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Die Blues-Agency auf der Erfolgsspur

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Die Blues-Agency auf der Erfolgsspur

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    Schweinfurt (hh) Ralf Hofmann ist gemeinsam mit Dominik Brähler der Geschäftsführer der Blues-Agency, die auch die Honky-Tonk-Festivals bundesweit vermarktet. Der 35-Jährige und seine Frau Stephanie Haverkamp haben eine zweijährige Tochter namens Jana und leben seit 2000 in Leipzig. Zwischen 1996 und 2000 war Hofmann in Schweinfurt SPD-Stadtrat, zuvor arbeitete er lange Jahre im Kulturzentrum "Die Schreinerei" mit, war Mitorganisator der "Umsonst & Draußen"-Festivals und ist Mitbegründer des 1993 gegründeten KulturPackt für Schweinfurt. Der Ex-Humboldt-Gymnasiast studierte Politikwissenschaften und arbeitet mit Brähler seit 1991 eng zusammen, seit 2000 in einer GmbH.

    frage: Die Blues Agency erinnert gerne daran, dass Schweinfurt die Geburtsstadt des Honky Tonk ist, das heute zum elften Mal stattfandt. Warum mussten die Zelte in Leipzig aufgeschlagen werden?

    Ralf Hofmann: Für eine Agentur mit unserem Tätigkeitsprofil ist es ein Standortvorteil, aus einer bekannten und als interessant erachteten Stadt heraus zu agieren. In diesem Sinne ist Leipzig eine der besten Adressen in Deutschland, was sich ja jetzt gerade wieder zeigt: WM-Standort 2006 und Olympia 2012. Alleine, dass der Olympiabeauftragte der Stadt Leipzig, Burkhard Jung, mit uns Gespräche führt, wie Honky Tonk der Bewerbung helfen könnte, ist schon eine gigantische Sache. Aber, damit das auch mal klar ist: wir haben noch unser Büro in Schweinfurt, das ist projektweise besetzt. Ich selbst bin regelmäßig hier und arbeite nach wie vor häufig von Schweinfurt aus und wir zahlen noch immer Gewerbesteuer hier. Also, ganz losgelassen haben wir nicht.

    Dennoch: Kurz nach dem Wechsel kam es zu Turbulenzen. Ist die Agentur über dem Berg?

    Hofmann: Es ist richtig. Wir hatten 2000 und 2001 zwei ganz schwere Jahre. Wir sind vom rasanten Wachstum unserer Agentur einfach ein wenig überrollt worden. Hinzu kamen die Klassiker, falsche Berater und eigene mangelnde Qualifizierung. Aber, und ich denke das ist eine Stärke meines Partners Dominik Brähler und mir: Unter Druck sind wir noch immer zu sehr analytischen und strategischen Entscheidungen fähig. So haben wir im Juni 2001 die Weichen gestellt und Punkt für Punkt die Firma wieder hin bekommen. Dass wir uns dabei auch von den beiden langjährigen Mitarbeitern trennen mussten, war allerdings die bitterste Situation, die ich bisher im Berufsleben hatte, auch weil einer der beiden mein langjährigster und bester Freund ist. Dass er es noch immer ist, und dass insgesamt beide sich absolut solidarisch und fair verhalten haben, werden wir nie vergessen. Zum Glück haben beide recht schnell gute Nachfolgestellen gefunden. Heute ist das Verhältnis zu ihnen vielleicht sogar noch besser, weil entspannter. Und für unsere Agentur war es genau das richtige: 2002 war das erfolgreichste Jahr unserer Firmengschichte, und 2003 sieht auch sehr gut aus. Und wir sind mittlerweile sogar Ausbildungsbetrieb. So hat diese Krise im Nachhinein doch ihr Gutes.

    Honky Tonk ist nicht gleich Honky Tonk. Das Schweinfurter Spektakel hat mittlerweile Event-Charakter, was vielen Anhängern des Kneipenfestivals in seinen Ursprüngen nicht so gut gefällt. Geht es nicht auch ein wenig kleiner?

    Hofmann: Diese Kritik kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das Festival ist im Kern immer noch das Gleiche wie 1993: es spielen originelle und sehr gute Bands in Kneipen und auf Plätzen. Der Unterschied - die Plätze sind größer geworden. Aber was ist schlecht daran, wenn jedes Jahr mehr Menschen nach Schweinfurt kommen möchten, um dort generationsübergreifend bis tief in die Nacht bei unterschiedlichsten Musikstilen gemeinsam zu feiern? Für uns ist und bleibt es ein großes Glück, dass wir in unserer Heimatstadt etwas auf die Beine stellen dürfen, das der ganzen Innenstadt ein besonderes Flair gibt. Musik dringt aus allen Ecken, Schweinfurter, die es in ganz Deutschland verteilt hat, kommen an diesem Tag zurück. Und das ohne Aggressionen oder größere unangenehme Zwischenfälle. Trotz allem, wer es traditionell haben möchte: das Vorndran ist immer noch so groß wie 1993, der Wilde Mann heißt jetzt Tapas, aber dabei ist er immer noch und das Bistro am Schrotturm feiert noch immer ein Salsa Open Air - wie seit 1995.

    Ralf Hofmann saß in Schweinfurt für die Sozialdemokraten im Stadtrat, war politisch sehr aktiv. Wie sieht es mit der politischen Karriere in Leipzig aus ?

    Hofmann: Die gibt es nicht. Ich hatte immer eine sehr große Leidenschaft für Kommunalpolitik. Dazu gehört aber, dass man seine Stadt kennt. Das ist für mich mit Leipzig in der Form nicht möglich. Außerdem möchte ich beim nächsten Mal, wenn ich wieder in die Politik einsteigen sollte, eine möglichst große wirtschaftliche Unabhängigkeit haben. Das macht in den Entscheidungen freier.

    Ganz verliert kein Schweinfurter seine Heimatstadt aus dem Blick.

    Hofmann: Ich zähle mich schon noch zu den besser informierten Schweinfurtern. Ich bin häufig hier, habe noch sehr intensive Bindungen und zähle wohl trotzdem ein wenig als Außenstehender, dem man auch mal Insiderwissen anvertraut, weil es da gut aufgehoben ist. Vor zehn Jahren hätte ich es nie für möglich gehalten, einmal komplett in Leipzig zu leben. Also, so gesehen: wer weiß, was passiert?

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