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WAIGOLSHAUSEN: Der Waigolshäuser Bahnhof kommt unter den Hammer

WAIGOLSHAUSEN

Der Waigolshäuser Bahnhof kommt unter den Hammer

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    Kostenspirale? Das Waigolshäuser Bahnhofsgebäude mit seinem großzügigen Treppenhaus hat sicher Potenzial, ist aber stark sanierungsbedürftig.
    Kostenspirale? Das Waigolshäuser Bahnhofsgebäude mit seinem großzügigen Treppenhaus hat sicher Potenzial, ist aber stark sanierungsbedürftig. Foto: Fotos: Nike Bodenbach

    „Ich fahre auf jeden Fall zur Auktion nach Dresden“, sagt Günter Neugebauer. Der 65-Jährige wohnt im alten Bahnhofsgebäude von Waigolshausen – und das wird am kommenden Mittwoch, 29. Mai, in Sachsen versteigert (wir berichteten). Der aktuelle Eigentümer, die luxemburgische Investmentfirma Patron Elke, hat die Sächsische Grundstücksauktion AG mit der Versteigerung beauftragt. Das Mindestgebot liegt bei 19 000 Euro.

    Günter Neugebauer will auch ein Gebot abgeben. Der 65-Jährige wohnt seit 1999 in dem Gebäude mit der Natursteinfassade. Früher lebten vier Familien dort, doch mittlerweile ist er der einzige Bewohner. Im Erdgeschoss hat sich noch die Bahn eingemietet und stellt von dort aus die Weichen der – natürlich – direkt am Haus verlaufenden Bahntrasse. „Die anderen Bewohner sind alle geflüchtet“, erzählt Neugebauer. Denn das Haus ist stark sanierungsbedürftig, die Installationen sind nicht mehr zeitgemäß. Neugebauer schleppe das Heizöl in Eimern in den ersten Stock, damit die großen, hohen Räume warm werden.

    Dass der alte Bahnhof in schlechtem Zustand ist, meint nicht nur Günter Neugebauer, das steht auch im Katalog des Auktionshauses. „Dach partiell undicht, Feuchtigkeitsschäden vorhanden“, heißt es da. Insgesamt bestehe umfassender Sanierungs-, Instandsetzungs- und Modernisierungsbedarf.

    Für die Gemeinde ist das Haus deshalb nicht interessant. „Wir werden kein Gebot abgeben“, sagt Bürgermeister Peter Pfister, „so was wird sich keine Gemeinde antun“. Waigolshausen habe etwa mit der sanierungsbedürftigen Schule in Theilheim bereits genug zu tun. Erst in der letzten Gemeinderatssitzung hatte ein Architekt die Kosten irgendwo zwischen 50 000 und 500 000 Euro taxiert.

    Günter Neugebauer will das fast 600 Quadratmeter große Bahnhofsgebäude aufmöbeln, wenn er den Zuschlag kriegen sollte. In welchem Umfang, müsse sich dann zeigen. Doch schon jetzt kümmert sich der ehemalige Finanzbeamte und heutige Pensionär um das alte Haus. „Ich schaue danach, dass das hier nicht vollkommen zerfällt.“ Wenn es im Winter friert, legt er zum Beispiel ein Verlängerungskabel in den zweiten Stock und wirft die Gaskanone an, damit oben nicht die Wasserleitungen frieren und platzen.

    Und er kümmert sich um umfassenden Blumenschmuck. Bürgermeister Pfister berichtet, am Bahnhof leuchteten im Sommer die Geranien. In einem Raum hat Neugebauer seine „kleine Gärtnerei“ eingerichtet. Im Moment ist die Fassade noch kahl, aber er verspricht: „Wenn das Wetter besser wird, erblüht alles. Mein Bahnhof soll schön sein.“ Einen Garten gibt es allerdings nicht, dafür die aktive Bahnstrecke Würzburg-Schweinfurt vor der Tür.

    Er liebt das Gebäude, hat vor Jahren schon einmal versucht, den Bau zu kaufen. Damals gehörte er noch der Deutschen Bahn. Doch schließlich ging der Bahnhof zusammen mit vielen anderen als Paket an den Luxemburger Finanzinvestor.

    Zum Bahn-Konzern hat er eine persönliche Beziehung. Das Finanzamt, wo er früher gearbeitet hat, liegt ganz in der Nähe des Eisenbahn-Bundesamts. Die Bahn-Bosse seien immer gerne in die Finanzamt-Kantine gekommen und hätten dann mit ihm beim Mittagessen gesessen. Ex-DB–Chef Mehdorn ist für ihn nur „der Hartmut“. Die Waigolshäuser hielten Neugebauer „immer für einen alten Bahnangestellten, aber das bin ich gar nicht“, sagt er und lacht.

    Zusammen mit dem Waigolshäuser Bahnhofsgebäude werden am kommenden Mittwoch weitere sieben bayerische Bahnhöfe versteigert – in Laberweinting (Kreis Straubing-Bogen), Dombühl (Kreis Ansbach), Dinkelscherben bei Augsburg, Burgau und Jettingen-Scheppach (beide Kreis Günzburg), Wernberg-Köblitz (Kreis Schwandorf) und Marktleuthen im Fichtelgebirge. Mit 19 000 Euro Mindestgebot hat Neugebauers Wohnhaus den höchsten Startpreis. Andere gibt es schon ab 3000 Euro.

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