisieren, um konkurrenzfähig zu bleiben“, erklärt sie. Ob der Betrieb einmal sie selbst und den Bruder, der ebenfalls Landwirt ist, ernähren kann, steht in den Sternen, aber „mir stehen alle Türen offen, auch mal etwas anderes zu machen“, erklärt die junge Frau.
Auf Nummer sicher geht auch Renninger. Er hat zuerst Kfz-Mechaniker gelernt und war dann acht Jahre bei der Bundeswehr, bevor er seine Ausbildung zum Landwirt begann. Man brauche ein zweites Standbein, meint er. Auf seinem Hof wird Milchvieh gehalten – und zwar angebunden. Schon lange gibt es Überlegungen, diese Art der Haltung zu verbieten. Das aber wäre für seinen Hof das Aus, ein neuer Stall müsste gebaut werden und der käme viel zu teuer. Also könnte er nur noch Ackerbau im Nebenerwerb betreiben.
Der Untererthaler Sebastian Hüfner ist gelernter Bautechniker, er wird nach der Ausbildung schweren Herzens in seinen alten Beruf zurückkehren. Einen eigenen Betrieb hat die Familie nicht mehr, und als angestellter Landwirt verdient er zu wenig. Die Natur und Freiheit des Landwirts aber vermisst er schon jetzt: „Ich merk‘ das extrem, man sitzt acht Stunden lang da und macht immer dieselbe Arbeit.“
„Man muss sich spezialisieren, um konkurrenzfähig zu bleiben“
Anita Behr, Landwirtin
Von vorneherein als Nebenerwerbslandwirte wollen Daniel Götz (Röthlein) und Florian Brehm arbeiten, der eine ist Laboringenieur, der andere Elektroniker. „Pünktlich mit der Übergabe des Hofes habe ich meine Ausbildung begonnen“, erzählt Götz stolz. Der Hof ist klein genug, um alleine bewirtschaftet zu werden, aber im Moment ist er ja noch gar nicht allein. „Ich hab‘ ja noch meine zwei Senioren“, erzählt er lachend – Vater und Onkel packen mit an. Götz genießt es, sein eigener Chef zu sein. Er manage alles selbst, und wenn mal was schief geht, „dann muss ich mich halt vor den Spiegel stellen und mit mir selbst schimpfen“.
„Wer einen Acht-Stunden-Tag will, der kann's vergessen“, erklärt Götz. Man sei von vielen Faktoren abhängig, denn ständig änderten sich die Vorschriften. Auch das Wetter spielt einem manchmal einen Streich. Aber in einem sind sie sich alle einig: „Das ist der wichtigste Beruf der Welt.“