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ETTLEBEN: Die Quitte: Vielfältig, robust und schmackhaft

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Die Quitte: Vielfältig, robust und schmackhaft

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    Robust und vielfältig. Krischan Cords hat viel Wissenswertes über die Quitte im Gepäck.
    Robust und vielfältig. Krischan Cords hat viel Wissenswertes über die Quitte im Gepäck. Foto: Foto: lux

    Der Erntenachmittag des Obst- und Gartenbauvereins stand heuer ganz im Zeichen der Quitte. „Nachdem wir Äpfel und Birnen schon abgehandelt haben, regte ein Bekannter an, sich einmal mit der Quitte zu beschäftigen“, berichtet der Vorsitzende Otmar Ziegler. Im Ort hat er einen Quittenbaum entdeckt. Aus dessen Früchten zauberten die Mitglieder dann allerlei Kulinarisches, für den Vortrag aber holten sie sich diesmal einen Fachmann.

    Krischan Cords hat in Weihenstephan Gartenbau studiert und arbeitet seit vier Jahren bei einem fränkischen Rekultivierungsprojekt für alte Quittensorten mit. Diese private Erhaltungsinitiative riefen Marius Wittur und Leonie Wright 2000 ins Leben. Den beiden war aufgefallen, dass im Zuge der Flurbereinigung immer mehr Quittenbäume aus den Weinbergen verschwanden. Um die Sortenvielfalt der Quitte zu erhalten, gründeten sie unter anderem eine Quittenkooperativa, eine Quittenbaumschule und legten einen Quittenlehrpfad in Astheim an.

    Dabei spielte ihnen auch der Zeitgeist in die Hände. „Es ist wieder in Mode, selbst was zu verarbeiten“, erklärt Cords und die Quitte sei ein „klassisches Verarbeitungsobst“. Vor allem der Quittenwein und der -secco hätten geholfen, das Kernobst auch auf eine andere Art wahrzunehmen, und die Neugierde für diese Obstsorte geweckt. Die Quitte, schwärmt Cords, sei sehr vielfältig, man kann sie statt Preiselbeeren zu Wildgerichten reichen, Sauerkraut damit verfeinern, Chutneys damit herstellen und vieles mehr. Die Möglichkeiten gehen weit über die übliche Marmeladen- und Geleeherstellung hinaus.

    Dass Quitte nicht gleich Quitte ist, davon konnten sich die Besucher selbst überzeugen. Das Obst gibt es in zahlreichen Sorten, mit großen Form- und Geschmacksunterschieden. „Bei einer Ananasquitte können Sie riechen, woher sie ihren Namen hat“, erklärt der Gartenbauer. Ganz anders die Muskatquitte, sie ist würziger.

    Es waren wohl die Römer, die dieses Kernobstgewächs einst mit über die Alpen brachten, erzählt Cords. Früher stand der Quittenbaum wohl in fast jedem Hausgarten. Die Früchte wurden zu Marmelade und Gelee verarbeitet, das „Quittenbrot“, mit Zucker vermischtes getrocknetes Quittenmus, war eine Süßigkeit für kalte Wintertage.

    Mit dem Rekultivierungsprojekt soll die Quitte nun wieder zurück in die Hausgärten und vereinzelt auch in die Flur. „Eine Quittenplantage gab's noch nie“ betont Cords und sie sei auch nicht erstrebenswert. Er wirbt für die robuste Pflanze mit den „schönen großen Blüten“. Durch die späte Blütezeit im Mai und Juni sei sie vor Frost weitgehend geschützt, die Ernte im Spätherbst fällt in der Regel reichlich aus.

    Cords ist sich sicher, dass es gelungen ist, ein neues Bewusstsein für diese Obstsorte zu schaffen. Rund 80 verschiedene Sorten gibt es in der Quittenbaumschule. Mehr und mehr Anfragen erreichen das Rekultivierungsprojekt und auch in den einschlägigen Zeitschriften findet er immer mehr Quittenrezepte. „Die Quitte wird als Obst wieder neu wertgeschätzt“, freut sich der Gartenbauer.

    Zurzeit werden vom fränkischen Quittenprojekt (mit Sitz in Eisenheim an der Mainschleife) alte Quittenbestände in einem Radius von 30 Kilometern rekultiviert und durch landwirtschaftliche Pachtverträge langfristig gesichert. Für besonders erhaltenswerte Arten in Hausgärten übernimmt das Projekt Baumsanierungen quer durch Franken. In der Quittenkooperativa können Privatleute und Obstbauern ihre Früchte zur Weiterverarbeitung abgegeben. Gezahlt wird dabei nach dem Seltenheitsgrad der Früchte.

    Nähere Informationen unter www.mustea.de

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