Ein echter Diakon, der den Don Camillo schauspielert, im Zwiegespräch mit einem echten italophilen Internisten, der einen Jesus mit weicher, aber klarer Stimme gibt, und dazu ein groß gewachsener Peppone mit rauer Schale und weichem Kern: Die Rollenverteilung für das Freilichttheater in Sömmersdorf im Juli und August war von Spannung und Aufregung geprägt.
Casting-Atmosphäre herrschte am Samstag in der Münsterhalle, als die beiden Regisseure Hermann J. Vief und Marion Beyer ihre Darsteller-Auswahl für die Komödie „Don Camillo und seine Herde“ vor den Sömmersdorfern bekannt gaben. 26 Haupt- und Nebenrollen, dazu neun Statisten braucht das Stück, um ein italienisches Dorf der Nachkriegszeit mit seinem temperamentvollen Priester und seinem kommunistischen Bürgermeister lebendig werden zu lassen.
„Unbelastet und unvoreingenommen“, ohne Berücksichtigung früherer Rollen, Vereinstätigkeit oder Beruf der Laienspieler hätten sie ihre Entscheidung getroffen, machten die beiden neuen Regisseure aus Neuburg a. d. Donau klar. Einzig die Erfahrungen, die sie an einem Workshop-Wochenende mit den Sömmersdorfern aus dem Ensemble der Fränkischen Passionsspiele gesammelt hätten, seien maßgeblich gewesen.
Mit Witz und Tiefgang
Dass Don Camillo-Darsteller Frank Greubel im zivilen Leben als Diakon wirkt, „haben wir ausgeblendet“, beteuert Regisseurin Marion Beyer. „So, wie er spricht, wie wir ihn erlebt haben, mit Schalk, Witz, aber auch Tiefgang, das ist der Don Camillo, der das Stück trägt.“ Der „total überraschte“ Greubel bezeichnete die Rolle als Herausforderung und zeigte „etwas Angst vor der Textmenge“. Ein Anliegen war ihm, „dass mein Beruf und die Rolle des Don Camillo auseinandergehalten werden“.
Den legendären Film hat er wohl gesehen, die Priester-Figur ist ihm auf jeden Fall sympathisch: „Ich würde mir mehr solche Priester wünschen“, sagt er beiläufig, und erinnert an eine Szene, als Don Camillo die Kirchenglocken läutet, um die Kommunisten zu stören. Dabei muss er an Weihbischof Ulrich Boom denken, der als Pfarrer von Miltenberg seine Kirchenglocken bei einer NPD-Demonstration in Gang setzte.
Als „böser“ Händler agierte Frank Greubel bislang bei den Passionsspielen. „Vielleicht passt das ja, dass ich jetzt einen Guten spiele“, sinniert er. „Auf jeden Fall freue ich mich auf das Zwiegespräch.“
Nicht minder überrascht war Peppone-Darsteller Norbert Mergenthal, der als Petrus bei den Passionsspielen mitwirkte. Wie umfangreich das Lernen des Textes und die Proben werden, muss der 44-Jährige erst noch abwarten. „Was wir hier vorhaben, ist was Großes. Das geht nur, wenn wie bei der Uhr viele kleine Rädchen laufen“, macht er sich Mut.
Genau diesen „Gemeinschaftsgeist“ und die „große Offenheit aller Spieler“ begeistern die ortsfremden Regisseure. Was auch der Neu-Sömmersdorfer Frank Doth-Rügemer erlebt, der als Jesus seinen Schützling Don Camillo mal bestärkend, mal tadelnd begleitet. „Ich finde es prima“, freut sich der Arzt, der seit vier Jahren Italienisch lernt, über die Rolle. Seine „weich temperierte Stimme“, so die Regie-Vorgabe, fällt auch durch ein Hochdeutsch ohne fränkischen Akzent auf.
„Absolut passend“ ist die Rollenbesetzung für Robert König, den Vorsitzenden des Vereins Fränkische Passionsspiele sowie des Vereins „Kultur aus Passion“, der dieses erste Freilichttheater zwischen dem fünfjährigen Passionsspiel-Turnus organisiert.
„Die Leute hier müssen natürlich noch an sich arbeiten“, erklärt Regisseur Vief. „Wir wollen ja nicht die privaten Züge, sondern eine Charakteristik.“ Weshalb jeder Schauspieler zu Textbuch und Probenplan auch einen Charakterplan erhielt. Wenn im April die Proben beginnen, der besseren Identifizierung wegen bereits im Kostüm, dann soll jeder wissen, wer er sein muss. „Es ist ein Gemeinschaftswerk“, sagt Vief. „Da gibt es keine kleinen und großen Rollen. Alle Figuren gestalten das Geschehen mit.“
Parallel dazu wird ein kleines Ensemble von sieben Musikern unter der Leitung der Neuburgerin Nicola Kloss Verdi-Melodien einstudieren, den Triumphmarsch aus „Aida“ etwa, oder das Trinklied aus „La Traviata“. Zum ersten Mal wird damit Live-Musik ein Sömmersdorfer Theaterstück bereichern, „das Orchester ist dabei nicht versteckt, sondern wird ins Spiel eingebunden“, verspricht Kloss. Für den Schlagzeuger Sebastian Grünewald ist die klassische Musik „mal was Anderes“, meint er. Er freut sich schon, Verdis volkstümliche Motive mit seinen Drums, aber auch mit Tamburin zu begleiten.
Kartenvorverkauf für „Don Camillo“ (23., 29. und 30. Juli, 5. und 6. August jeweils 20 Uhr, am 24. Juli um 15 Uhr) im Rathaus Euerbach, Telefon (09726) 9155-0, und in der Tourist-Information Schweinfurt 360°, Telefon (09721) 51 36 00.
Internet: www.kultur-aus-passion.de