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GOCHSHEIM: Den Planbaum gibt's bald scheibchenweise

GOCHSHEIM

Den Planbaum gibt's bald scheibchenweise

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    Den Planbaum gibt's bald scheibchenweise
    Den Planbaum gibt's bald scheibchenweise

    120 Jahre stand die alte Kastanie am Plan in Gochsheim. Bis Montag vor einer Woche. Dann fraß sich kreischend die Motorsäge in das alte Holz. Der Planbaum musste fallen – nicht nur der Umbaupläne wegen. Zu alt war der Methusalem, zu gering seine errechnete Lebenserwartung. Bürgermeister und Gemeinderäte hatten sich mit Wehmut gegen ihn und für eine Neupflanzung entschieden (wir berichteten).

    110 Jahre lang hatten die Gochsheimer an der Kirchweih um die mächtige Kastanie getanzt, unzählige Male hatten kurzbehoste Steppkes an sonnigen Herbsttagen die Früchte aufgesammelt, später als junge Burschen so manches Mädchen im Schutz des weit ausladenden Blätterdachs geküsst. Zwei Weltkriege hatte die Kastanie unbeschadet überstanden, den Umbau des Plans nicht.

    Zu groß war das Risiko, schon in 15 oder 20 Jahren den alten Baum kostenträchtig ausgraben und ersetzen zu müssen. Bürgermeister Wolfgang Widmaier und seine Gemeinderäte hatten dies im November vergangenen Jahres einsehen müssen – und schweren Herzens das Todesurteil gesprochen.

    Drei Meter Holz

    Vor einer Woche fiel der Baum. Die Befürchtungen, der Stamm könne von innen heraus krank und morsch sein, bewahrheiteten sich indes nicht, teilte Bürgermeister Wolfgang Widmaier den Gemeinderäten erleichtert mit. Er informierte das Gremium, dass sich der Stamm nach dem Fällen als gesund erwiesen hatte. Somit könne zumindest das Holz verwertet werden. Auf über drei Meter Länge gebe der mächtige Stamm zahlreiche Holzbohlen her.

    Tatsächlich wird der Baum keineswegs den Weg alles Irdischen gehen oder gar als Hackschnitzel in der neuen Anlage im Bauhof verschwinden. Er wird nicht in der Erinnerung der Gochsheimer versinken, sondern – verarbeitet als Möbel – inmitten der Gemeinde weiter existieren.

    Laut Widmaier hat sich bereits ein Gochsheimer Schreiner gemeldet, der gerne den ganzen Stamm genommen hätte. Das käme aber keinesfalls in Frage.

    Vielmehr solle der Baum, beziehungsweise das, was daraus werden wird, allen Einwohnern zugänglich sein. Als Sitzgruppe oder Gedenkwürfel auf dem Plan, wie aus dem Gemeinderat schon vor längerer Zeit vorgeschlagen, tauge das Kastanienholz jedoch nicht. Es würde innerhalb weniger Jahre verrotten, so Widmaier. Der Stamm könne aber eine Metamorphose durchmachen und zu einem Möbelstück verarbeitet werden.

    Erinnerungsscheiben

    So wurden die starken Äste laut Bürgermeister Widmaier zunächst in insgesamt 60 etwa fünf Zentimeter dicke Baumscheiben zerschnitten. Diese sollen als Erinnerungsstücke ab zehn Euro verkauft werden. Auch die dünneren Äste könnten als Erinnerungsscheiben Einzug in Gochsheimer Wohnzimmer finden. Den Erlös aus dem Verkauf möchte Widmaier gerne in die Jugendstiftung der Gemeinde geben.

    Ob den Gochsheimern die Erinnerungsscheiben gefallen könnten? Gut möglich. Fiel doch das Urteil der ersten Gochsheimer, die eine solche Planbaum-Erinnerungsscheibe zu Gesicht bekamen, durchweg positiv aus. Was Geschäftsleiter Udo Böhnlein dem Gemeinderat zeigte, fand Gefallen. Bei Jürgen Mayerl sogar so viel, dass er spontan Beifall zollte.

    Nur scheibchenweise wird der Planbaum den Gochsheimern allerdings nicht erhalten bleiben. Nach Beratungen in der Pause zeigt die Tendenz im Rat in Richtung einer Sitzbank für das historische Rathaus. Pärchen, die sich im Schatten der mächtigen Kastanie den ersten Kuss gaben, können so noch ein wenig auf einer vom Planbaum beseelten Bank kuscheln. Über das zweite Leben des Gochsheimer Planbaums und die weitere Vorgehensweise werden die Gochsheimer rechtzeitig informiert, so Geschäftsleiter Böhnlein auf Nachfrage. Sich vorher um Baumscheiben zu bemühen, bringe nichts. Gochsheim muss warten.

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