Es geht los. Am Mittwoch rückten Bagger der Gerolzhöfer Firma Hoch- und Tiefbau Müller auf dem Areal zwischen Nützelbach und Berliner Straße nahe dem Hochhaus an und begannen, den dunkelbraunen Oberboden der bisherigen Äcker abzutragen.
Bis Ende Oktober sollen Wasserleitung, Kanäle, Kabelanschlüsse, Beleuchtung und Straßen fertig sein für die 31 Grundstücke, die dann ab Frühjahr 2017 bebaut werden können. Die Arbeiten leistet die Firma Müller in Arbeitsgemeinschaft mit der Firma Newo aus Horhausen.
Gebaut werden laut Jürgen Kneißl vom Stadtbauamt 475 Meter Straße, 450 Meter Wasserleitung, 445 Meter Regenwasserkanal und 835 Meter Schmutzwasserkanal. Im Süden entsteht ein Erdbecken als Regenrückhaltebecken mit einem Volumen von 260 Kubikmetern.
Alleine die Erschließungskosten wurden mit 1,7 Millionen Euro für die gut drei Hektar am Nützelbach berechnet. Damit wird dieses Wohnbaugebiet das teuerste, das es jemals in Gerolzhofen gab. Das gilt nicht nur für die Stadt, sondern auch für die Häuslebauer. „Unter einer halben Million dürfte hier niemand rausgehen“, schätzt Bürgermeister Thorsten Wozniak.
Dennoch ist das Interesse riesengroß, berichtet das Stadtoberhaupt. Für die 31 Grundstücke stehen 70 Bewerber auf seiner Liste. Die Tendenz geht dabei zum großen Grundstück. Am Nützelbach ist zwischen 600 und knapp 1000 Quadratmetern alles zu haben. Die Grundstückspreise bewegen sich zwischen 70 und 90 Euro pro Quadratmeter plus 54 Euro für die Erschließung.
Beim Tiefbau auf Funde achten
Die Grabungen nach keltischen Siedlungsresten (wir berichteten mehrfach) können nicht auf die Erschließung umgelegt werden. Diese Kosten könnten sich nun doch auf bis zu 100 000 Euro summieren, berichtet der Bürgermeister. Das wird die Stadt tragen. Die Grabungen sind noch nicht ganz abgeschlossen.
Immer wenn der Boden bei der Bebauung an Stellen aufgemacht wird, an denen Funde zu vermuten sind, werden die Archäologen dabei sein. Wozniak lobt hier die Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege, das am Nützelbach keineswegs als Bremser auftrete.
Die Interessenten für Bauland kommen zu zwei Dritteln aus Gerolzhofen. Der Rest stammt aus der nähren und weiteren Umgebung bis zur Stadt Würzburg. Das klassische Klientel ist die junge Familie mit Eltern zwischen 30 und 45. Aber auch bei der Generation zwischen 50 plus und 60 minus besteht großes Interesse. Die ersten Verträge haben das Rathaus bereits verlassen. Die Besitzübergabe soll zum 15. November erfolgen.
Die künftigen Hausbesitzer werden durchaus in einer exklusiven Gegend wohnen. Im Osten des gänzlich eingegrünten Baugebiets schließt sich das Naherholungsgebiet am Nützelbach an. Im Süden wird der Bach renaturiert. Der Wasserlauf verliert seinen Reißbrettcharakter und wird mäandrieren. Dieser Bereich im Süden ist Renaturierungs-und Ausgleichfläche für das Baugebiet. Daran schließt sich das freie Feld an.
Versorgung
Auch die Anbindung an die Innenstadt ist komfortabel. Wer sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad aufsuchen will, braucht nur die Kolpingstraße zu überqueren. Ansonsten verläuft die Route über Fuß- und Radwege bis zur Graben- und Breslauer Straße.
Eine Besonderheit des Baugebiets ist auch die flächendeckende Kaltwärmetechnik (nur wer ein Nullenergiehaus bauen will, braucht sich nicht anzuschließen). Die Unterfränkische Überlandzentrale wird die verfügbaren Grundstücke mit einer Wärmequelle auf Basis von jeweils zwei Erdwärmesonden erschließen.
Bei einer Erdwärmesonde wird ein Bohrloch im Durchmesser von 18 Zentimeter auf eine Tiefe von bis zu 100 Meter niedergebracht. In dieses Bohrloch werden zwei Sondenrohre eingeführt und danach mit Verpressmaterial, einer zementartigen Masse verfüllt.
Durch das abbindende Verpressmaterial wird eine gute Wärmeübertragung vom umgebenden Gebirge zu den Sondenrohren erreicht und eine Längsverbindung von Grundwasser im Bohrloch verhindert.
Eine frostsichere Wärmeträgerflüssigkeit wird nun im Kreislauf zwischen Erdwärmesonde und einer bauseitig zu errichtenden Wärmepumpe geführt. Dabei wird in der Wärmepumpe der Wärmeträgerflüssigkeit Energie entzogen, die Temperatur sinkt von etwa fünf auf zwei Grad ab.
In der Erdwärmesonde wird die Wärmeträgerflüssigkeit von zwei wieder auf fünf Grad erhöht, die Energie kommt kostenlos aus dem Erdreich. Wegen dieses sehr geringen Temperaturniveaus spricht man von einer „Kaltwärmeversorgung“.
Keine Spekulationen
Und noch etwas, was nicht ganz gewöhnlich ist: Die Stadt hat zu 100 Prozent die Hand auf dem Bauland. Deswegen wird am Nützelbach keine Grundstücksspekulation möglich sein. Es besteht nämlich ein Bauzwang von zwölf Monaten, beginnend ab dem 1. Januar 2017. Bis zum Jahresende 2017 sollte mindestens der Rohbau stehen.
Wozniak: „Wer bis dahin nur eine Baugrube oder eine Kellerwand hat, wird Schwierigkeiten bekommen.“ Baulücken sind nämlich am Nützelbach absolut nicht erwünscht.