Branko hat eine kleine Pils-Stube am Zeughaus. Er lebt vom Frühschoppen, von den Bierchen in der Mittagspause, von den Rentnern am Nachmittag und all jenen, die nach der Arbeit einkehren, sich unterhalten wollen. Branco ist über 60, ist eigentlich ein Verfechter des „Rauchverbots“. Doch nach eineinhalb Monaten wünschte er sich, dass das Schutzgesetz erst nach seinem Ruhestand gekommen wäre.
Rauchverbot „weggeschluckt“
Er hat Gäste verloren, Gäste, für die zum Bier oder zum Wein die Zigarette gehört. Manche, sagt er, „haben das Rauchverbot einfach weggeschluckt. Andere habe ich seither kaum oder gar nicht mehr gesehen“. Einen Zigarettenautomaten hat er im Lokal. Doch der steht nicht mehr unter Strom. Weil die Leute nicht rauchen dürfen, werde er nicht mehr gebraucht, die Stromkosten seien höher als der Gewinn, der ihm vom Verkauf weniger Zigarettenpackungen bleibe.
Auch Stammgast Ronny kauft hier nur noch selten Zigaretten. Früher hat er meist in der Kneipe geraucht, in der Woche drei Packungen „vernichtet“. Jetzt braucht er nur noch eine und findet das „gut so“.
Wer zum Erdinger Weißbräu am Kornmarkt geht, kann nicht übersehen, was der Inhaber von dem „Rauchverbot“ hält. Gleich neben der Getränkekarte erklärt ein Schriftstück, dass in dem Lokal weder zur Kommunalwahl noch zur Landtagswahl Wahlveranstaltungen der CSU stattfinden dürfen. Schließlich habe die CSU-Landtagsfraktion das Rauchen verboten, bedrohe seine Existenz. Einen Zigarettenautomaten gibt es dort. Und zumindest die Bedienung meint, dass der in den Abendstunden recht gut aufgesucht werde.
Andere Gaststätten äußern sich ähnlich. Es wird geschimpft, Automaten werden als „überflüssig“ eingestuft.
In Schweinfurt Stadt und Land gibt es nur noch einen großen Automatenaufsteller, die Firma Wolf Tabakwaren in Dingolshausen. Sie hat auch die Stepf-Automaten übernommen. Und dort in der Geschäftsführung spricht man aktuell von „Wasserstandsmeldungen“. Bei Speise-Gaststätten wird kein Absatz-Einbruch befürchtet. In den (Theken-)Kneipen sei das wohl anders. Ansonsten müsse man die Entwicklung abwarten. Gleiches sagt die Geschäftsführung zum Großhandel mit Tabakwaren.
Bei Tabak-Heusinger in der Hohen Brückenstraße erfahren wir, dass es weder mehr, noch weniger Kundschaft seit 1. Januar in dem kleinen Laden gibt. Allerdings habe sich das Verbraucherverhalten geändert. Verstärkt nachgefragt seien – weil billiger – Zigaretten-Tabak samt Hülsen oder Papier und auch Zigarillos.
Dass die Raucher Alternativen zur Kneipe finden, zeigt der Weg zur Markthalle. Im Straßencafé auf dem Georg-Wichtermann-Platz qualmt es kräftig. Auf den Tischen füllen sich die Aschenbecher.
Weder die Mitarbeiterin im Kiosk am Bahnhof noch die im Tabakladen in der Markthalle haben eine gravierende Änderung beim Umsatz vermerkt. Die Kollegin im Tabakladen am Marktplatz jedoch schon. Die Stammkundschaft kaufe seltener, was auch klar sei. Die Zigaretten tagsüber, die man diesen verwehre, würden abends nicht „nachgeraucht“, sagt sie.
Nicht mit Zahlen belegbar ist die „Aus-dem-Bauch-Meinung“ einer Kassiererin in einem Supermarkt. Auf das Band zur Kasse werden danach nicht mehr und nicht weniger Tabakwaren als vor dem Jahreswechsel gelegt. Gleiches ist bei einer Tankstelle in Dittelbrunn zu erfahren.
Über die Raucher-Clubs darf sich dagegen der Automatenaufsteller freuen. Dort ist der Trend klar: Der Anteil der Raucher steigt, damit der Konsum und damit der Umsatz.