Samstagvormittag in der Brombergstraße: In den Räumen der Schweinfurter Tafel herrscht hektische Betriebsamkeit, obwohl an diesem Tage keine Ausgabe erfolgt. Helfer verteilen Namensschilder, bereiten Wechselgeld, Kuchen- und Tortenbuffet, Butterbrezeln und Gerupften vor, werfen Grill und Kaffeemaschine an. Tische und Bänke stehen bereit.
Seit 15 Jahren gibt es die Tafel Schweinfurt. Nicht die anhaltend bestehenden Ursachen für deren Existenz, vielmehr das große bürgerschaftliche Engagement wurde mit einem „Tag der offenen Tür“ gefeiert. Bei strahlendem Sonnenschein konnte der Tafelvorsitzende Ernst Gehling Mitglieder, Spender, Sponsoren, Diakonie- und Caritasmitarbeiter, Helferinnen und Helfer, interessierte Mitbürger und einige wenige Vertreter aus der Stadtpolitik begrüßen; Oberbürgermeister und Landrat hatten sich angesagt.
2000 Läden – 937 Tafelorganisationen
Seit 25 Jahren gibt es Tafeln in Deutschland. Der Schweinfurter Tafelladen ist einer von 2000 innerhalb von 937 Tafelorganisationen, so Gehling. Hauptaufgabe sei es, überschüssige Lebensmittel zu sammeln und in einwandfreiem Zustand ausschließlich an Bedürftige weiterzugeben. In Schweinfurt habe man hierfür mit etlichen Spenderfirmen viele zuverlässige Partner.
Doch zunächst warf der Vorsitzende einen Blick zurück: Mit Klaus Wanka als Initiator startete die Schweinfurter Tafel 2003 an den Brennöfen, getragen von einem Mitarbeiterteam der Diakonie. Die erste Lebensmittelausgabe in der Apostelgasse mit Privatpersonen als Zulieferer war schnell zu klein, man zog um nach Oberndorf.
Ein erstes Fahrzeug konnte angeschafft werden, Bäckereien, Marktfrauen, Lebensmittelläden wurden zu Unterstützern. Bald gab es drei Ausgabetage für 600 Bedürftige. Seit 2008 hat man nun in der Brombergstraße Domizil bezogen. Trommelworkshop mit einer Trommelkünstlerin d wurde mit den Gründervätern Günter Zirkelbach und Horst Wacker zu Ehrenmitgliedern ernannt.
160 Ehrenamtliche – 4350 Anspruchsberechtigte
Heute sind 160 Ehrenamtler der Schweinfurter Tafel für 4350 Anspruchsberechtigte zuständig. Dafür arbeiten sie 6500 Stunden pro Jahr, fahren dabei einmal um die Welt und geben mehr als 250 Tonnen Lebensmittel weiter. Gehling dankte in diesem Zusammenhang allen, die an diesem großen Werk mitgebaut haben, auch dem privaten Umfeld: „Ohne Dulden und Verzicht auf gemeinsame Zeit wäre das alles nicht möglich“, nur so könnten Solidarität, Gerechtigkeit und Humanität gelebt werden.
Doch er sparte auch Kritik nicht aus: Eine große Anzahl an Bedürftigen sehe sich mit einer Gesellschaft der Gedankenlosigkeit, gigantischen Überflusses, Verschwendung in der Wirtschaft konfrontiert. Wie kann das sein, fragte Gehling, und forderte, Politiker mit hohem Einkommen und ohne jegliche Erfahrung oder Kontakte mit Bedürftigen, sollten vorsichtig mit ihren Äußerungen sein.
Freundschaften und das Gefühl „Ich werde gebraucht“.
Von der Arbeit der Schweinfurter Tafel konnte man sich an Ort und Stelle ein Bild machen. Horst Wacker erläuterte beim Rundgang Kühlsysteme, Einsatzpläne und Abläufe. Die zweite Vorsitzende Gertrud Morgenstern hob den sozialen Aspekt gelebter Gemeinschaft hervor: Freundschaften entstünden zwischen den Helfern, viele erlebten das Gefühl von „ich werde gebraucht“, und so mancher, der gerichtlich verfügte Sozialstunden bei der Tafel habe ableisten müssen, sei als Ehrenamtler wieder aufgetaucht. Jeder, so Ernst Gehling, sei willkommen, sei es als passives Tafelmitglied oder aktiver Helfer.
Informationen unter www.schweinfurter-tafel.de