Kurt Mergler ist und bleibt einer der erfolgreichsten Reiter Unterfrankens. Von 1969 bis 1977 verzeichnete er zahlreiche internationale Erfolge im Vielseitigkeitsreiten, das damals noch unter der Bezeichnung Military firmierte. Nur mit der Olympia-Medaille sollte es für einen der wenigen „Bayern unter den norddeutschen Reitern“ nicht klappen. 1968 stand Mergler schon als sicheres Mitglied der Military-Mannschaft für die Olympiade in Mexiko fest. Doch im letzten Moment fiel sein Pferd „Justa“ aus. Der Traum vom Olympia-Start war zum ersten Mal geplatzt. Ein Jahr später, bei der Europameisterschaft 1969 in Frankreich, holte er mit seinem langjährigen Erfolgspferd Vaibel die Bronzemedaille mit der deutschen Equipe.
Vaibel bezeichnet Kurt Mergler als absoluten Glücksfall. Ein Pferd, das über zehn Jahre nicht ausfällt, sei pures Glück für einen Amateur wie ihn gewesen. Dabei war es gar nicht sein bestes Pferd im Stall, aber das zuverlässigste, stark im Gelände- und Springreiten, etwas schwächer in der Dressur. Mergler zu dem Pferd, das 35 Jahre alt wurde: „Ohne Vaibel wäre ich nicht so weit gekommen.“
Vor der Olympiade in München hat der Reiter mit Aquarell ein anderes absolutes Spitzenpferd unter dem Sattel. Nachdem es schon zuvor einmal lahm gegangen ist, tauchen beim Training zur letzen von mehreren Ausscheidungen in Luhmühlen plötzlich wieder die alten Probleme auf. Die Diagnose lautet: Spat, eine schmerzhafte Knochenwucherung am Sprunggelenk des Hinterbeins.
Kurt Mergler beschließt kurzerhand, eine Nachtschicht einzulegen und das Pferd auszutauschen. Sofort nach dem Training machte er sich mit dem Pferdeanhänger auf den langen Heimweg. Irgendwann wieder zurück am Tag darauf in der Lüneburger Heide belegt er mit Vaibel Platz fünf. In der Endabrechnung rangiert er aber an siebter Stelle und hat damit Olympia 1972 längst abgeschrieben. Da klingelt eines Tages bei ihm das Telefon. Der Sportinformationsdienst fragt ihn nach seiner nachträglichen Olympianominierung, von der er noch gar nichts weiß. Einer der vorgesehenen Reiter war ausgefallen. Dann ruft auch schon der Bundestrainer an, will wissen: „Was ist? Kommst Du zum Abschlusstraining?“. Mergler erklärt ihm, er sei mitten in der Weizenernte. Darauf Max Habel: „Dann kommst Du nächste Woche.“ So geschieht es dann auch. Gesetzt sind Horst Karsten, Otto Ammermann, Lutz Gössing und Harry Klugmann. Karl Schultz und Kurt Mergler sind Ersatz. Da Ammermanns Pferd kurz vor dem Wettbewerb ausfällt, rückt Karl Schultz kurzfristig für ihn nach. Obwohl es zwischenzeitlich so aussieht, als würde auch Mergler noch seine Chance bekommen, soll es aber nicht mehr dazu kommen. So holen die anderen vier Bronze.
Schon ein Jahr später trägt Kurt Mergler maßgeblich zum überlegenen Sieg der deutschen Vielseitigkeitsreiter bei der Europameisterschaft 1973 in Kiew bei. Nach Herbert Blöcker (2.) und Horst Karsten (3.) kommt er noch vor Harry Klugmann als Siebter ins Ziel. Kurt Mergler: „Kiew war für mich der größte Erfolg“. Der Titelgewinn bringt ihm neben Gold auch die Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts durch den damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel in Bonn ein. Die Erfolge mit Vaibel bei Turnieren auf nationalem und internationalem Parkett reißen nicht ab. Jeweils Bronze gibt es für beide mit der Mannschaft bei der WM 1974 in Burghley (Engalnd) und 1975 bei der EM in Luhmühlen (Deutschland).
Vor der Olympiade 1976 in Montreal folgt für den Sulzheimer die größte persönliche Enttäuschung. Obwohl er aufgrund seiner Erfolge eigentlich gesetzt ist, entscheiden die Verantwortlichen nicht nur nach sportlichen Gesichtspunkten und der Sulzheimer sieht sich nur auf Rang sieben wieder. Wieder kein Olympia. Zum Abschluss einer internationalen Karriere hat er dann 1977 mangels zweier gleichwertiger Pferde auf dem EM-Start verzichtet. Stattdessen nimmt er an einem großen Einladungs- und Testturnier der Amerikaner in Boston zur Vorbereitung auf die WM 1978 in Kentucky teil und fliegt mit Vaibel in die USA, Quarantäne inklusive.