Erste Anzeichen für den Aufenthalt eines Bibers waren die angenagten Bäume am Frankenwinheimer Anglersee und dem angrenzenden Lülsbach. Seit vier Jahren ist der See Heimat für Biber.
So mancher Zeitgenosse freute sich, dass ein Biber hier angekommen war. Er ist Deutschlands größtes Nagetier und galt im 19. Jahrhundert durch intensive Bejagung in weiten Teilen Europas fast als ausgerottet. Inzwischen ist die Population gewachsen und mindestens eine Biberfamilie hat ihr Revier rund um den Anglersee in Frankenwinheim aufgeschlagen.
Nicht bei allen gern gesehen
Durch seine Aktivitäten ist der Biber nicht bei allen ein gern gesehener Gast. Durch die gefällten Bäume, die Dämme oder auch seine Futterspaziergänge in die angrenzenden Äcker hat er naturgemäß nicht nur Freunde.
Doch auf der anderen Seite hat sich der Kauf eines ein Hektar großen Ackers vor dem Frankenwinheimer Anglersee als ein Glückskauf erwiesen. Durch den Bau der drei Windräder auf Gemeindegebiet gab es Gelder für Ausgleichsmaßnahmen, die in den Aufkauf der Ackerfläche flossen. Seit dieser Zeit kann der Biber nun in diesem Bachabschnitt wieder seine Dämme anlegen, die vorher mehrmals beseitigt wurden. Dies erfolgte in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde und dem zuständigen Biberbeauftragten.
Nun hat die Biberfamilie den Lülsbach soweit aufgestaut, dass über die Hälfte des aufgekauften Ackers unter Wasser gesetzt ist. Bereits nach einem Jahr lässt sich hier ein reges Tierleben erkennen. Naturgemäß trifft man die vielfältige Insekten- und Amphibienwelt an, doch auch diverse Wasservögel wie brütende Nilgänse, Stockenden, Blässhühner und Reiher zu sehen. Mit Glück kann man auch äsende Rehe beobachten.
Für den Pächter des Sees, den Gerolzhöfer Angelverein, gibt es nun, so manche Arbeit mehr zu verrichten. Ihre Burg hat die Biberfamilie nicht mitten im Gewässer errichtet, sondern in die Uferböschung des Anglersees gebaut. Im Frühjahr gilt es, die abgenagten Äste aus dem Anglersee zu fischen, die als Wintervorrat im Herbst rund um die Biberburg am Seeboden verankert waren und die dann zahllos auf dem Wasser schwimmen.
Der Biber ist ein Gewohnheitstier, denn wenn er vom Anglersee in den Lülsbach wechselt, verwendet er immer wieder die gleichen Wege. Diese sind deutlich in der Grasnarbe sichtbar.
Der Biber wird leicht mit der Bisamratte verwechselt, die aus Nordamerika zwecks Pelzzucht in Europa eingeführt wurde. Eine dritte Variante ist die Nutria, eine aus Südamerika stammende Nagetierart. Der Biber ist der Größte der drei Arten und nur der Biber hat eine Schwanzkelle. Zu der Körperlänge von zirka einem Meter kommt noch die Kelle mit 30 Zentimeter hinzu. Ausgewachsen wiegt er zwischen 17 und 32 Kilogramm. Die Bisamratte als kleinster Vertreter wiegt zwischen 0,5 und zwei Kilogramm und hat eine Körpergröße von 25 bis 36 Zentimeter.
Rund um den Anglersee wird es spannend bleiben, ob sich der Biber weiter entfalten darf, oder ob sich die wirtschaftlichen Interessen am Ende durchsetzen.