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Schweinfurt: Die Schrauber von der Garage Nummer 2

Schweinfurt

Die Schrauber von der Garage Nummer 2

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    Sie benutzen ihr eigenes Werkzeug, sitzen beim Reparieren oft auf dem Hosenboden oder müssen sich hinknien. Deshalb ist der Weihnachtwunsch der drei Rentner verständlich: Ein oder besser gleich drei Montageständer. „Das würde uns die Arbeit sehr erleichtern“, sagt der „Chef“ der Rentner-Fahrradgruppe, Gerhard Treutlein. Diese Woche haben der 59-Jährige und Herbert Kirchner aus Schweinfurt sowie der Kützberger Roman Groganz das 100. Fahrrad für Flüchtlinge instandgesetzt. Ehrenamtlich. Die meisten Drahtesel haben Bürger aus der Stadt und dem Landkreis nach Aufrufen vom Roten Kreuz und der Diakonie für diesen Zweck zur Verfügung gestellt. Um die Fahrbereitschaft der Räder kümmert sich das Trio der „Fahrrad-Gruppe in Garage 2“.

    Wie so oft im Leben: Der Zufall stand bei der Gründung der Gruppe Pate

    Wie ging es los? Im Juni wird Treutlein gefragt, ob er nicht ab und an mal ein Fahrrad in eine Flüchtlingsunterkunft transportieren könne. Der 59-Jährige, krankheitsbedingt schon in Rente, bejaht. Beim Transport bleibt es aber nicht.

    Die Zahl der gespendeten Räder nimmt zu, nicht alle sind funktionsfähig. Die schwierige Suche nach einem Lagerplatz mit der Möglichkeit kleiner Instandsetzungen endet erfolgreich in Garage 2 auf dem Ex-US-Gelände gleich neben der Erstaufnahme.

    Zum Einzelkämpfer Treutlein kommt im August der 64-jährige Groganz dazu. Asylsozialberaterin Monika Hofmann von der Diakonie bringt die beiden Ehrenamtlichen zusammen. „Mein Beitrag zur Ökumene“, lacht der Katholik Treutlein. Groganz wollte „etwas Sinnvolles machen und helfen“. Dritter im Bunde ist seit Oktober Herbert Kirchner (75). Mittlerweile hat das eifrige Trio, das jeden Mittwochnachmittag Räder flott macht, schon eine gewisse Routine und vor allem eine Infrastruktur aufgebaut, auch Dank professioneller Unterstützung.

    Die meisten Bürger stellen vergleichsweise gute Fahrräder zur Verfügung

    Die meisten zur Verfügung gestellten Fahrräder – vom Kinderrad über Mountainbikes bis zum Cityrad – sind mit kleinen Reparaturen wieder funktionstüchtig. „90 Prozent der gespendeten Räder sind ok, aber es wurden auch kaputte Räder abgegeben“, sagt Groganz. Treutlein hat die Verwaltungen von Wohnanlagen sowie Baugenossenschaften angeschrieben – mit bisher mäßigem Erfolg. 15 Räder stellte eine Verwaltung aus Würzburg zur Verfügung.

    Dem Amtateur-Reparaturteam helfen Profis mehrerer Firmen

    Wenn die Reparatur aufwendiger ist, helfen die Firmen Bike Business Office Gochsheim und Seifert Bergrheinfeld. Sieben fast hoffnungslose Fälle haben die Profis schon fahrbereit gemacht. Sie spenden auch Ersatzteile so wie Stadträtin Dagmar Bebersdorf immer wieder Batterien ihrer Firma spendet.

    Jedes eingehende Rad wird registriert, erhält nach der Reparatur ein Siegel. Zuvorderst die in der Asylsozialarbeit federführende Diakonie gibt den ihr von Betreuern der Gemeinschaftunterkünfte (GU) und dezentralen Einrichtungen gemeldeten Bedarf an die Fahrrad-Gruppe weiter – mit dem Namen des Flüchtlings und der benötigten Radgröße. Diakonie-Sozialarbeiterin Jacquelin Meyer nennt das Team der Garage 2 „Helden“. Zumal Treutlein und Co. mitunter auch Transportgruppe sind – für Möbel, Fernseher, Spielsachen. Oft in einem von der Firma Buchert gestellten Klein-Lkw.

    Die meisten Flüchtlingen holen ihre Räder selbst ab

    Die Räder holen Flüchtlinge in aller Regel selbst ab. Sie müssen eine Vereinbarung unterzeichnen, 20 Euro Kaution zahlen, die sie zurückbekommen, wenn sie das Fahrrad eines Tages in gutem Zustand zurückbringen.

    Eine Unterkunft in Untereuerheim hat vor wenigen Tagen 15 Fahrräder angemeldet. „Die Flüchtlinge haben oft weite Wege, ein Fahrrad erleichtert ihnen vieles“, schildert Treutlein. Keine Räder gibt es (mehr) für die Flüchtlinge in der Erstaufnahme nebenan. Aus zwei Gründen: Erstens sind diese Asylbewerber nur zeitlich begrenzt in Schweinfurt und zweitens hat sich bei Tests gezeigt, dass sich keiner für die dann von mehreren benutzten Räder verantwortlich fühlt.

    Wer noch ein Rad übrig hat: Die Garage 2 nimmt es gerne

    Rund 50 Räder sind schon an den Flüchtling gebracht, die meisten (35) gingen in die GU Conn Barracks. „Die Nachfrage ist aber ungebrochen groß“, schildert Treutlein. Soll heißen: Wer ein noch gebrauchsfähiges Rad hat und es abgeben will: Die Garage 2 nimmt es. Kontakt über Treutlein, Tel. (0 97 21) 44 655.

    Die hilfreiche wie erfolgreiche Aktion der Firma Schauer

    Sehr hilfreich ist hier eine noch bis 15. Dezember laufende Aktion der Firma Schauer. Im Radmarkt in der Rudolf-Diesel-Straße 14 können Bürger seit 20. November Fahrräder abgeben. 106 Räder aller Kategorien wurden bisher gespendet. Wartung und kleine Reparaturen übernimmt Schauer kostenlos.

    Bisher wurden an Material und Arbeitstunden weit über 1000 Euro investiert, berichtet Werkstattleiter Lothar Zimmer.

    Alle Räder werden noch vor Weihnachten bei der Garage 2 abgegeben, die sie über die Schiene Diakonie/Rotes Kreuz weiterreicht. Da die Schauer-Aktion noch bis 15. Dezember läuft, kommen weitere übernommene Kosten hinzu. Auch den Erlös der „leider 30 Prozent Schrotträder“, die an Schrotthändler verkauft wurden, wird Schauer der Garage 2 spenden.

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