Es rumpelt und staubt – „und das ist gut so“, sagt mit prüfendem Blick Dieter Gleichmann. Etliche Meter entfernt bewegt sich ein lärmendes Ungetüm in einer Wolke aus Staub langsam vorwärts. Der Blick des Landwirts aus Friesenhausen (Lkr. Haßberge) geht über den Ackerboden. Eben und fein ist der dort, wo die Maschine gerade ihre Arbeit verrichtet hat. Nur wenige Meter daneben ist die Fläche noch übersät mit Steinen. Und auch sie werden gleich verschwunden sein – im Bauch des vermeintlichen Ungetüms. Wie Gleichmann sind viele Landwirte zu einer ganz besonderen Vorführung des Maschinenrings Haßgau an den Ortsrand von Maroldsweisach gekommen: Der Burgpreppacher Landwirt Jörg Dellert stellte dort die Arbeit seiner Steinsammelmaschine vor, einer von wenigen, die es in Unterfranken gibt.
Rund eineinhalb Jahre hat der 22-jährige angehende Landwirtschaftsmeister die Maschine. Und dabei beste Erfahrungen gemacht. Warum er überhaupt auf die Idee gekommen ist, solch ein Arbeitsgerät anzuschaffen? Dellert lacht und sagt: „Weil wir steinreich sind.“ Soll heißen: Stein reich. Denn solche Felder, wie die Demonstrationsfläche bei Maroldsweisach sind keine Seltenheit in den Haßbergen, und nicht nur dort. Dennoch hat Dellert lange suchen müssen, bis er das geeignete Gerät gefunden hat – bei einer finnischen Firma, „weil es dort halt auch viele Steine gibt“.
Walzen und Zinken
Die Arbeitsweise des Steinsammlers, der von einem Traktor gezogen und angetrieben wird, wirkt denkbar einfach: zwei V-förmig angeordnete Rotor-Walzen rollen die Steine auf dem Ackerboden in die Mitte. Dort werden sie durch Zinken aufgenommen und in den Bauch des Sammlers befördert. Gut eine Tonne Steine kann die Maschine so schlucken, bevor sie stoppen muss und ihre Fracht einem Radlader übergibt, der dann wiederum die Steine auf einen Wagen zum Abtransport kippt.
„Die meisten Erfindungen werden gemacht, weil sich Menschen nicht mehr plagen wollen. Wer schon einmal Steine gesammelt hat, der weiß das.“ – Zustimmendes Nicken gab es für Maschinenring-Geschäftsführer Tino Scheithauer, als der an das mühselige Auflesen der Steine per Hand erinnert. So war es früher und so ist es bis heute vielerorts immer noch.
Immer wieder wurde in den vergangenen Jahrzehnten versucht, die Steine maschinell von den Äckern zu bringen. Mit Stein-Rechen etwa, oder auch Rodern, vergleichbar mit Kartoffelrodern, oder aber auf die ganz harte Art: durch Zertrümmern. Doch diese sogenannten Steinschläger brauchen viel Kraft, der Verschleiß bei den Geräten ist hoch. Weniger interessant war das Entfernen der Steine zudem, als die Preise für landwirtschaftliche Produkte alles andere als attraktiv waren. „Wenn auf dem Hektar nichts übrig bleibt, rentiert sich auch das Steinesammeln nicht“, so Scheithauer.
Dennoch sind Scheithauer wie Dellert sicher, dass sich das Ablesen auszahlt, denn: Es schont nicht nur die Geräte, die während des Jahres das Feld bearbeiten, sondern hilft auch Schäden vermeiden.
Wird etwa einer der empfindlichen Saatkörper von Sämaschinen durch Steine beschädigt, dann kommt das oftmals teurer als die rund 150 Euro, die die Kosten für den Einsatz des Gerätes pro Stunde betragen. Oder aber, wenn große Steine bei der Getreideernte am Mähdrescher für Bruch sorgen. Bis zu 30 Zentimeter große Steine kann Dellerts Maschine vom Ackerboden ablesen.
Fünf Meter beträgt die Arbeitsbreite, bis zu einen Hektar – je nach Bodenbeschaffenheit – kann der Steinsammler in der Stunde bearbeiten. Nur wenige Minuten dauert es, bis der Sammelkorb der Maschine voll ist.
Dieselbe Menge mit der Hand zusammengelesen, würde bedeuten: Drei Mann benötigen eine Stunde. „Und irgendwann fällt dann bei der Handarbeit natürlich die Stundenleistung ab“, spricht Dellert aus Erfahrung, denn auch er hat in seiner Jugend oft auf den Feldern Steine sammeln müssen.
Voraussetzung: trockener Boden
Gezogen wird der Steinsammler von einem Traktor, 120 PS stark sollte der sein, so Dellert. Und noch eine Voraussetzung braucht es: Der Boden sollte trocken und auch feinkrümelig sein. Damit der Sammler auch Steine und nicht etwa Erdbrocken aufliest.