Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: Der Zeppelin hebt wieder ab

SCHWEINFURT

Der Zeppelin hebt wieder ab

    • |
    • |
    Der Zeppelin hebt wieder ab
    Der Zeppelin hebt wieder ab

    Das Schriftstück trägt das Datum 15. April 1909 und ist adressiert an den Schweinfurter Gastronomen Michael Ankenbrand. Absender ist Ernst Uhland, der Bevollmächtigte seiner Exzellenz, des Grafen von Zeppelin. Dieser ermächtigt hierin den Architekten von Ankenbrand – K. J. Gottschalk –, der damals neu erbauten Gaststätte in der Luitpoldstraße den Namen „Gasthof zum Grafen Zeppelin“ zu geben. Eine Schweinfurter Gastronomielegende war geboren, die später sei Sohn Willy und anschließend in dritter Generation die Wirtsleute Michael und Marlene über Jahrzehnte fortführten.

    103 Jahre später gibt es den Gasthof zum Grafen Zeppelin in der bisherigen Form nicht mehr. Hotel und Gasthof wurden schon letztes Jahr geschlossen, jetzt ist das Gebäude an die Hopfauer GbR verkauft. Es wird in der Luitpoldstraße 21 keine gastronomische Nutzung mehr geben, aber weiter geht es unter der neuen Flagge und nach grundlegender Sanierung dennoch. Und vor allem: Hopfauers werden den Namen Zeppelin in ihrer Zimmervermietung erhalten. Aber der Reihe nach.

    Willy Ankenbrands Sohn Michael und seine Frau Marlene setzten die Tradition ab 1959 fort. Michael kochte zuvor im Palace-Hotel Engelberg in der Schweiz, Marlene, eine Österreicherin aus Graz, wirkte als Hausdame. Im Winter darauf arbeitete Marlene wieder im Palace, Michael im nahen Interlaken. Man lernte sich näher kennen, lieben, heiratete und übernahm Ende der 1950er Jahre den Familienbetrieb.

    Top-Adresse in Schweinfurt

    Der Gasthof zum Grafen Zeppelin, dazu noch in einer Straße, die an den bayerischen Prinzregenten erinnert, das hatte was. „Der Zeppelin“ war die Top-Adresse in Schweinfurt: Für so viele Vereine, für namhaft besetzte Stammtische, für außergewöhnliche Veranstaltungen, darunter die legendären Schlachtschüsseln. Der Gasthof war der Treffpunkt für Parteien, Pressekonferenzen fanden im Zeppelin statt, der natürlich nicht nur Gaststätte, sondern auch renommiertes 48-Betten-Hotel war.

    Ab Mitte der 1990er Jahre kam der Motor ins Stottern, sagt Karoline Ankenbrand-Soprano, Tochter von Michael und Marlene Ankenbrand, die im Familienbetrieb auf- und hineinwuchs. Die Enkelin des Gründers nennt viele Faktoren für das Stottern: die Ausgeh- und Essensgewohnheiten haben sich verändert, die Industrie verkürzte die Mittagspause auf eine halbe Stunde, das Gründerzeitviertel verlor an Niveau.

    Die Wirtsleute hielten dagegen. Tochter Karoline, Hotelmeisterin und bewährte Ausbilderin, eröffnete 2003 mit ihrem Mann Sergio Soprano im Zeppelin eine Trattoria. Man bot regionale Produkte mit italienischer Note an. Slow Food war im Programm. Michael Ankenbrand hatte als einer der ersten Unternehmen die Radfahrer vom Maintal-Radweg längst in die Stadt zum Essen und Übernachten gelotst.

    Dann kam die Stadtgalerie, die mit ihrer hohen Gastronomie-Kapazität ihr Übriges tat. Auch die Verkehrsströme änderten sich, die Luitpoldstraße war plötzlich nicht mehr Hauptverkehrsachse. Im August 2008 schließlich starb Küchenchef Michael Ankenbrand, der sich im übrigen wie die Tochter im Hotel- und Gaststättenverband engagiert hatte.

    Gleichwohl ist der Hauptgrund für die Entscheidung, aufzuhören, ein anderer: Auf dem über 100 Jahre alten Gebäude lastet ein nicht unerheblicher Investitionsstau. „Wir haben die Notbremse gezogen“, sagt Karoline Ankenbrand-Soprano. Sie backt jetzt kleinere Brötchen, konzentriert sich mit ihrem aus Neapel stammenden Mann Sergio Soprano auf die Bar und Enoteca „Chic“ in der Schweinfurter Altstadt, direkt neben dem Schrotturm. Jeden Tag gibt es dort ein anderes Angebot, die 18 Plätze innen sind immer gut besetzt, im Sommer kommen 32 Außenplätze hinzu.

    Karoline Ankenbrand-Soprano ist der Auszug aus dem Hotel „freilich nicht leicht gefallen“. Aber sie hat ein neues Betätigungsfeld. Marlene Ankenbrand (76) „tut sich noch schwer“. Immerhin habe sich ihr ganzes Leben im und um den Gasthof Zeppelin abgespielt.

    Sanierung bis zum Jahresende

    Dass es nun allerdings mit einem Schweinfurter Unternehmerpaar weitergeht in der Luitpoldstraße, das freut sie. Herbert und Brigitte Hopfauer werden das Gebäude bis zum Jahresende von Grund auf sanieren und wie in der Luitpoldstraße 45 auch im „Zeppelin“ Zimmer vermieten – an für überschaubare Zeiträume beispielsweise für Beschäftigte der der Industrie. Herbert Hopfauer garantiert, dass der Name „Zeppelin erhalten bleibt, das sind wir der Familie Ankenbrand schuldig“.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden