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Die Geis-Masse unterm Hammer

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Die Geis-Masse unterm Hammer

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    Donnerstag, 1030 Uhr. An der Einfahrt der "Maschinenfabrik Geis" regelt ein Mann in grauer Montur den Verkehr. Ständig biegen Autos aus dem Firmengelände ums Eck, andere drängen auf das Gelände, manchmal reicht der Platz an der 200 Quadratmeter-Halle nicht für alle. Den Nummernschildern nach muss halb Deutschland hier vertreten sein. In der einstigen Produktionshalle der Maschinenfabrik riecht es noch nach Öl und Fett und Metallspänen.

    Praktisch alles Inventar - vom Bürostuhl über den Kühlschrank auf dem Gang und Pappkartonagen im Keller, vom Bohrhammer über den "Garderobenständer, goldfarben" und die Couch aus dem Chefbüro bis zu Metallschränken, Rollenböcken, Bohrmaschinen und den mit tausenden Euro angesetzten Drehmaschinen - dies alles muss raus. Die Gegenstände tragen gelbe Aufkleber mit Nummern, im 28-seitigen Auktionskatalog steht, worum es sich genau handelt und was der Aufrufpreis ist. Der reicht von einem Euro, etwa für einen Aktenrollschrank bis zu 100 000 Euro für die Nummer 613 - den größten Brocken in der Halle: die über 30 Tonnen schwere "Bohr- und Fräsmaschine, Fa. Union Typ BFT 130 CNC, Bj. 91".

    Viele Handy-Telefonate

    Es herrscht reger Verkehr zwischen den Tischen, auf denen die kleineren Waren liegen, Messgeräte oder Stichsägen, ebenso an den Schränken und Regalen, Kästen und Großmaschinen. Kritische Blicke, Notizen im Auktionskatalog - und zwischendurch viele, viele Handy-Telefonate bestimmen die Szenerie. Zwischen den Kunden die Leute der abwickelnden Firma Hämmerle aus Erding in ihrer grauen Firmenkluft, die jede Frage ausgesprochen freundlich und geduldig beantworten. In ganz Süddeutschland ist der Betrieb darauf spezialisiert, Insolvenzmasse im Auftrag des Verwalters zu begutachten, zu bewerten, zu versteigern. Kurz: abzuwickeln von der Vorbereitung bis zum Abholung und Ausgabe der Waren.

    Weil dieser Dienst auch nicht umsonst ist, weist der Auktionskatalog daraufhin, dass zum Erstehungspreis ein 15-Prozent-Aufschlag kommt (für den Versteigerer) und dazu noch die Mehrwertsteuer. Das kann die Kauffreude der 400 bis 500 Interessenten aus dem In- und Ausland nicht wirklich bremsen.

    Die Auktion selbst findet im edlen Konferenzzentrum statt. Dort sitzen diesmal keine Krawattenträger, die meisten sind wohl Männer der Praxis, die wissen, was eine Fräse oder Schleifmaschine ist. Manche sind im Blaumann da und mit Transporter, damit sie die Ware gleich mitnehmen können. Ab 11 Uhr hat hier Peter Hämmerle das Sagen, Chef des Erdinger Ausverkaufs- und Versteigerungs-Unternehmens: Schlank, gebräunt, einer, der schneller reden kann als die meisten denken und ihre Kunden-Nummer heben oder senken können. Die Nummer 76, Eine Schreibtischwinkelkombination, für einen Euro aufgerufen, schafft es auf 130 Euro, eine alte Videokamera geht für vier Euro an die Bieter-Nummer 4. Ein anderer Schreibtisch findet nicht mal für einen Euro seinen Abnehmer. "Wer ihn nimmt, kriegt 'nen Euro von mir", ruft Hämmerle. Jetzt greift tatsächlich einer zu.

    95 Prozent verwertet

    Der komplette Keller, 18 Nummern am Stück, aufgerufen für 1500, geht für 5500 Euro weg. Eine ganze Reihe Schubkastenschränke verdrei- und vervierfachen ihren Aufrufpreis. "PC HP Typ Vectra, 14-Zoll-Monitor, ein schönes Teil", preist der Auktionator, "da baut sich das Bild noch langsam auf, man kommt noch mit". Gelächter bei den Bietern - das Drum geht tatsächlich weg.

    15 Uhr: Die Schlacht ist vorüber. Das teuerste Stück, die Bohr- und Fräsmaschine für 100 000 Euro, ist auch weggegangen. Von 693 Positionen sind 39 übrig, darunter zwei Großmaschinen - 95 Prozent ist verwertet. Hämmerle: "Das ist sehr gut gelaufen." Doch dafür, sagt Peter Hämmerle, haben wir massiv Werbung gemacht und 20 000 Kunden im In- und Ausland angeschrieben.

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