Eigentlich hat Marliese Heilmann den Beruf der Krankenschwester erlernt. Dass sie nun schon seit vielen Jahren in der Metallbranche tätig ist, hätte sie sich nicht träumen lassen. In der Firma ihres Mannes – Stahl- und Metallbau Heilmann in Grettstadt – kümmert sie sich um Mitarbeiter und Kunden, zahlt Löhne aus und verhandelt mit Banken.
Außerdem ist die „Self-Made-Frau“ Mitglied im Arbeitskreis Schweinfurt des Landesverbands der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH). „Das Tolle an dem Verband ist, dass wir uns super austauschen können. Wir haben alle ähnliche Probleme, und man fühlt sich gleich ernst genommen.“
Bayernweit sind unter dem Dach des gemeinnützigen Verbands rund 1300 Frauen in regionalen Arbeitskreisen organisiert. Denn: Die Rolle der Frauen in kleinen und mittelständischen Handwerksbetrieben ist keine leichte. Immer noch gebe es Leute, die die Frauen als schmückendes Beiwerk sehen, lediglich mitarbeitend.
„Dabei nehmen wir eine Schlüsselrolle ein und sind immer bereit, Probleme zu lösen“, so Heilmann. Auch bleibe dank der Ehefrauen das Kaufmännische – wie Buchhaltung, Lohnkontrolle und Weiteres – in Händen der Familie. „Das sind Bereiche, die ein kleines Unternehmen nicht gerne an externe Mitarbeiter vergibt.“
Der Betrieb ist immer dabei
Während es den kreativen Handwerkern was das Kaufmännische angeht oft an Kenntnis mangelt, halten die Frauen bei größeren Investitionen gerne mal ein Händchen darauf, erklärt die Vorsitzende des UFH-Arbeitskreises Schweinfurt, Christine Werner. Wichtig also für die Unternehmerfrauen sich zu formieren, um ihr Image in der Öffentlichkeit zu verbessern.
„Wir werden oftmals unterschätzt und das ist wirklich schade.“ Für die 43-Jährige war der Umbruch nicht allzu groß. Sie erlernte den Beruf der Bürokauffrau und stieg dann in das Bauunternehmen ihres Mannes „Alexander Werner“ in Schwebheim mit ein. Allerdings, und das muss einem klar sein: „Der Betrieb ist immer dabei. Auch nach Feierabend.“
So wird auch mal beim Abendessen über den Tag oder bestimmte Abläufe diskutiert oder bereits der nächste Arbeitstag unter die Lupe genommen. „Nur, wenn wir in den Urlaub fahren, kann mein Mann völlig abschalten und will nichts von der Firma wissen“, erzählt Marliese Heilmann. Das bewundere sie sehr, „denn mir gelingt das nicht ansatzweise so gut“.
Gerne erinnert sich die 63-Jährige an die Zeiten zurück, als ihre Kinder klein waren. „Die Kindererziehung ließ sich gut mit der Arbeit im eigenen Betrieb verbinden, da man einfach flexibler war.“
Bessere Arbeitsbedingungen
Durch die bundesweite Aktivität der Unternehmerfrauen im Handwerk haben sich auch die Arbeitsbedingungen der Frauen stetig verbessert, gerade was die soziale Absicherung betrifft, so Werner.
„Früher waren sie oft nicht angestellt und hatten somit auch keine Rentenbezüge.“ Heute seien die meisten in einem Angestelltenverhältnis, auch Weiterbildungen sind an der Tagesordnung. „Gemeinsamkeit macht stark“, beschreibt Werner das Engagement des Verbands.
Während Heilmann schon 1995 bei der Gründung des Arbeitskreises Schweinfurt mit von der Partie war, stieß die heutige Vorsitzende vor etwa acht Jahren dazu. Auch Loni Karbacher, ihre Stellvertreterin, ist seit Langem mit im Boot. Sie ist Chefin des Modeateliers Karbacher in Schweinfurt. „Mit Interesse hörte ich vom Verband, wusste aber nicht, ob ich als Selbstständige, die den Betrieb leitet, auch beitreten darf.“ Es war kein Problem. So nutzt Karbacher die Kontakte im Verband, um sich auszutauschen, zu vernetzen und Probleme zu erörtern.
Weiterbildung ist großes Thema
Vor allem Weiterbildung wird bei den Unternehmerfrauen groß geschrieben. Seminare zu aktuellen Themen wie beispielsweise steuerlichen Änderungen, Datenmissbrauch oder der Umgang mit erkrankten Mitarbeitern stehen auf dem Programm. Ebenso die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit.
„Für die Seminare dürfen wir die Räume in der Handwerkskammer unentgeltlich nutzen“, sagt die Vorsitzende. Auch von der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung gibt es Unterstützung durch interessante Referenten. „Natürlich stehen auch gesellige Abende auf dem Programm, und inzwischen sind gute Freundschaften entstanden.“
Dieses Jahr steht den 60 Unternehmerfrauen in Schweinfurt eine besondere Veranstaltung bevor: Sie richten die Bundesverbandstagung vom 13. bis 14. Oktober in Schweinfurt aus. „Wir erwarten zwischen 150 bis 200 Frauen aus ganz Deutschland“, erklärt Werner und sieht es als Chance, Schweinfurt bekannter zu machen. Neben der Tagung im Hotel Mercure gebe es auch eine Stadtführung. „Auch wollen wir uns als Weinbauregion präsentieren.“
Interessiert an den UFH? Mail an: werner.schwebheim@freenet.de