Obwohl im Zentrum der hartumkämpften Auseinandersetzung um einen Buchen-Nationalpark im Steigerwald gelegen, handelt es sich um keine „Kampfausstellung“. Und doch ist sie ein klarer Fingerzeig in Richtung Artenvielfalt in naturnahen Buchenwäldern. Die Kernbotschaft könnte lauten: Wir brauchen in bestimmten Umfang wilde, sprich ungenutzte Buchenwälder, wenn wir die komplette Vielfalt an Tier-, Pflanzen-, Moos- und Pilzarten haben wollen.
Die Rede ist von der Dauerausstellung „Wilde Buchenwälder“ in Ebrach. Während der Frühling in den Wäldern des Steigerwalds Einzug hält, beendet sie zu Ostern ihren Winterschlaf, um den Besuchern spannende Einblicke in die faszinierende Welt naturbelassener Buchenwälder zu bieten.
Am Sonntag, 14. April, öffnet sie rechtzeitig zum Ebracher Ostermarkt und zur neuen Besuchersaison in dem denkmalgeschützten Gebäude an der Engstelle gegenüber vom Historikhotel Klosterbräu am Rande des Ebracher Marktplatzes ihre Pforten. Bis Allerheiligen und damit Ende Oktober bleibt die 2016 unter der Projektleitung von Brigitte Weinbrecht vom Fachbereich Umweltschutz am Landratsamt Bamberg geschaffene Ausstellung nun wieder von Mittwoch bis Sonntag jeweils von 13 bis 17 Uhr auf.
Seit August 2016 informiert die vom „Förderverein Naturerbe Buchenwälder“ ins Leben gerufene Ausstellung bei freiem Eintritt in den freundlichen und hellen Räumlichkeiten in moderner und anschaulicher Form schwerpunktmäßig über den Wert und die Vielgestaltigkeit der Lebensräume der alten Rotbuchenbestände im Steigerwald und deren Beitrag zum Erhalt der Biodiversität, sprich Artenvielfalt. Dies wie gesagt, sachlich und neutral. Allerdings gilt die Ausstellung bislang weitgehend noch als Geheimtipp.
Moderne und klassische Ausstellungselemente
Moderne Medien wie ein Walddiorama, ein Waldbodentunnel für Kinder oder ein digitaler Multi-Infotisch mit Touchscreen-Funktion schaffen neben klassischen Elementen zusammen mit einer kleinen Bücherei mit gemütlichen Sitzgelegenheiten zum Einlesen in die Materie und großflächigen Fotoprojektionen die besondere Atmosphäre. Auf bebilderten Wandtafeln erhalten die Besucher zudem entsprechend aufbereitete Informationen zu den „wilden“ Buchenwäldern und dem Steigerwald.

2018 zog die Ausstellung 5600 Besucher an
Obwohl die Ausstellung wegen der zunächst ungeklärten Finanzierung des Personals 2018 an weniger Tagen auf hatte als dies heuer der Fall sein wird, hatte sie im Vorjahr rund 5600 Besucher angezogen, so Ebrachs Bürgermeister Max-Dieter Schneider.
Heuer geht es, wie erwähnt, bereits zum Ostermarkt los, nachdem rechtzeitig eine für alle Beteiligten gangbare Regelung mit 450-Euro-Kräften gefunden werden konnte, um die Ausstellung an fünf Tagen in der Woche öffnen zu können, wie Bürgermeister Schneider bestätigt. Demnach werden sich an der Informationstheke Günther Oltsch, Ursula Link und Barbara Gülta mit Unterstützung von Heinz Erbar als sach- und fachkundige Mitarbeiter abwechseln.
Söders Plan vom "Haus der Buchen"

Die Anfänge der Ausstellung gehen auf die Diskussion um einen möglichen Nationalpark zurück. Es war noch der damalige Umweltminister Markus Söder, der im Sommer 2010 erste Überlegungen anstellte, im Markt Ebrach „ein bundesweit bedeutsames Bildungszentrum zum Thema Buchenwälder“ zu errichten. "Haus der Buchen“ sollte es heißen.
Stattdessen entstanden zunächst aber in Handthal das im September 2014 in Betrieb genommene Steigerwald-Zentrum für nachhaltige Forstwirtschaft und in Ebrach der im März 2016 eröffnete Baumwipfelpfad. Seit August 2016 ergänzt die Ausstellung "Wilde Buchenwälder" die beiden anderen „Leuchtturmprojekte“ im Steigerwald thematisch.
Letztendlich soll die Ausstellung die Besucher informieren, zum Nachdenken anregen und dazu animieren, hinaus in die Natur zu gehen, um sich an Ort und Stelle draußen die Lebensräume von Pflanzen und Tieren anzusehen. Durch den modulhaften Aufbau lässt sich die Ausstellung jederzeit ergänzen und ändern. So fanden auch 2019 weitere Exponate Eingang.
Zu der ursprünglich geplanten parallelen Nutzung der Räume an der prominenten Stelle am Marktplatz als offizielle Tourist-Information ist es nicht gekommen. Bürgermeister Schneider macht deutlich: „Das können wir uns einfach finanziell nicht leisten.“
Mitarbeiter geben bereitwillig Auskunft zur Region
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Informationstheke vor Ort geben aber jederzeit Auskunft zu Ausflugszielen im Naturpark Steigerwald, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten sowie Wandertouren. Dazu liegt entsprechendes Informationsmaterial auf, dessen Spektrum heuer nochmals erweitert wurde. Größere Gruppen und Gesellschaften werden auf Wunsch durch die Ausstellung geführt.
Apropos heimische Rotbuche: Ihren Namen verdankt sie übrigens dem Umstand, dass ihr Holzkern im Alter zu Rotkernigkeit neigt.
Der Trägerverein der Ausstellung " Wilde Buchenwälder" Träger der Ausstellung „Wilde Buchenwälder“ ist der erwähnte „Förderverein Naturerbe Buchenwälder“ mit Landrat Johann Kalb als Vorsitzenden und Ebrachs Bürgermeister Max-Dieter Schneider als seinem Stellvertreter. Zu den Mitgliedern zählen der Landkreis Bamberg, die Märkte Ebrach und Burgwindheim, die Naturschutzverbände Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, World Wildlife Found Deutschland (WWF) und die Naturforschende Gesellschaft Bamberg sowie die Universitäten Bayreuth und Würzburg. (novo)
