Um die Werke von Max Liebermann, Carl Spitzweg, Adolf Menzel, Max Slevogt, Wilhelm Leibl oder Caspar David Friedrich zu sehen, wird das Museum Georg Schäfer besucht. Was kaum einer wahrnimmt, hat sich die Redaktion mit Cheftechniker Matthias Langer angeschaut: die Haustechnik.
Die Stationierung der mitunter großen Aggregate für den preisgekrönten (BDA-Preis und Architektenpreis Beton, beide 2001) und über die Landesgrenzen hinaus bedeutenden Museumsneubau des Berliner Architekten Volker Staab war eine Herausforderung. Das Haus mit den beeindruckenden Ecken, Kanten, Rampen, Stufen und prächtigen Ausblicken entstand am Ende der 1990er Jahre auf der Bauruine des einst geplanten Technischen Rathauses, von dem in den 1980er Jahren nur die Tiefgarage errichtet worden war.
Unter Zeitdruck
In diesen Sockel war der größte Teil der Haustechnik unter Zeitdruck (befristete Finanzierung aus den Privatisierungserlösen des Freistaates, Bauzeit zwei Jahre) zu integrieren, weshalb Matthias Langer mitunter aus Türen auf den Parkdecks auftaucht und zwischen parkenden Autos zum nächsten Versorgungsraum unterwegs ist.
Trotzdem: die Haustechnik funktioniert gut bis hervorragend – von wenigen Schönheitsfehlern wie der erst seit einem Jahr möglichen Außenbewirtschaftung abgesehen. Zur Terrasse in Richtung Maxbrücke waren ursprünglich Schwingtüren installiert, die sich wegen eines Eigengewichtes von stattlichen 300 Kilogramm verkanteten und letztendlich fest eingebaut werden mussten. Seit 2016 hat die Cafeteria nun eine Durchreiche ins Freie – und außen wie innen eine neue Bestuhlung.
Fehlkonstruktion
Selbst funktionstüchtige Schwingtüren wären allerdings verschlossen geblieben, weil die Luft aus dem Freien das Klima für die Gemälde der Künstler aus dem Rokoko und Klassizismus, der Romantiker, Impressionisten und Sezessionisten sowie für die Arbeiten auf Papier aus dem Gleichgewicht gebracht hätte.
„Das Klima ist das A und O“, sagt Matthias Langer. Er trägt die Verantwortung, dass die Luftfeuchtigkeit stets zwischen 50 und 55 Prozent beträgt, dass in den Ausstellungsräumen die Temperatur nur zwischen 19 und 22 Grad schwankt. Insbesondere die Leinwände der Kunstwerke verzeihen auf Dauer keine großen Sprünge. Sie würden sich bei Feuchtigkeit dehnen und bei Trockenheit zusammenziehen.
Wärme aus dem Gemeinschaftskraftwerk
Für die nötige Wärme in dem scharfkantigen Kubusbau sorgt zuverlässig die Fernwärme aus dem Gemeinschaftskraftwerk am Hafenbecken. Weit aufwendiger sind Kühlung und die Regulierung der Luftfeuchtigkeit.
Unter dem Museum stehen drei Kältemaschinen mit einer Leistung von jeweils über 80 Kilowatt. Bei über 30 Grad Außentemperatur laufen diese auf Volllast. An zwei heißen Tagen summiert sich so der Jahresenergiebedarf eines Einfamilienhauses.
Umstellung auf LED-Beleuchtung
Im Jahr 2000 wurde das Museum mit der bedeutendsten Privatsammlung der Kunst es deutschsprachigen Raumes des 19. Jahrhunderts eröffnet. Die Haustechnik gilt als noch zeitgemäß und wird nach (finanziellen Möglichkeiten) angepasst, wie etwa durch die neue LED-Beleuchtung (13 Watt) im ersten Obergeschoss, wo aktuell in den Räumen der Wechselausstellungen pro Tag 5,4 Kilowatt verbraucht werden. Mit dem Halogenlicht (60 Watt) waren es pro Tag 28 Kilowatt. Und weil LED weit weniger Wärme produziert, wird jetzt auch beim Einsatz der Kühlaggregate Energie eingespart.
Für die Grafiksammlung gilt, dass Papier nicht nur hygroskopisch (nimmt leicht Luftfeuchtigkeit auf), sondern zudem empfindlich auf Licht und auch auf Kunstlicht reagiert, weswegen in diesen Bereichen die Leuchtkraft auf 50 Lux begrenzt ist.
Für die 17 Oberlichtsäle der ständigen Ausstellung werden bereits Angebote zum Austausch der etwa 2000 Leuchtstoffröhren eingeholt. LED-Technik soll dort ebenfalls die alte Kunstlichtbeleuchtung ablösen und wird einmal 40 Kilowatt in der Stunde und zudem Kosten bei der Kühlung einsparen.
Berieselung der Luft
Auf der Ebene der Tiefgarage sind das Notstromaggregat und eine Wasserenthärtung montiert, die bei der Luftbefeuchtung durch Berieselung eine Verkalkung der Klimaanlage verhindert. Die Entfeuchtung arbeitet mit Luftkühlung und Wasserausscheidung (Kondensation).
Das Flachdach des Museums bietet den Ausblick auf Maxbrücke und Main sowie auf die kleingliedrige Bebauung im Zürch, auf das Rathaus und die südliche Altstadt und den Blick auf viel Technik, darunter vier Rückkühlgeräte, die begehbaren Roste über den Decken der Ausstellungsräume, die Lamellen, die per Computersteuerung und bewegt von über 80 Stellmotoren den Einfall von Tageslicht „richtig gut regeln“, und den Blitzableiter.
Computerüberwacht
Ob funktioniert, was auf dem Dach oder auf den Ebenen der Tiefgarage steht, sieht der Techniker, sowie die für das Facility Management zuständige SWG, am Haustechnik-Computer, der im Falle eines Falles alarmiert – und nicht nur vor Ort, sondern auch die ständig besetzte Leitstelle bei Siemens in Nürnberg. Und weil der Computer alles speichert, weil die Klimakurven jederzeit abrufbar sind, kommt das Museum weltweit auch an Leihgaben. Ohne einen exakten Klimabericht, sowie einen das jeweilige Museum betreffenden Facility Report sei heute kein Kunstwerk mehr zu besorgen, sagt Matthias Langer.