Weit schwerer als gedacht! Die eigene Erfahrung im Zaume halten und sich voll und ganz auf den Einweiser verlassen, das muss der Zuckerrübenfahrer beim Ladevorgang und in der Nacht. Am vergangenen Freitag und Samstag und damit direkt vor der am Montag gestarteten Rübenkampagne schulte die bäuerliche Maschinengemeinschaft LMZ Zeil-West eG die Fahrer in Zeuzleben, wo in der Speditionsfirma Eichelmann die Genossenschaft Sattelzüge und eine „Maus“ untergestellt hat.
Ihr Eigentum nennt die Genossenschaft drei „Mäuse“ (Lademaschinen), 22 Zugmaschinen und 25 Auflieger. Jede Maus wird in der Kampagne, die bis zum 2. Januar angesetzt ist, rund 500 000 Tonnen Rüben verladen, die von bis zu 250 Fahrern zu den Werken von Südzucker insbesondere in Ochsenfurt, aber auch in Wabern, und – die Bio-Rüben – nach Warburg in NRW gefahren werden.
Von Ochesnfurt bis Meiningen
Zeil am Main im Namen der Genossenschaft erinnert an die ehemalige Zuckerfabrik, die vor über zehn Jahren geschlossen wurde. Nach wie vor ist der Bereich der LMZ-Zeil-West mit 25 000 Hektar Zuckerrüben zwischen Meiningen und Ochsenfurt, zwischen Marktheidenfeld und Bad Königshofen, eines der großen Rübenanbaugebiete in Deutschland.
Die Sattelzugmaschinen der gelben Flotte sind mit Spurassistent, Tempomat, automatischer Abstandsregelung und einem 430 PS starken Motor ausgestattet. Jeder Zug befördert in vier Monaten um die 20 000 Tonnen Rüben und ist weit über 100 000 Kilometer unterwegs.
GPS führt über die Feldwege
Die Haufen mit den Zuckerrüben auf den Feldern werden dank GPS gefunden. Das Global Positioning System sagt zudem dem Disponenten, wo gerade welcher Lkw unterwegs ist und, ob sich bei der Anlieferung in der Fabrik, die täglich 15 000 Tonnen Rüben verarbeitet, die Sattelzüge stauen, die wochentags und auch an den Samstagen rund um die Uhr unterwegs sind. Auch die Herstellung des Zuckers läuft nahezu pausenlos.
Abgegeben werden die Rüben weitgehend gesäubert von Erde, die auf den Reinigungsbändern der Maus entfernt wird. Der Greifer der Maus lässt sich auf eine Länge von 15 Metern ausfahren. Die Beladung eines 40 Tonners (13 Tonnen Eigengewicht) dauert je nach Verunreinigung der Rüben zwischen fünf und zehn Minuten. Herzstück der Maus ist ein 300 PS-Motor. Alle Funktionen sind per Verteilergetriebe von diesem angetrieben und hydraulisch gesteuert.
Neben der LMZ West liefern in Ochsenfurt noch die LMZ Ost und die LMZ Ochsenfurt an – in 24 Stunden bis zu 100 Lkw. Zu den Fahrerpools gehören Berufskraftfahrer, Teilzeitkräfte und viele Landwirte.
Praxistag für die Fahrer
Die Schulung für den Einsatz müssen alle absolvieren. Bei der LMZ West wird neben dem sowieso obligatorischen Infotag zur bevorstehenden Kampagne ein Praxistag geboten, der zu dem Eintrag mit der Kennziffer 95 im Führerschein berechtigt. Diese 7,5 Stunden müssen entweder jährlich oder ein Kurs über fünf Tage alle fünf Jahre absolviert werden. Angeleitet werden die Fahrer von einem Fahrlehrer.
Am letzten Freitag warteten auf die Fahrer die frisch gewarteten Laster und drei Stationen in Zeuzleben. Die technische Schulung machte mit dem Fahrzeug vertraut und informierte über kleinere Reparaturen. Bei der „Bedienung“ gab es Antworten auf alle Fragen zum Umgang mit der Technik und zu den Kontrollen vor, während und nach dem Einsatz: auch darüber, wann der Lenker aussteigen und Räder oder Zufahrten mit Schaufel oder Schippe zu reinigen hat.
Dem Einweiser vertrauen
Die dritte Station war dann das „Kleine Einmaleins des Rückwärtsfahrens“. Die Genossenschaftsvorstände Norbert Stumpf und Roland Dömling setzten jeden Fahrer in das Führerhaus und schärften ihnen ein, wie sie sich mit den Einweisern vor Ort abzustimmen haben. Bei der Probefahrt waren dann die Spiegel eingeklappt und der Fahrer einzig und allein auf die Anweisungen des Mannes vor dem Lkw angewiesen.