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SCHWEINFURTER MAINBOGEN: Das Ja-Wort bleibt im heimischen Rathaus

SCHWEINFURTER MAINBOGEN

Das Ja-Wort bleibt im heimischen Rathaus

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    Gemeinsam in die Zukunft: Die fünf Mainbogen-Gemeinden Gochsheim, Grafenrheinfeld, Grettstadt, Schwebheim und Sennfeld haben ab Mai ein gemeinsames Standesamt mit Sitz in Sennfeld. Heiraten können Paare dennoch weiterhin in „ihren“ Heimatrathäusern.
    Gemeinsam in die Zukunft: Die fünf Mainbogen-Gemeinden Gochsheim, Grafenrheinfeld, Grettstadt, Schwebheim und Sennfeld haben ab Mai ein gemeinsames Standesamt mit Sitz in Sennfeld. Heiraten können Paare dennoch weiterhin in „ihren“ Heimatrathäusern. Foto: Foto: dpa

    Hoffen und Bangen, viel Überzeugungsarbeit und so mancher Stolperstein bestimmten den Weg zu einem gemeinsamen Standesamt der Mainbogen-Gemeinden. Im Mai nimmt es jetzt seine Arbeit auf, allerdings mit einem kleinen Schönheitsfehler: Die Gemeinde Röthlein hat sich ausgeklinkt.

    Bei einer Fahrt ins Ilzer Land im November 2011, wo die Bürgermeister sich Anregungen holten, inwieweit eine interkommunale Zusammenarbeit sinnvoll umgesetzt werden kann, keimte die Idee auf, ein gemeinsames Standesamt im Mainbogen zu gründen. Denn auch dort hatten die Gemeinden ihre Standesämter zusammengelegt.

    Was durch die Umstellung auf ein gemeinsames Personenstandsregister (ZEPR) in Bayern ab 2014 auf die einzelnen Gemeinden zukommen würde, machte den Bürgermeistern Sorge. Neben einem großen Verwaltungsaufwand müsste jede Gemeinde dauerhaft drei Standesbeamte vorhalten, deren Aus- und Fortbildung hohe Kosten verursachen würde. Sogar die Bayerische Staatszeitung stellte in einem Artikel über die Umstellung aufs ZEPR vom März 2013 fest: „Für viele kleine Standesämter im Freistaat dürfte sich die Eigenständigkeit dann nicht mehr lohnen.“

    Kaum war die Idee geboren, begann die mühevolle Kleinarbeit. Ursula Weidinger von der Koordinationsstelle Schweinfurter Mainbogen bekam den Auftrag, den Ist-Zustand der einzelnen Standesämter zu ermitteln und die gesetzlichen Möglichkeiten zu prüfen.

    Landkreis-Standesamt gescheitert

    Unterbrochen wurden die Arbeiten am gemeinsamen Standesamt für die Zeit, in der der Landkreis versuchte, ein zentrales Standesamt für die Landkreisgemeinden zu errichten.

    Nach dessen Scheitern arbeiteten die Mainbogen-Gemeinden weiter an ihrer Idee. Die zeitnahe Umstellung in das digitale Register im ersten Halbjahr 2013 machte das Vorhaben dringlich.

    Nach einem Besuch der beiden Bürgermeister von Sennfeld und Schwebheim, Emil Heinemann und Hans Fischer, im Innenministerium im August 2012 gab es endlich grünes Licht. Die Bewerbung Sennfelds um das Standesamt ließen das Projekt konkret werden.

    Jetzt galt es vor allem Überzeugungsarbeit zu leisten, bei der Bevölkerung ebenso wie in den Räten. Einige Gemeinderäte befürchteten, hier werde hoheitliches Recht der Gemeinde leichtfertig abgegeben. Das Standesamtsrecht aber ist Bundesrecht, die Ausführung ist an die Länder delegiert, die wiederum die Kommunen zu dieser Aufgabe bevollmächtigten.

    Größte Sorge der meisten Bürger war wohl, dass sie nicht mehr in ihrem Rathaus getraut werden können. Auch diese Befürchtung erwies sich als unhaltbar. Nach wie vor dürfen die Bürgermeister der Gemeinden Trauungen vor Ort durchführen und auch ihre Urkunden können die Bürger wie immer in der eigenen Gemeinde abholen.

