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Der Traum vom eigenen Bier - in Hausen wird er wahr

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Der Traum vom eigenen Bier - in Hausen wird er wahr

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    Vollgepumpt mit Adrenalin steht Ulrich Martin da und schüttelt unermüdlich Hände. Ein kräftiger Kerl mit einnehmendem Lachen. Es ist sein Tag. „Ich habe meinen Traum verwirklicht“, sagt er zu den etwa 500 Gästen, die sich im kleinen Innenhof in der Hauptstraße von Hausen bis zum Tor hinaus auf die Fahrbahn drängen. Martin hat sein berufliches Lebensziel erreicht: seine eigene Brauerei, sein eigenes Bier. „Eines nach meinem Geschmack.“

    Eineinhalb Jahre hat der 39-jährige Mainberger viel Schweiß und wohl auch viel Geld investiert, um das alte Brauereigebäude in Hausen auf Vordermann zu bringen. Von der früheren Einrichtung war nichts mehr übrig; Martin machte alles neu. Wo früher „Kraftquell“ aus dem Sudkessel rann, zapft Martin ab sofort Pilsner, Weizenbier und das Vollbier „Ulrich Martin Spezial“. Einen Slogan hat er auch auf das Etikett gedruckt, der das Selbstverständnis der kleinen Brauerei veranschaulicht: „Bleib der Heimat treu, trink stets Martinsbräu.“

    „Heute war ich noch auf der Baustelle, dann hab' ich geduscht und bin zur Eröffnung gekommen“, lässt er etwas von dem Kraftakt erahnen, der hinter ihm und seiner Familie liegt, die er ausdrücklich neben den vielen Helfern und Freunden in seinen Dank einschließt. Noch ist die „Baustelle Brauerei“ nicht endgültig abgeschlossen. Überall riecht es nach frischer Farbe.

    Mit seiner Investition liegt Martin durchaus im Trend: Zwar werden viele Brauereien derzeit von Konzernen aufgekauft, aber die Zahl der 1300 deutschen Braustätten steigt leicht an. Die Hälfte davon steht in Bayern, die meisten davon in Franken.

    Martin hat bei Göller in Zeil gelernt und kennt auch den Branchenriesen Beck's aus eigener Anschauung. Er hat ein Angebot des Hofbräuhauses für Shanghai ausgeschlagen und ist lieber nach Hausen gegangen, um dort die kleine Privatbrauerei wieder zum Leben zu erwecken. Ein Umstand, den Schonungens Bürgermeister Kilian Hartmann schier enthusiastisch werden lässt, dass die Brauer-Tradition im wunderschönen Gasthaus aus Bruchsteinen weitergeht: „Ich muss den Hut bis zum Boden ziehen.“ Hausens Wirtschaft hat Geschichte: Früher sind dort die Jagdgesellschaften der Industriellenfamilie Sachs eingekehrt.

    2000 Hektoliter will Martin im Jahr brauen. Zum Vergleich: Die Wernecker Brauerei produziert das Zehnfache. In der eigenen Wirtschaft und im engeren Umkreis will Martin sein Getränk vermarkten. Die erste Bewährungsprobe steht schon an diesem Wochenende an: Bei der Kirchweih in seinem Heimatort Mainberg wird sein Bier ausgeschenkt.

    Und wie schmeckt nun das Martinsbier? „Vollmündig und süffig“ nennt der Braumeister das „Spezial“, „klar und herb“ das Pils. Eine kleine – völlig subjektive – Verkostung des Autors kommt zum Ergebnis, dass sich das neue Bier nahtlos in die Reihe der regionalen Gerstensäfte einreihen kann: ein bisschen milder als die herberen Roth- und Werner Pilsener; dafür etwas bitterer als das leicht süßliche Brauhaus. Nicht ganz so würzig wie das Wernecker, aber etwas kräftiger als das Göller – ein anderer Gaumen mag es anders beschreiben. In jedem Fall ein Resultat gelungener Braukunst. Aus heimischen Zutaten, wie Martin betont. Und ganz nach dem Geschmack seines Erfinders. Sein Traum eben.

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