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GEROLZHOFEN: Der Gackel schwimmt auf warmer Milch

GEROLZHOFEN

Der Gackel schwimmt auf warmer Milch

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    Haben Sie heute schon geknaukt? Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Frage mit einem Kopfnicken beantworten können, dann scheint der fränkische Dialekt Ihnen nicht fremd zu sein. Denn tatsächlich meint man mit „knauken“ ein leichtes Kopfnicken. Ursprünglich, so erklärte es Monika Fritz-Scheuplein vom Unterfränkischen Dialektinstitut der Universität Würzburg den Kindern der Klasse 5a an der Mittelschule in Gerolzhofen, war mit „Knauken“ das leichte Einschlafen oder Dösen gemeint, wenn der Kopf einem – von Müdigkeit übermannt – nach vorne auf die Brust fällt.

    Die promovierte, gebürtige Mellrichstädterin Monika Fritz-Scheuplein, die schon mit Vorlesungen bei der Kinder-Uni zahlreiche Erfahrungen sammeln konnte, verstand es ausgezeichnet, in einer spannenden Unterrichtsstunde die Buben und Mädchen kindgerecht an die verschiedenen Arten von Dialekt heranzuführen. Zu Beginn der Schulstunde, bei der Bürgermeisterin Irmgard Krammer und Klassenlehrer Ansgar Willacker in der letzten Bankreihe Platz nahmen, hatte Rektor Alfred Bauer die Referentin begrüßt.

    Die Kinder staunten da nicht schlecht, als ihr Schulleiter von Hochdeutsch plötzlich in den Dialekt wechselte und in breitestem Lülsfelder Fränkisch die Schüler aufforderte, sich eifrig am Unterricht zu beteiligen. Gerade die Klasse 5a der neuen Mittelschule sei für diese außergewöhnliche Art des Unterrichts ideal geeignet, sagte der Rektor, weil sich in ihr Kinder aus dem gesamten Schulverband – von Lülsfeld, über Gerolzhofen bis hinüber nach Kolitzheim – vereinen. Und da könne es durchaus sein, dass innerhalb der Klasse sogar verschiedene Dialekte gesprochen werden.

    Monika Fritz-Scheuplein machte zunächst mit zwei Hörbeispielen von Kindern aus der Oberpfalz und aus dem Raum Lübeck deutlich, wie unterschiedlich sich in Deutschland die Dialekte ausgeprägt haben. Sowohl beim Oberpfälzerisch, als auch beim Plattdeutsch versteht der ostfränkische Dialekt-Laie nur einige Bruchstücke und muss sich mehr schlecht als recht den Sinn der Aussagen zusammenreimen. Doch nicht nur zwischen dem oberdeutschen und dem niederdeutschen Sprachraum gibt es solche Extreme, auch innerhalb Unterfrankens hat ein und der selbe Gegenstand bisweilen so unterschiedliche Bezeichnungen, dass man meinen könnte, zwei Ausländer sprächen miteinander.

    Da gibt es zum Beispiel Gegenden, da wird „Grießelein“ in den Gurkensalat gegeben, andere schneiden „Graslaub“ hinein, wieder andere gar „Süri“, während alle nur das eine meinen: Schnittlauch. Sage und schreibe 13 verschiedene Bezeichnungen für die grünen Stengel gibt es alleine in Unterfranken.

    Die eifrig mitarbeitenden Buben und Mädchen durften noch weitere Begriffe in einem spannenden „Dialekt-Rätsel“ lösen. Was ist eine Tote? Ist damit eine Beerdigung gemeint oder eine Taufpatin? Und was mag Gackel sein? Ist das die Haut auf der gekochten Milch oder das männliche Huhn? Gemeint waren die Patin und die Milchhaut. Am Ende ging es um Situationen, wann Dialekt gesprochen wird und wann Hochdeutsch. In der Tagesschau, ganz klar, da wird Hochdeutsch geredet. „Und wie redet Euer Pfarrer, bestimmt auch Hochdeutsch, oder?“, wollte die Referentin wissen. „Also unner Pfarrer, der redet ach amol Dialekt“, sagte einer der Buben...

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