Bauernkrieg, räuberische Markgrafen oder ein durchziehender Schwedenkönig. Nicht immer waren die Zeiten im beschaulichen Franken so friedlich wie in moderner Zeit. Frei nach Wallensteins Motto "der Krieg ernährt den Krieg", holten sich die durchziehenden Truppen das Überlebenswichtige von der Bevölkerung.
Um zumindest das Nötigste sowie Leib und Leben zu retten, entstanden mit großem Aufwand und unter hohen Kosten über ganz Europa schützende Wehrbauten. Auch die Schnackenwerther schufen sich ein solch sicheren Ort, noch heute umschließen die Gaden die örtliche Kirche von drei Seiten. Hat sich ihr Nutzen auch geändert, bieten sie doch ein eindrucksvolles Bild einer stürmischen Vergangenheit.

Spezialistin für das architektonische Kleinod ist die vom Markt Werneck angestellte Gästeführerin Karin Stühler. Bei der Frage, wie sie gerade darauf gekommen sei, die Gaden als einen ihrer thematischen Schwerpunkte zu nehmen, muss sie lächeln: "Zuerst habe ich Führungen im Bildstockzentrum Egenhausen gegeben. Von Bildstöcken zu den Kirchen ist es nicht weit, da nimmt man die Gaden halt mit." Mit Charme, viel Witz und Sachkenntnis führt sie daraufhin durch die umgebaute Kirchenburg.
Eine Frühform der Gaden existierte laut Stühler bereits im 14. Jahrhundert, wobei die Hochzeit auf das 17. und 18. Jahrhundert zu setzen ist. Wenige Öffnungen befinden sich in den Wänden, dafür Schießscharten nach außen – Zeugnis des wehrhaften Charakters. Strategisch günstig auf dem Kirchberg gelegen stellten die Gaden ein starkes Bollwerk gegen feindlich Gesinnte dar. Warum dies nötig war, beschreibt Stühler anhand eines Beispiels: "Im 30-jährigen Krieg ist auch Gustav Adolf hier durchgekommen. In solchen Zeiten war es überlebensnotwendig einen Schutzraum zu haben, denn er hat natürlich seine Soldaten zum Plündern losgeschickt."
Bei drohender Gefahr packten die Schnackenwerther also alles zusammen und zogen sich mit Mann und Maus in die Gaden zurück, Tür zu und abwarten. War die Gefahr vorüber, kam man zumindest mit Leib und Leben davon. Auf zwei Stockwerken wurde alles gelagert. Von Futter über Vorräte, Mensch und Vieh bis hin zum wichtigen Apfelmost im Keller, nahm die Bevölkerung alles mit. Nachdem das Schießpulver die Waffentechnik revolutioniert und den Sinn von starken Festungsmauern damit untergraben hatte, änderte sich auch die Nutzung der Gaden, 1752 wurde der Westflügel im Zuge einer Kirchenerweiterung abgerissen, später von außen Tore eingebaut.
Überlebenswichtiger Wehrbau
Der ehemals überlebenswichtige Wehrbau wurde zur reinen Lagerstätte degradiert. Eine jede der 23 Gaden war mit einer Hausnummer im Dorf verknüpft, so wurde klar, wer der Eigentümer war. "Nun lagerten die Schnackenwerther dort alles, was sie brauchten, um über den Winter zu kommen. Mit ihren fast stetig konstanten fünf Grad war das alte Gebäude zur Lagerung praktisch optimal", erklärt Stühler. Mit zunehmendem Aufschwung der Industrie im nahe gelegenen Schweinfurt verlor die Landwirtschaft als Haupteinnahmequelle zunehmend an Bedeutung. Ebenso die Lagerstätte, denn insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde diese durch die immer besser werdende Versorgungslage überflüssig.
So änderte sich die Nutzung der Gaden ein weiteres Mal, es setzte sich laut Stühler bei den Schnackenwerthern nämlich eine Erkenntnis durch: "Die Gaden waren marode, aber, insbesondere vor der 1000-Jahr-Feier, wurde den Leuten hier ihre Bedeutung als Kulturgut bewusst und man stellte sich die Frage, ob man sie renovieren solle." Das war für einige der Eigentümer finanziell nicht zu machen, so erwarb der Markt Werneck Stück für Stück acht der 23 Lagerstätten.
Heute befindet sich in zwei der in neuem Glanz erstrahlenden Gaden ein Sattler- und Schuhmachermuseum. Insbesondere die gemeindliche Gade 35 hat es den Schnackenwerthern jedoch angetan. Hier ist eine im Inneren hochmodern ausgebaute Feiergade beheimatet, die Platz für bis zu 100 Personen bietet. "Die Gaden haben schon immer zu den Schnackenwerthern gehört und die Renovierung haben sie unter großem Aufwand toll bewerkstelligt", freut sich Stühler über die neue Nutzung des ehemaligen Wehrbaus.