Als ich in dieser Zeitung am 23. Januar anlässlich des 300. Geburtstages von Friedrich dem Großen im überregionalen Teil den Beitrag „Friedrichs Spuren nach Franken“ las, in dem über eine Ausstellung über ihn in der Plassenburg in Kulmbach berichtet wird, erinnerte ich mich, dass der Grabfelder Heimatgeschichtsforscher, Schulamtsdirektor i.R. Leo W. Hamm, vor vielen Jahren einmal einen Beitrag über die Durchreise des damaligen Kronprinzen Friedrich und seines Vaters durch das Grabfeld verfasst hatte. Der Blick in mein Stichwortverzeichnis half schnell den betreffenden Aufsatz zu finden. Hamms Abhandlung mit der Überschrift „König Friedrich Wilhelm I. in Preußen auf Durchreise - 1730“ erschien in dem vom Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld 1988 wieder aufgelegten Königshöfer Heimatblatt „Am Kornstein“.
Der Sohn des wegen seiner Strenge und eisernen Sparsamkeit „Soldatenkönig“ genannten Königs Friedrich Wilhelm I. (1713-1740), der spätere König Friedrich II. der Große (1740-1786), hatte kein gutes Verhältnis zu seinem Vater und wurde spartanisch erzogen. Er dachte deshalb an eine Flucht aus dem Vaterhaus. Sein Ziel war England, wo Verwandte seiner Mutter lebten.
Friedrich war 18 Jahre alt, als der König mit dem Kronprinzen und einigem Gefolge, darunter Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, genannt der Alte Dessauer, eine Reise an den Rhein unternahm. Er beabsichtigte zunächst über Meuselwitz in Sachsen, wo der ihn begleitende kaiserliche Gesandte am preußischen Hof, Graf Friedrich Heinrich von Seckendorf, Besitztum hatte, zu reisen. Danach sollte es über Coburg und Bamberg nach Ansbach gehen.
Friedrich gedachte die Aufenthalte in fremden Landen zur Flucht zu nützen und leitete die entsprechenden Vorbereitungen ein. Der König hatte aber von dem Fluchtplan Kenntnis erhalten und gab den Offizieren, die mit seinem Sohn im selben Wagen fuhren, den Auftrag, ihn ja nicht aus den Augen zu verlieren.
„Denkwürdig für Ballingshausen
Der König änderte ab Meuselwitz die ursprünglich geplante Reiseroute, um zum einen militärische Erfahrungen und Kenntnisse zu sammeln, und zum anderen die Fluchtpläne seines Sohnes zu durchkreuzen. Er mied die Strecke von Coburg nach Bamberg und reiste nun von Coburg über die Lederhecke nach Königshofen, wo er insbesondere die weithin bekannte Festung in Augenschein nahm. Anschließend führte die Reise über Merkershausen, Kleinbardorf, Sulzfeld und Stadtlauringen nach Schweinfurt.
Zuvor übernachtete der Tross jedoch in Ballingshausen. Über diesen Aufenthalt berichtete Sebastian Zeißner bereits 1928. Er zitierte aus dem dortigen Gemeindebuch, in dem es heißt: „Den 10then Juli 1734 seindt Ihro Majestät der König von Preußen dahier übernachtet, und zwar was das denkwürdigste ist, daß Ihro Majestät der König in des Hanns Wolff Kellers Scheuer geschlafen hat. Wo dann andern Tags solche sich erhoben und sich nachher an den Rheinstrom begaben.“ Über Umwegen erreichten sie den Rhein und hier wagte Friedrich zusammen mit seinem Freund Hans Hermann von Katte am 5. August 1730 dann doch die Flucht. Sie scheiterte und der Soldatenkönig drohte, beide wegen Fahnenflucht hinrichten zu lassen. Sie wurden vor das Kriegsgericht gestellt und zu lebenslanger Festungshaft verurteilt. Friedrich Wilhelm I. verschärfte die Verurteilung des 26-jährigen von Katte zu einem Todesurteil und ordnete die Exekution an. Der König zwang seinen Sohn in der Festung Küstrin der Hinrichtung seines Freundes von einem Fenster aus zuzuschauen.
Heute ist Friedrich II. eine deutsche Legende, der manches Denkmal gesetzt wurde. Vor leuchtendem Morgenhimmel, wie in unserem Bild (Foto: Patrick Pleul/dpa) steht ein solches Monument im brandenburgischen Letschin im Oderbruch.