SCHWEINFURT (UE) "WILLKOMMEN IN SEVILLA!", BEGRÜßT MANUELA DE CARTUJA, NOCH SICHTLICH UND HÖ5RBAR AUßER ATEM, DAS PUBLIKUM. DA HAT DIE "GRUPO DANZALUNA" BEREITS MIT FEURIGEN FLAMENCO-RHYTHMEN DIE BÜHNE DER DISHARMONIE ERZITTERN LASSEN.
Wäre nicht das kalte Herbstwetter, man könnte sich tatsächlich im tiefsten Süden Spaniens wähnen. So aber müssen warmes Kunstlicht und die bunten Trachten der Tänzerinnen die Sonne Andalusiens ersetzen. Dafür führt die Würzburger Tanzlehrerin Cartuja um so charmanter und witziger durch das Programm: "Disharmonie! Olé!".
"Fascinación Flamenco" nennt sich die Mischung aus Tänzen der "Gitanos", der spanischen "Zigeuner" und etwas ruhigeren "Canciones" oder Volksliedern: In beiden Fällen geht es um entfesselte Leidenschaften - nicht zuletzt um "Trauer und Wut". Mit viel Temperament stellen Gitarrist Erik Weisenberger, die Sängerin Barbara "Puppa" Hennerfeind sowie die Tänzerinnen Manuela de Cartuja und La Carmencita diese Gefühle dar: Es knallen die Absätze, klatschen die Hände und rauschen die Röcke im wilden Rhythmus des Flamenco.
Die Mitglieder der Gruppe wurden samt und sonders in Andalusien von "Altmeistern" dieser Kunst ausgebildet: Nicht zuletzt die Ballerina Manuela de Cartuja selbst, die seit ihrem fünften Lebensjahr Flamenco tanzt und ihren letzten Schliff in Granada erhalten hat. Süffisant erzählt sie vom Schicksal des letzten Sultans in der Alhambra, Boabdil.
Der durfte sich, als er 1492 mit Granada die einzig verbliebene maurische Bastion in Spanien kampflos übergab und darüber in Tränen ausbrach, angeblich von seiner Mutter anhören: "Hättest du um Granada gekämpft wie ein Mann, müsstest du jetzt nicht darum seufzen wie ein Weib!"
Der "Seufzer des Mauren" ("El suspiro de muro"), nennt sich der daraus entstandene Tanz. Überhaupt scheinen die moslemischen Spanierinnen ihren Männern recht unverschleiert die Meinung "gegeigt" zu haben: "Ein König, der von seiner Frau verachtet wird, ist nur ein Bettler", lautet eine Zeile in einem anderen Lied.
Barbara Hennerfeind vergisst auch die andere große Volksgruppe nicht, aus der die Musikrichtung des Flamenco entstanden ist: die der Sinti und Roma. "Du bist gegangen!" singt sie in deren Sprache zu Ehren des unlängst verstorbenen Sinti-Jazz-Geigers Schnuckenack Reinhardt.
Am Ende hat die "Grupo Danzaluna" sich selbst und den zahlreichen Besuchern ordentlich eingeheizt.