Am Anfang war der "Gipfel" und eine Innovation im Backwarenvertrieb und diese Innovation war der "Gipfel". Als Fredy Hiestand 1967 in der Schweiz im Ein-Mann-Betrieb die Grundlagen für die Produktion und den Vertrieb von tiefgekühlten Backwaren schuf, stieß er in eine Marktlücke. Butter-"Gipfel" wurden zum Grundstein der beachtlichen Erfolgsgeschichte eines der heute europaweit führenden Backwarenherstellers.
Seit 1988 ist die Schweizer Firma "Hiestand" mit ihrem einzigen deutschen Produktionsstandort in Gerolzhofen ansässig. Zunächst beschränkten sich die Produktionsstätten auf das Gebäude des ehemaligen Butterwerks. Doch schon bald reichte der Platz hier nicht mehr aus und die Firma expandierte an die städtische Peripherie, wo an der Albert-Einstein-Straße ein modernes Werk entstand, das Ende 1997 nochmals erweitert wurde. Im selben Jahr wandelte sich "Hiestand" in eine Aktiengesellschaft um, die an der Börse am Firmenhauptsitz in Zürich notiert ist.
Bereits im Mai 2001 konnte der Backwarenhersteller das südbadische Handels- und Logistik-Unternehmen "Suhr Produkt-Systeme" in Vogtsburg-Achkarren kaufen und mit seinen 200 Mitarbeitern in die "Hiestand Holding AG" integrieren, womit das interne Logistik-Angebot weiter flexibilisert wurde, wie Marketingleiterin Anja Roggenbuck rückblickend erklärt. "In Gerolzhofen beschäftigen wir derzeit rund 350 Mitarbeiter, von denen rund 80 Prozent in der Produktion tätig sind. Diese Mitarbeiter und die Angestellten aus der Verwaltung kommen praktisch ausschließlich aus der Umgebung von Gerolzhofen", umreißt Roggenbuck die Bedeutung des größten Arbeitgebers vor Ort.
Mut macht die Gewissheit eines sicheren Arbeitsplatzes
Als neueste Entwicklung ist die Änderung des Firmennamens zum 1. Januar diesen Jahres zu verzeichnen, der nun "Hiestand und Suhr Handels- und Logistik GmbH" lautet.
Nach den Grundlagen des wirtschaftlichen Erfolgs gefragt, antworten die Marketingleiterin sowie Andreas Stegen, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, dass ihr Unternehmen es immer geschafft habe, das Innovationspotenzial seit Firmengründung zu bewahren und die Produktpalette, die heute neben dem bereits genannten "Gipfel" - noch immer das "Steckenpferd" beim Kunden -, Süßplunder, Brot und Brötchen, Laugen-Spezialitäten sowie herzhafte Snacks in 470 Variationen umfasst, einerseits attraktiv, andererseits am Wunsch des Kunden orientiert zu halten. "Heute beliefern wir die ganze Welt. Beispielsweise sind alle große Fluggesellschaften, die Deutsche Bahn, alle Mineralölgesellschaften sowie große Hotelketten Kunden von uns. In allen Bereichen, in denen tiefgekühltes Gebäck höchster Qualität gefordert wird, sind wir mit einem überzeugenden Angebot präsent", so Stegen.
Grundlagen der Qualität
Und Roggenbuck ergänzt, dass das Unternehmen bereits beim Einkauf der Rohstoffe höchste Anforderungen an die Qualität stellt und so unter anderem nur ungespritztes Getreide und Eier aus Freilandhaltung verwendet. In Zahlen übersetzt spiegelt sich der Erfolg in 20 000 produzierten "Gipfel" pro Stunde und einer Jahres-Gesamtproduktion von 200 Millionen Stück Gebäck wider - und das allein in Gerolzhofen.
"Wir sind nicht nur schnöder Anbieter vom gebogenem Teig, sondern Konzeptanbieter", so lautet sinngemäß ein Werbeslogan von "Hiestand und Suhr", der darauf hinweist, dass der Backwarenhersteller seinen Käufern neben dem Produkt beispielsweise eine individuell gestaltete Kundenwerbung sowie eine Aktionsplanung anbietet. "In diesem umfassenden Dienstleistungsspektrum sind wir einmalig in Deutschland", erklärt die Marketingleiterin und verweist noch auf die 2000 eröffnete "Hiestand Bake Off Academy" in Gerolzhofen, in der Kunden nach ihren speziellen Bedürfnissen an allen Arten von technischem Equipment, wie zum Beispiel Backöfen, geschult werden.
Zur weiteren Entwicklung des Gerolzhöfer Standortes berichtet Stegen, dass dessen Fortbestand gesichert sei: "Gerolzhofen ist und bleibt unser Produktionsstandort für Deutschland." Mehrere Maßnahmen nennt der Vorsitzende der Geschäftsleitung als maßgebend für die positive Entwicklung des Unternehmens. Neben der schon genannten Entscheidung zur Übernahme von "Suhr" sei die mittlerweile flächendeckende Verteilung von 18 Niederlassungen in ganz Deutschland - eine davon auch in Gerolzhofen - entscheidend dafür, dass man heute jeden Kunden innerhalb von 24 Stunden beliefern könne.
Alternative zur Entlassung
Bemerkenswert ist dabei, dass die Effektivitätssteigerung ohne Entlassung von Mitarbeitern auskommt, was in vielen Betrieben oft als eine schnelle und scheinbar einfache Lösung zur Kostenreduzierung angesehen. Im Gegenteil, die Mitarbeiter wurden bei "Hiestand und Suhr" aktiv in die Überlegungen miteinbezogen. "Denn eine Alternative zu Entlassungen gibt es immer", so Stegen. 2002 sei zwar ein schwieriges Jahr gewesen, aber dennoch erwartet man bei Hiestand und Suhr für die nächsten Jahre eine weitere Expansion des Unternehmens. "Für Deutschland wird es auch zukünftig keinen anderen Produktionsstandort geben als den in Gerolzhofen. Wenn die Produktion ausgeweitet wird, was durchaus absehbar ist, dann erfolgt die Investition am hiesigen Standort", versichert Stegen, womit der Siegeszug von "Gipfel & Co" made in Gerolzhofen wohl weitergehen und den Alltag auch in düsteren Zeiten versüßen dürfte.