Das Wunschbild vom schmackhaft gefüllten "Krapfendorf" anstelle eines hohlen "Donut" wird öfters gebracht, wenn es um dörfliche Innenentwicklung geht. So auch von Gemeinderat Guido Spahn. Der Freie Wähler und ein Arbeitskreis hatten zum "Zweiten Politischen Stammtisch" ins Sportheim eingeladen, knapp 50 Besucher kamen.
Im Juli hatte es an gleicher Stelle eine Bürgerwerkstatt gegeben mit Ideensammlung zur Zukunft der Abrissfläche St. Michaelstraße 10 und 12 alias "Neue Mitte". Es wurde Unmut laut, am Stil des Vorgehens von Rathausführung und politischer Gemeinde. Der Vorwurf: Vor zwei Jahren sei historische Bausubstanz eigenmächtig und "planlos" abgerissen worden, mit hoher Steigerung der Kosten. Spahn sprach von 6660 Euro, die sich laut Landratsamt "rechtswidrig" auf mehr als 130.000 Euro summiert hätten.
Die Kritiker vermuten, dass eine Wohnanlage für neun Familien, mit 18 Parkplätzen, als Alternativbebauung vorgesehen gewesen sei, durch einen Großinvestor, ohne Rücksicht auf Ortsbild oder Bürgerwünsche. Es gehe nicht um Wahlkampf, meinte Spahn, der zugleich Kreisheimatpfleger im nördlichen Landkreis ist. Die Angelegenheit sei ihm ein Herzensanliegen.
Niemand will jetzt bauen
"Was ist machbar, was ist finanzierbar, was ist wirtschaftlich?", fragte Mitstreiter Klaus Hofmann. Nur durch Dialog könne ein Projekt mit echter "Strahlkraft" entstehen. Ralf Schmitt, Bauunternehmer aus Kützberg, hat sich geärgert. Wäre es nach seiner Idee gegangen, gäbe es auf der Fläche bereits zwei Einfamilienhäuser. Eine Familie, die zuvor an der Fläche interessiert gewesen sei, habe sich umorientieren müssen. Nun gebe es eine ungünstige Wirtschaftslage: "Jetzt will niemand mehr bauen." Ohne die von Spahn initiierte Unterschriftenaktion mit 270 Teilnehmern hätte es keine Bürgerbeteiligung gegeben.

Architektin Barbara Kiesel aus Erfurt, die mit der ehemals bauwilligen Familie verwandt ist, stellte mehrere Planskizzen vor, als Diskussionsbeitrag. Zusammen mit Spahn weist sie darauf hin, dass Kützberg ein Straßendorf sei, geprägt von Höfen und "grenzständiger" Anordnung der Gebäude. In verschiedenen Varianten sollen sich drei Doppelhäuser rund um Stellplätze und Grünanlagen gruppieren.
Kiesel stellt sich eine teilweise öffentliche Nutzung des 1800-Quadratmeter-Areals vor, wie sie bei der Bürgerwerkstatt vorgeschlagen worden ist, zum Beispiel mit Laden, Café oder Tagespflege. Die Kützberger müssten als "Experten vor Ort" gehört werden. Aus dem Publikum wurde der Wunsch nach finanzierbarem Baugrund für junge Familien laut, um sie im Ort zu halten, mit Blick auf die demografische Entwicklung.
Fläche liegt auf Schwemmland
Ralf Schmitt wies darauf hin, dass die Fläche auf Schwemmland liege, wo ein Bau wohl nur ohne Keller bezahlbar sei. "Früher haben wir nach zwei Spatenstichen Wasser gehabt", meinte ein Zwischenrufer, "das ist rausgequollen". Eine Umleitung des angrenzenden Bachs empfiehlt Schmitt nicht, aufgrund der Hochwasserlage.
In der Diskussion wurde daran erinnert, dass die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht gezogen habe. Nun müsse sie auf der Fläche eine echte soziale Einrichtung bereitstellen, nicht nur einen Festplatz, zum Beispiel Kindergarten oder Seniorenwohnen. In Poppenhausen wären Baugenehmigungen Sache des Bürgermeister, nicht des Gemeinderats, lautete ein weiterer Vorwurf. Dort dürfe eine Mehrheit jetzt nicht alles durchwinken.
Ein weiteres Anliegen ist die Verkehrsberuhigung. Guido Spahn rief einen möglichen Kreisverkehr in Erinnerung. Wichtig sei es, dass die Kützberger am 2. Dezember bei der nächsten Versammlung dabei wären. Dazu habe sich auch der Bürgermeister angekündigt. Wenn man einen Bürgerentscheid starten wolle, sei dies nur gegen einen klaren Beschluss des Gemeinderats möglich. "Ich bin gespannt wie ein Regenschirm, was aus der Ideensammlung wird", sagte Spahn.