    Statistisch gesehen geht heutzutage jeder Bürger nur einmal in zehn Jahren aufs Standesamt. Geburten werden vom Krankenhaus und Sterbefälle meist vom Bestattungsinstitut weitergemeldet. Nur wer ein Aufgebot bestellen, aus der Kirche austreten oder seinen Namen ändern will, muss dies vor Ort in Sennfeld tun. Auch Vaterschaftsanerkennungen und Ehefähigkeitszeugnisse fallen in den Aufgabenbereich des Mainbogen-Standesamts.

    Für Weidinger und den Geschäftsleiter von Sennfeld, Markus Habersack, begann noch einmal ein aufwändiges Verfahren. Sie mussten bei den Behörden den Namen „Standesamt Mainbogen“ durchsetzen. Die Regierung hatte angeregt, „Standesamt Schweinfurter Mainbogen“ zu verwenden, um sich so von anderen Mainbögen abzugrenzen.

    Für 22 000 Bürger

    Schließlich wurde auch diese Hürde mit Unterstützung des Innenministeriums noch genommen und die Regierung von Unterfranken sagte eine Förderung von 30 000 Euro für dieses Vorhaben zu.

    Im noch provisorischen Standesamtszimmer in Sennfeld warten die Verwaltungsangestellten nun auf ihr Siegel: das Staatswappen mit der Umschrift „Standesamt Mainbogen“. Wenn 2014 der Rathausanbau abgeschlossen ist, wird das Mainbogen-Standesamt dort seine offizielle Bleibe finden. Vier Standesbeamte betreuen jetzt knapp 22 000 Bürger. Leiter des Standesamtes ist Emil Heinemann, der auch die notwendige Ausbildung als Vollstandesbeamter hat, Markus Habersack fungiert als sein Stellvertreter. Ulrike Kummer und Ralf Simmat sind Standesbeamte.

    Kummer wechselt von der Gemeindeverwaltung Grettstadt, wo sie Leiterin des Standesamts war, aber auch andere Verwaltungsaufgaben hatte, nach Sennfeld. Hier ist sie nur noch für das Standesamtswesen tätig. Sie freut sich auf ihre neue Aufgabe. „Mir hat's schon immer viel Spaß gemacht; wenn ich in Grettstadt geblieben wäre, hätte ich diese Arbeit aufgeben müssen“, erklärt sie.

    Kummer weiß auch, dass das Standesamtswesen immer komplizierter wird und wirklich gut aus- und weitergebildete Fachleute erfordert. Allein das Namensrecht werde immer verzwickter, vor allem wenn dann auch noch ausländische Namen dazukämen.

    Die Prüfung der Ehefähigkeit bedarf oft eines großen bürokratischen Aufwands. Um Urkunden aus dem Ausland zu beschaffen oder auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, müsse oft die Botschaft und ein Vertrauensanwalt eingeschaltet werden. Außerdem gelte für die Brautleute jeweils das Recht ihres Heimatlandes, was die Angelegenheit auch nicht einfacher macht.

    Im Augenblick aber hat Kummer ganz andere Sorgen. Erst einmal muss das Standesamt in Grettstadt zu einem guten Abschluss gebracht werden. Dann müssen Personenstandsbücher, Familienbücher und Sammelakten abgeschlossen, verpackt und nach Sennfeld transportiert werden. Am 30. April stehen die letzten Übermittlungen an das Statistische Landesamt an.

    An diesem Tag und am 2. Mai beginnt dann der Aufbau in Sennfeld: Die Gemeinden bringen ihre Unterlagen und Kummer muss einrichten. Fast alle Urkunden aus dem gesamten Standesamtsbereich befinden sich dann im Mainbogen-Standesamt. Bei Geburten geht dies um 110 Jahre zurück, bei Eheregistern 80 Jahre und bei Sterberegistern 30 Jahre. Die restlichen Urkunden bleiben in den Archiven der Gemeinden.

    Standesamt Mainbogen, Hauptstraße 11, 97526 Sennfeld

    Tel. (0 97 21) 76 51 28 oder 76 51 22

    E-Mail: standesamt.mainbogen@ sennfeld.de

    Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis12 Uhr, Montag von 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 13.30 bis 17.30 Uhr

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