Schweinfurt
An den beiden sehr prominent gehängten Gemälden von Roland Schütz scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite stehen die Triennale-Besucher, die wie Kurator Hans-Peter Miksch „die Lebendigkeit des Bildgrundes“ schätzen und den großformatigen Papierarbeiten „hypnotischen, suggestiven Charakter“ bescheinigen. Aber es gibt auch Kritiker, denen vor allem das Selbstporträt als Jesus mit herausgerissenem blutenden Baum auf der Schulter als zu vordergründig, zu plakativ und fast ein wenig ungeschickt erscheint
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Dieses Bild mit dem Titel „Wohin des Weges“ hat viel mit der Biografie des Malers zu tun. 1974 in der Ukraine geboren, übersiedelte Schütz 1990 nach Deutschland und lernte erst einmal einen vernünftigen Beruf: Maschinenbaumechaniker. Gemalt und gezeichnet hatte er freilich schon als Kind. Während der Ausbildung wurde ihm klar, dass sein beruflicher Weg damit nicht am Ziel war. Schütz machte das Abitur am Bayernkolleg in Schweinfurt, studierte Kunstpädagogik, Kunstgeschichte und Philosophie, arbeitete bei verschiedenen Kunstprojekten mit und entschloss sich dann doch zum Kunststudium in Stuttgart. Heute lebt er in Würzburg.
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Woher kommt der Mensch? Wohin geht er? Was treibt ihn an? Beide Gemälde in der Triennale sind Selbstporträts. Schütz nimmt sich als Modell, stellvertretend für den Menschen an sich. In dem einen ist es der heimatlose Mensch, der das Kreuz der Entwurzelung tragen muss. Das zweite Bild handelt vom Alleinsein, dem Zustand, den viele Menschen nicht mehr aushalten. Schütz hat seinen Menschen wie einen Hirten oder einen Schamanen gemalt, der eingehüllt in ein Fell, am Lagerfeuer sitzt und sein Pfeifchen schmaucht.
Dieser Mensch ist mit sich im Reinen. Betrachtet man seine Umgebung, könnte man freilich fragen, was er im Pfeifchen hat, vielleicht einen getrockneten halluzinogenen Pilz, auch Magic Mushroom genannt oder etwa anders, das schwindlig macht. Und was leuchtet unter dem seltsam unförmigen, halbdurchsichtigen Fell hervor? Roland Schütz schüttelt den Kopf, er weiß es selbst nicht. Ein Bild sei nur gut, wenn er nicht alles wisse, wenn manche Stellen auch für ihn rätselhaft blieben.
Das Einzige, was ihm von Anfang an klar war, war die Figur des Mannes. Beim Malen geriet er in einen meditativen Prozess, bei dem die seltsamen Formen unbewusst entstanden, die er später mit den bewusst gemalten Komponenten zu verbinden suchte. Dieser Zustand zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein fasziniert den Maler am meisten.
Triennale–Serie: Dies ist der letzte Teil der Serie, in der wir die Künstler der Triennale vorgestellt haben. Die Ausstellung endet am 23. September. Nach der Kuratorenführung (11 Uhr) werden die Preisträger bekannt gegeben.