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SCHWEINFURT: Die Augen des Tigers

SCHWEINFURT

Die Augen des Tigers

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    Die Augen des Tigers: Carmen Zander mit einem ihrer Königstiger. Sie ist ab dem ersten Weihnachtsfeiertag in den Vorstellungen des Circus Carl Busch auf dem Volksfestplatz zu sehen.
    Die Augen des Tigers: Carmen Zander mit einem ihrer Königstiger. Sie ist ab dem ersten Weihnachtsfeiertag in den Vorstellungen des Circus Carl Busch auf dem Volksfestplatz zu sehen. Foto: Fotos: Fuchs-Mauder; Zander

    Es liegt Spannung in der eiskalten Luft über dem Volksfestplatz. In High Heels stöckelt Carmen Zander in die provisorische Manege vor dem Tigerkäfig. Der Boden ist spiegelglatt. Eine der fünf Raubkatzen schreitet knurrend durch den vergitterten Zugang in die Manege zum Fototermin.

    Es ist lebensgefährlich, was an diesem Nachmittag auf dem Volksfestplatz abläuft. Ein falscher Schritt auf dem vereisten Boden, ein Sturz, und der Jagdinstinkt des Tigers wäre geweckt. Er könnte die Dompteurin als Beute sehen, und sie hätte gegen die 250 Kilo schwere Raubkatze wohl keine Chance.

    „Meine Mäuse“, sagt Carmen Zander liebevoll, wenn sie über ihre Königstiger spricht. Sich selbst bezeichnet sie als deren „Mama“. Von ihrer leiblichen Mutter waren die Fünflinge verstoßen worden, Zander hat sie mit der Flasche großgezogen. Tiger sind „fantastisch schön“, sagt die 37-Jährige, „eine Vollendung in der Schöpfung.“ Schon als Kind hätten sie die Tiere fasziniert. Bei Zoobesuchen mit den Eltern habe sie Stunden im Raubtierhaus verbracht.

    Zum ersten Mal mit Raubkatzen in Kontakt gekommen ist sie bei einem Engagement beim Circus Sarrasani. Doch statt Dressurnummern im Rampenlicht zu zeigen, hieß es erst einmal Käfige putzen. „Die Tiere müssen dich erst einmal kennenlernen, und man selbst muss jedes einzelne Tier sofort erkennen können.“ Sie assistierte bei einigen Raubtiernummern, bis sie mit zwei Berberlöwen schließlich zum ersten Mal alleine in der Manege stand. „Ich hatte mich so darauf gefreut“, sagt sie. Doch als es soweit war, war es doch ein komisches Gefühl. „Mir sind die Knie richtig weich geworden.“

    Eigene Tiger blieben trotzdem ihr Traum. Diesen hat sie sich im März 2006 erfüllt, als sie Gandhi, Face, Imani, Kiara und Aschanti bei sich aufnahm, sie großzog und dressierte. Eine Schule für Raubtierbändiger gibt es nicht. Carmen Zander hat viel durch Beobachten gelernt, von Altmeistern wie Raubtierbändiger René Strickler.

    Von klein auf hat sie ihre Tiger an die Manege und an Publikum gewöhnt. Sie arbeitete zunächst mit Hunderequisiten, bis die Tiere zu groß waren. Es sind artgerechte Kunststücke, sagt sie. Sprünge durch brennende Reifen gibt es bei ihr nicht, stattdessen kuschelt sie mit den Tieren, reitet auf ihnen und zeigt andere Tricks.

    Auch wenn die Tiere sie als Alpha-Tier akzeptieren, weiß sie, dass ihre tägliche Arbeit lebensgefährlich ist. „Nur weil es Flaschenkinder sind, sind es noch immer Raubtiere.“ Auch in der Manege. Sollte Zander dort einmal an den scharfen Krallen hängen bleiben, könnten die Tiger reagieren, wie es ihr Instinkt befiehlt: zupacken und zum tödlichen Biss ansetzen.

    Ein Auftritt bedeutet deshalb immer höchste Konzentration. Deshalb ärgert sie sich über Leute, die davor keinen Respekt zeigen, mit Blitz fotografieren oder winken, um die Tiger abzulenken. „Das ist verantwortungslos“, sagt sie. Werden Raubkatzen irritiert, können sie unberechenbar sein.

    Vor ihrer Karriere in Zirkus und Showbusiness hatte sie ihr Leben dem Sport gewidmet. Bis zu ihrem 15. Lebensjahr war sie Leistungssportlerin in Rhythmischer Sportgymnastik, war im Leistungskader der DDR und gewann 15 Meistertitel in Folge. Doch dann musste sie verletzungsbedingt aufgeben. Knie und Rücken machten nicht mehr mit. „Für mich ist damals eine Welt zusammengebrochen.“

    Sie startete eine zweite Karriere, besuchte die Staatliche Fachschule für Artistik und Ballett in Berlin. Nach dreieinhalb Jahren war sie staatlich geprüfte Artistin, spezialisiert auf Jonglage, Hula-Hoop und Schwungtrapez. Sie machte sich selbstständig, trat als Artistin bei Galas, im Fernsehen und im Zirkus auf – bis sie auf die Raubkatzen kam.

    Nun sind die Tiger ihr Leben. 15 Jahre alt könnten die Tiere werden. „Sie bleiben auf jeden Fall bis zu ihrem Lebensende bei mir“, sagt Carmen Zander. Was sie danach machen will? Vielleicht wird sie mit Hunden auftreten, sagt sie. Die wären zumindest nicht so gefährlich.

    Circus Carl Busch

    Carmen Zander und ihre Tiger sind im Circus Carl Busch zu sehen, der vom 25. Dezember bis 9. Januar auf dem Volksfestplatz in Schweinfurt gastiert. Vorstellungen: 25. und 26. Dezember 15 und 18.30 Uhr, 27. bis 31. Dezember 15 und 20 Uhr, 1. und 2. Januar 15 und 18.30 Uhr, 3. bis 8. Januar 15 und 20 Uhr, 9. Januar 11 und 15 Uhr. Karten kosten ab 10 Euro, erhältlich sind sie in allen Geschäftsstellen der Mediengruppe Main-Post und an den Kassen.

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