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GEROLZHOFEN: Das Weinfest kostet künftig Eintritt

GEROLZHOFEN

Das Weinfest kostet künftig Eintritt

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    Ob der künftig fällige Eintritt zum Gerolzhöfer Weinfest den Gästen die Stimmung vermiesen wird oder ob Verständnis dafür aufkommt, wird das nächste Fest im Juli zeigen.
    Ob der künftig fällige Eintritt zum Gerolzhöfer Weinfest den Gästen die Stimmung vermiesen wird oder ob Verständnis dafür aufkommt, wird das nächste Fest im Juli zeigen. Foto: Foto: Matthias Endriss

    Bevor die Gläser mit dem ersten Schoppen klingen, müssen die Besucher des Weinfests 2017 im Juli zum ersten Mal ein Kassenhäuschen passieren und einen Obolus in Form eines Eintrittsgeldes entrichten.

    Das hat der Stadtrat am Montag mit einer 11:6-Mehrheit beschlossen. Zahlen müssen alle ab 16 Jahren mit Ausnahme der Anlieger des Weinfestbereichs. Für den Einzeleintritt werden zwei Euro fällig, eine Dauerkarte kostet vier Euro.

    Hintergrund der gewiss unpopulären Entscheidung: Die Stadt als Ausrichterin des beliebten Weinfests macht Jahr für Jahr ein erkleckliches Defizit. Seinen Höchststand erreichte das Minus im Jubiläumsjahr 2014 mit knapp 39 000 Euro, zuletzt waren es noch gut 30 000 Euro. Die Bauhoflöhne abgezogen, ergab sich in den vergangenen Jahren immer noch ein Fehlbetrag zwischen 10 000 und 20 000 Euro pro Weinfest.

    Stadt seit 2007 Ausrichter

    Tourist-Info-Chefin Beate Glotzmann, die zusammen mit Zweitem Bürgermeister Erich Servatius das Weinfest leitet, gab einen detaillierten Einblick in Einnahmen und Ausgaben rund um das Fest, das die Stadt seit 2007 nach dem Rückzug des damaligen Förderkreises (heute Gerolzhofen-aktiv) ausrichtet. In den Anfangsjahren lag der Zuschuss noch bei 14 000 bis 20 000 Euro, die erstmals 2012 überschritten wurden.

    Die Ausgaben wurden immer höher, weil die Stadt eine professionelle Bühne mit Licht- und Tontechnik angeschafft hat, weil mittlerweile ein Reinigungsdienst eingesetzt wird und ein Sicherheitsdienst zur Auflage wurde. Die Einnahmen, etwa durch Standgebühren, blieben dagegen relativ konstant.Als Möglichkeit, das Dauerdefizit zu verringern, sieht Beate Glotzmann bei den Ausgaben nur Einsparungen, die zu Lasten der Qualität und des Angebots gehen. Hier wäre denkbar, nur noch am Marktplatz zu feiern und den Spitalhof und Spitalgarten aufzugeben. Um die Einnahmen zu steigern, gebe es nur die Erhöhung der Standgebühren oder eben die Erhebung eines Eintrittsgeldes.

    Fünf Kassenhäuschen

    Nach dem Entwurf von Beate Glotzmann könnten fünf Kassenhäuschen aufgestellt werden. Drei weitere Zugänge zum Festgelände sollen durch Bauzäune abgesperrt werden. (siehe Grafik). Eintritt muss am Freitag und Samstag von 17 bis 23 Uhr. Den Sonntagnachmittag, der als Familiennachmittag deklariert ist, will die Festleitung frei von Eintritt halten und erst von 18 bis 22 Uhr kassieren. Am Montag wird Eintritt von 17 bis 22 Uhr fällig. Die Anwohner des Festgeländes sollen vom Eintritt befreit werden.

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    Dieser Entwurf ist nur vorläufig und muss erst noch mit Polizei, Feuerwehr und anderen Stellen abgesprochen werden.

    Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) erklärte, es sei Wunsch des Stadtrats beziehungsweise des Rechnungsprüfungsausschusses gewesen, nach Möglichkeiten zur Defizitminderung zu suchen.

    Günter Iff (Freie Wähler) fehlte in Beate Glotzmanns Präsentation eine Kosten-Nutzen-Analyse, also zum Beispiel, welcher Personalaufwand für das Kassieren gebraucht wird und wie viele Leute dem Weinfest fernbleiben könnten, weil es Eintritt kostet.

    Reaktion der Besucher ungewiss

    Die Kosten für die Maßnahme schätzt die Festleiterin auf bis zu 6000, die Einnahmen auf rund 10 000 Euro. Wie die Besucher auf den Eintritt reagieren, sei unmöglich vorherzusagen.

    „Gerolzhofen-aktiv hätte sich wohl nicht zurückgezogen, wenn mit dem Weinfest ein Geschäft zu machen wäre“, leitete Arnulf Koch (CSU) seinen Pro-Eintritt-Vortrag ein. Die Stadt sei bestrebt, ein gutes Weinfest anzubieten, deswegen sei eine Refinanzierung gerechtfertigt. Ein Vorteil des Eintritts sei es auch, „dass wir dann endlich mal wissen, wie viele Leute eigentlich beim Fest sind.“ Als Chef des Rechnungsprüfungsausschusses stellte er klar, dass die Prüfer nicht das Defizit an sich kritisieren, sondern dass der Defizitrahmen nie eingehalten werde.

    Der Akzeptanz für das Fest sei Eintritt nicht förderlich, meinte Thomas Vizl (Geo-net). Lieber solle man die Standgebühren erhöhen, für Vereine vielleicht um zehn Prozent, für kommerzielle Betreiber noch mehr.

    Günter Iff ergänzte Vizls Forderung noch um den Vorschlag höherer Schoppenpreise. Nicht viel hielt er von Arnulf Kochs Anregung, das Eintrittsgeld nur testweise einzuführen, das könne man bei einem neuen, aber nicht bei einem so etablierten Fest machen.

    Servatius: Öffentlichkeit muss uns durch Verständnis helfen

    „Ich bin dafür, dass es das Weinfest weiter gibt, deswegen setze ich mich auch als Festleiter ein“, kommentierte Zweiter Bürgermeister Erich Servatius (SPD). Gerolzhofen könne auf diese Veranstaltung nicht verzichten, „aber nun muss uns die Öffentlichkeit durch den Besuch und das Verständnis für ein Eintrittsgeld helfen.“

    Ingrid Feil (CSU) hält es für schwierig, Personal für die Kassenhäuschen zu finden. „Die Leute dort bekommen ja vom Weinfest nichts mit.“

    Schon früger große Verlust

    Dass es früher auch schon große Verluste der Stadt durch das Weinfest gegeben hat, behauptete Heinz Lorz (Bürger für Gerolzhofen). Die damals noch bestehenden Stadtwerke haben den Strom gesponsert und die Bauhoflöhne seien woanders hingeschrieben worden. Ein Eintrittsgeld würde besonders die Gerolzhöfer vergraulen.

    Schließlich offenbarte sich Thorsten Wozniak als Verfechter des Eintritts. Dann müssten auch die bezahlen, die gar nichts konsumieren, sondern nur das Ambiente des Fests genießen wollen.

    Bei der Abstimmung votierten die Geo-net-Fraktion, Günter Iff, Rainer Krapf und Heinz Lorz gegen den Eintritt.

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