Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: Das Musikerviertel wird schrumpfen

SCHWEINFURT

Das Musikerviertel wird schrumpfen

    • |
    • |
    Blick auf die Sankt-Kilian-Straße mit der Kilianskirche. Die Wohngebäude entstanden ab 1920.
    Blick auf die Sankt-Kilian-Straße mit der Kilianskirche. Die Wohngebäude entstanden ab 1920. Foto: Foto: Anand Anders

    „Heute hat das Musikerviertel wenigsten den Discounter Lidl“, freut sich die frühere Stadträtin Hildegard Kuther, die sich noch an „Laden an Laden“ in der Richard-Wagner- und der Ignaz-Schön-Straße erinnert. Bäckereien und Metzgereien gab es, aber auch ein Milchgeschäft, die Heißmangel, Kurzwaren, den Kupsch und weitere Lebensmittelgeschäfte, ein Fotogeschäft, mehrere Gaststätten, das Café Schmidt, eine Schneiderei und einen Frisör.

    Straßen nach Musikern benannt

    Das für die Schweinfurter eigentliche Musikerviertel liegt südlich und nördlich der Niederwerrner Straße zwischen der Nikolaus-Hofmann- und der Franz-Schubert-Straße. Musikerviertel heißt es, weil die Stadt die Straßen nach Musikern benannte. Erst mit den 1950er Jahren kam die Bebauung westlich der Richard-Wagner-Straße mit dem Volksfestplatz, den beiden Kirchengemeinden St. Michael und Dreieinigkeit sowie der amerikanischen Wohnsiedlung Askren Manor hinzu.

    Begrenzt wird heute das Musikerviertel im Westen von der Wern, im Süden vom Stadtteil Bergl und der Großindustrie (Schaeffler), im Osten von der Fritz-Drescher und der Nikolaus-Hofmann-Straße sowie im Norden durch die Gartenstadt.

    Zwei große Bauphasen

    Ab 1920 entstand die damals üblichen Blockbauten sündlich und nördliche der Niederwerrner Straße. Zwei große Kirchen an zwei Plätzen sollten den Mittelpunkt des Stadtteils bilden, wovon aber nur die Kilianskirche realisiert wurde, da der Kasernenbau an der Niederwerrner Straße die ursprüngliche Planung stoppte.

    Der Eisenbahnerblock an der Moritz-Fischer-Straße steht für den damaligen Baustil, der drei Obergeschosse und Mansarddächer bevorzugte. Geschichtsträchtig ist die zum Musikerviertel zählende Bellevue zwischen Wern und B 303. Zum Bereich der „Schussermühle“ gehören auch die beiden Wüstungen Hilpersdorf (wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg aufgegeben) und Affeltrach (bereits im 14. Jahrhundert aufgegeben). Die „Schussermühle“ entstand 1791. Bauherr war der Kaufmann Johann Georg Gademann. 1803 erwarben die Gebrüder Fichtel das Anwesen. Die Mühle diente wechselnden Zwecken (Schleifmühle, Getreidemühle, Produktion von Buntfarben, Papierfabrik, Konservenfabrik). Die heute noch stehende Villa an der Zufahrt zur Bellevue baute Wilhelm Wolf um 1830.

    Das Viertel der Schulen

    Mit Kindergärten und vor allem mit Schulen punktet das Musikerviertel. Ganz im Westen des Schulgürtels stehen die Fachakademie für Sozialpädagogik und das Berufliche Schulzentrum Alfons Goppel. Es folgen die Montessorischulen, die Georg-Schäfer-Berufsschule, das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, die Fachhochschule und das Bayernkolleg, das Olympia-Morata-Gymnasium, die Walther-Rathenau-Schulen, die Ludwig-Erhard-Berufsschule, die Wilhelm-Sattler-Realschule, die Fachober- und Berufsoberschule sowie – ganz im Osten – die Grundschule an der Körnerstraße.

    Mit dem künftigen Stadtteil auf den 28 Hektar von Askren Manor werden die Stadtteilgrenzen alsbald neu zu ziehen sein. Die amerikanische Wohnsiedlung entstand in den 1950er Jahren. Damals entstanden in 34 gleichförmigen dreigeschossigen Zeilen 700 Wohnungen, 13 Doppelhäuser und Gemeinschaftseinrichtungen.

    Neubauten in der Kaserne

    Das 1963 an der Ignaz-Schön-Straße gebaute Balthasar-Neumann-Polytechnikum wurde 1971 Standort der Fachhochschule, die heute in Schweinfurt zehn Studiengänge bietet, darunter Elektro- und Informationstechnik, Mechatronik, Medizintechnik, Logistik, Maschinenbau, Technomathematik und das Wirtschaftsingenieurwesen. Die Anzahl der Studierenden ist von wenigen Hunderten auf heute über 3000 geklettert. Mit dem Internationalen Campus belegt die Hochschule nun auch Flächen in der Kaserne an der Niederwerrner Straße, die für die Wehrmacht in den 1930er Jahren auf 26 Hektar errichtet und nach dem Weltkrieg von der US Army übernommen worden war.

    „Sehr schön“ wohnt Hildegard Kuther an der Richard-Wagner-Straße. Ein lauer Sommerabend im Garten hinter dem Haus sei ein Traum mitten im Grünen und nur 15 Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt, das mit dem Stadtbus ebenfalls bestens zu erreichen sei. Der hohe Ausländeranteil ist nicht zuletzt der Erstaufnahme für Flüchtlinge in der Kaserne geschuldet, auf die die Anwohner setzen, wenn es um den Volksfestplatz geht. Eine Verlagerung auf das Kasernengebiet würde die Parkraumnot und dem Lärm im Westen des Musikerviertels während des Volksfests sowie vor bei und nach Messen, Flohmärkten, der Unterfrankenschau oder dem Vogelschuss ein Ende bereiten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden