Als Manfred Teubler (73) vor rund 15 Jahren in Rente ging, war das für ihn nicht das Ende seines Arbeitslebens, sondern der Beginn einer neuen Karriere. Der gelernte Schmied und Schleifer, der zuletzt Innenringe beim Wälzlagerproduzenten SKF geglättet hat, kaufte sich bei der Mörlenbacher Loroch GmbH eine Sägenschärfmaschine und bot sich unter dem Signet „Teubler's Schleiferei“ als Schärfdienst an.
Sein erster Kunde brachte ihm denn auch ein stumpfes 40-Zentimeter-Blatt, das Teubler fachmännisch bearbeitete und mit einem Durchmesser von nur noch 20 Zentimetern zurückgab. „Der Kunde war entsetzt, aber ich hatte fleißig geübt“, juxt er heute rückblickend; im Prinzip hatte er von der Arbeit nämlich „überhaupt keine Ahnung“ und musste sich alles autodidaktisch beibringen.
Heute ist der Grafenrheinfelder ein Fachmann auf seinem Gebiet und schärft Sägeblätter für Landwirte und Privatleute aus der ganzen Region, außerdem in Auftragsarbeit auch für Unternehmen mit Kreissägenverkauf. Er weiß, wie es geht: Konzentriert Zahn um Zahn schärfen (für ein 40-Zentimeter-Blatt braucht er etwa anderthalb Stunden) und anschließen an der Schränkmaschine das typische Auseinanderlaufen der Sägezähne besorgen, indem jeder zweite nach außen gebogen wird. Sieben bis acht Blätter pro Tag werden bei ihm wieder einsatzbereit gemacht, als Rentner ist er damit im Prinzip voll ausgelastet, steht von morgens bis abends in seiner Werkstatt hinter dem Wohnhaus.
Manfred Teubler ist indes nicht nur ein guter Schleifer, sondern auch ein akribischer Tüftler. Schon zu seinen aktiven Zeiten bei SKF war er immer gut für einen Verbesserungsvorschlag. Seine beim betrieblichen Vorschlagswesen eingereichten Anregungen – insgesamt 26 an der Zahl – bescherten ihm sogar 130 000 D-Mark an Prämien. Kein kleines Geld . . . Und auch beim Erwerb seiner Maschinen sparte er dank seines Ideenreichtums. 20 000 Mark sollte er ursprünglich für die Loroch, Baujahr 1994, auf den Tisch legen; von einer zweiten Maschine war da noch nicht die Rede. Dann erhielt er die erste wegen einer Lagerräumungsaktion um 5000 Euro verbilligt und die zweite gar geschenkt.
Und das kam so: Frühzeitig stellte Manfred Teubler fest, dass seine Maschine nur für Sägeblätter mit einem Maximaldurchmesser von 50 Zentimetern ausgelegt war. Flugs baute er sich eine Adapterschiene, mit deren Hilfe sich Blätter bis zu einem Meter schärfen ließen – und somit auch die häufig anzutreffenden 70-Zentimeter-Blätter. Die Schiene präsentierte er einem führenden Vertreter der Firma Loroch, der ihm hierfür den zweiten – deutlich älteren, aber auch generalüberholten – Schärfapparat schenkte. „Das war natürlich eine prima Sache“, freut sich Teubler noch heute.
Gut ausgelastet sei er heute mit seinem ursprünglich als Nebenerwerb gestarteten Betrieb. Für das Schärfen eines Sägeblatts verlangt er um die acht Euro; das ist nicht teuer für rund anderthalb Stunden Arbeit. „Ich bin ja Rentner, muss kein großes Geld verdienen“, gibt sich der frühere Industriearbeiter, der auch bei den bekannten Bonn-Marschierern mitmischte, bescheiden. Ihm geht es wohl mehr um den Zeitvertreib und darum, seinen 14j-ährigen Enkel Nico zu unterstützen. „Opas Liebling“ ist auch schon aktiv dabei im Betrieb, hat jüngst an einem Samstag „zehn Blätter hintereinander geschliffen und geschränkt“, wie der Großvater betont; er wird bei jedem Besuch in die „großen Schleifgeheimnisse“ eingeführt.
Die beiden Sägenschärfmaschinen sind übrigens nicht die einzigen Schleifapparate, die sich in der bestens ausgestatteten Grafenrheinfelder Werkstatt befinden. Es gibt noch große Schleifsteine zum Schärfen von Messern oder Äxten sowie eine Maschine zum Schärfen von Sägeketten. „Bei den anderen sind die nach sechs bis achtmal Schärfen kaputt“, behauptet Manfred Teubler, „ich habe manche schon 25mal und mehr in Schuss gebracht . . .“