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NIEDERWERRN: Der Strom der Zeit für Niederwerrn

NIEDERWERRN

Der Strom der Zeit für Niederwerrn

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    Licht ins Dunkel: Den aktuellen Energieverbrauch, etwa in Sachen Straßenbeleuchtung, will die Gemeinde Niederwerrn ermitteln. Im Umfeld der Schule könnte es bald ein Wärmenetz geben. Ein Elektromobil hat hier schon geparkt.
    Licht ins Dunkel: Den aktuellen Energieverbrauch, etwa in Sachen Straßenbeleuchtung, will die Gemeinde Niederwerrn ermitteln. Im Umfeld der Schule könnte es bald ein Wärmenetz geben. Ein Elektromobil hat hier schon geparkt. Foto: Foto: Uwe Eichler

    Gas geben für den Klimaschutz: Eine energetische Bestandsanalyse hat die Gemeinde Niederwerrn in Auftrag gegeben. Im Gemeindezentrum stellte Alexander Schrammek von der „Energieagentur Nordbayern“ das Konzept eines Energienutzungsplans vor – Ergebnisse sollen ab Herbst vorliegen. Die „kommunal dominierte“, neutrale GmbH mit 22 Mitarbeitern betreut derzeit – unter Vorsitz des Kulmbacher Landrats – etwa 600 öffentliche Gebäude im nördlichen Freistaat.

    Im doch überschaubaren Publikum dominieren Gemeindevertreter und Naturstrom-Befürworter aus der Bürgerschaft. Eine der besten Methoden alternativer Energiegewinnung ist das Energiesparen, weiß Berater Schrammek, etwa bei Heizzeiten und Wärmegraden: „Schon durch richtiges Nutzerverhalten können zehn Prozent Energie gespart werden.“

    Zunächst gibt es eine umfassende Bestandsaufnahme, unter anderem mit Fragebögen. Ermittelt werden die Basisdaten der 7900-Einwohner-Gemeinde einschließlich ihrer Verbrauchsschwerpunkte, des Gebäudezustands, des Nutzungsverhaltens von Bürgern und Gewerbe sowie der aktuellen Gas- und Strom-Versorgung: eine Art strukturelles „Wärmebild“ der Kommune. Anhand eines Wärmekatasters werden Einspar-Potentiale und mögliche Alternativen, etwa im Bereich Kraft-Wärme-Kopplung, festgestellt.

    Ein Blick auf die Karte zeigt dem Experten: Ob 68 Prozent landwirtschaftlicher Flächen der Gemeinde liegt eine Biogasanlage (buchstäblich) nahe, während gerade mal ein Prozent Wald der Hackschnitzelversorgung doch Grenzen setzen. Der Idealfall wäre der Energiemix, wie im Allgäuer Wildpoldsried (das mit 2500 Einwohnern, fünf Windkraftanlagen, Nahwärmenetz, vier Biogasanlagen, 190 Photovoltaik- und 140 solarthermischen Anlagen sowie drei Wasserkraftwerken ein Mehrfaches des eigenen Energieverbrauchs und Millionen Euro an Wertschöpfung erzeuge).

    Etwa 25 000 Euro kostet der Energienutzungsplan, die Hälfte davon soll bezuschusst werden. Im Bereich der Niederwerrner Schule liegt es nahe, die betagte Gasheizung durch ein Blockheizkraftwerk zu ersetzen, das in der Nachbarschaft dann den Kindergarten, das Gemeindezentrum oder Wohnungen in der Pestalozzistraße, im Wärmenetz versorgen könnte. Unklar ist, inwieweit das Baugebiet Nord V noch eine Erdgasleitung benötigt – ob des geringeren Energiebedarfs moderner Häuser.

    In Oberwerrn wäre die existierende Biogasanlage in der Lage, 80 Haushalte mit Strom und Wärme zu versorgen: immerhin „aus dem Stand“ zehn Prozent der Bevölkerung. „Der Vorteil ist, du brauchst keine Brennstoffe wie Öl oder Holz“, wirbt Erzeuger Andreas Hümmer. Einziger Nachteil sei eigentlich nur die Leitungsstrecke, Erfahrungen gebe es genug.

    Planungen kosten 25 000 Euro

    Hauptsache, die kommende Energieversorgung sei dezentral, findet Rudolf Sanladerer, und durch ein eigenes Regionalwerk unabhängig von großen Konzernen: „Es geht, in Kombination aus Wind, Biogas, Geothermie und Photovoltaik.“ Durch elektrische Wasseraufspaltung könne man synthetisches Gas gewinnen. Die Spitze der weltweiten Ölförderung (der Peak Oil) sei bereits überschritten, warnt der Oberwerrner, es sei nicht „5 vor, sondern 5 nach 12“. Zumindest sei Erdöl, das für unzählige Spezialprodukte benötigt wird, zu schade, um es zu verbrennen, assistiert Schrammek. Von der Preisentwicklung ganz abgesehen.

    SPD-Gemeinderat Thomas Wohlfahrt fordert ein klares Konzept, momentan habe man den Konzessionsvertrag bei den Stromanbietern neu ausgeschrieben.

    Die Gemeindespitze bremst hier dann doch, will sinnvolle Maßnahmen. Man könne Häuslebauern baurechtlich nicht vorschreiben, welche Energieform sie anwenden sollen, so Bürgermeister Peter Seifert. Und: „Wir müssen erst einmal den Ist-Zustand feststellen.“ Niederwerrn sei eine dicht besiedelte Stadtrandgemeinde, es gelte, gutes Ackerland zu schonen.

    Seifert machte zudem aus seinem Misstrauen gegenüber der großen Politik und deren künftigen (Um-)Entscheidungen keinen Hehl. Josef Bock von der Schweinfurter Innung der Heizungs- und Klimatechniker würde die letzte Wahl den Kunden überlassen. Auch Geschäftsführer Hans-Jörg Rustler dämmte gegenüber der Zeitung die Erwartungen ein. Die Wirtschaftlichkeit von Energieerzeugung durch ein eigenes Regionalwerk sieht er, bei einer Gemeinde unter 15 000 Einwohnern und Niederwerrner Strukturen, skeptisch. Weitere Infoveranstaltungen zum Thema werden jedenfalls folgen.

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