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WASSERLOSEN: „Die Wölfe werden irgendwann ankommen“

WASSERLOSEN

„Die Wölfe werden irgendwann ankommen“

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    Jäger und Tierfreund: Markus Bathen, Wolfsexperte des NABU, rührte auf dem Wasserlöser Wolfspfotenpfad die Werbetrommel für Isegrim.
    Jäger und Tierfreund: Markus Bathen, Wolfsexperte des NABU, rührte auf dem Wasserlöser Wolfspfotenpfad die Werbetrommel für Isegrim. Foto: Foto: Eichler

    „Die rote Kappe würde ich besser abnehmen!“ scherzt Ralf Bergmann zum Beginn des Wolfspfotenpfads am Sportheim. Die Tour wird nicht nur von Bergmanns Schweinfurter Jack Wolfskin-Store gesponsert, die über 120 Teilnehmer wandern tatsächlich auf den Spuren von Isegrim .

    Nicht wenige haben ihre Hunde zum „Wanderspaß in Wasserlosen“ mitgebracht. Es geht auf sechs Routen zu Hügelgräbern, Bildstöcken, einem Kohlemeiler - oder eben um Rotkäppchens übel beleumundeten Gegenspieler. Die Gemeinde hat, dank Ortsteil Wülfershausen, den Wolf schon im Wappen, erklärt Führerin Margit Markert von der Allianz Oberes Werntal: In dem Fall ist er sogar mit einer Keule bewaffnet. Auf knapp acht Kilometern Rundweg gibt es einiges Amüsantes und Lehrreiches zu erfahren: Über die 500 Jahre alte Hutebuche an der Lourdes-Kapelle etwa, die eigentlich eine Eiche ist – deren unteren Seitentriebe wurden durch Beweidung („Hute“) von Schafen abgefressen, so dass die Äste nur in höheren Lagen gedeihen konnten. Durch Nässe ist der Stamm bereits ziemlich verfault.

    Moderne Kirchenkunst gibt es in der ehemaligen Lourdes-Grotte zu bestaunen, 1890 durch die Frau eines Heimkehrers aus dem Franzosenkrieg gestiftet: Mit dem Würzburger Dombaumeister Hans Schädel, dem Oberndorfer Gustl Kirchner und dem Bergtheimer Bildhauer Karl Hornung legten in der Kapelle gleich drei namhafte Künstler Hand an, schufen ein leuchtendes Betonglasfenster ebenso wie die neubarocke Marienfigur. Im Dreißigjährigen Krieg untergegangen ist die Wüstung Höchstadt - hier fand sich mitten auf dem Acker Schutt des von Schweden niedergebrannten Dorfs, entstanden aus einer uralten Keltensiedlung. Es soll drei Überlebende gegeben haben. Seit 2007 erinnert ein Gedenkstein der Schule Poppenhausen an die Ortschaft.

    Spezieller Gast ist Markus Bathen, seines Zeichens Wolfsexperte des Naturschutzbunds (NABU) in der Lausitz: „Die Wölfe werden irgendwann ankommen“, lautet seine Prognose für Rhön, Spessart und Odenwald: Gerade mal 400 Kilometer Entfernung sind es bis zur Lausitz, wo elf von zwölf deutschen Rudeln leben, Familienverbände mit etwa acht Tieren. Für die ausdauernden Wanderer eine Reise von zehn Tagen oder Nächten. Wild wie Hirsche, Wildschweine, Hasen und Rehe gebe es in deutschen Wäldern in Hülle und Fülle, sagt Jäger Bathen – und vielleicht ist schon einer durchgezogen? Erst im Januar wurde in Gießen ein Einzelgänger aus den Alpen Opfer eines Verkehrsunfalls. Geradezu unsichtbar bewegten sich die Einwanderer aus Polen vorwärts. Er selbst hat in acht Jahren Forschung nur zwei gesehen, den Rest auf Bildern von Fotofallen. Oder ihren Kot, da Wölfe ihre Beute fast komplett verspeisen, eine haarige Sache. Die Spur sei von der eines Hundes kaum zu unterscheiden, weiß der Naturschützer, der entsprechende Proben dabei hat. Allerdings: der Wolf läuft, schnürt geradlinig, während sein domestizierter Verwandter mal hier hin, mal dorthin springt. „Willkommen Wolf!“ nennt sich das NABU- Projekt, den Auftritt auf dem Wolfspfotenpfad will Bathen auch als Imagewerbung für ein Tier verstanden wissen, das seit dem Mittelalter nahezu ausgerottet wurde: als Nahrungskonkurrent von Menschen, die anders als heute, selbst kaum etwas zu essen hatten, ihre Schafswolle mit distelähnlichen Karden kämmen mussten, wie er demonstriert. Auch wenn die Schafe schon geschützt werden müssten – in Wasserlosen brauche sich niemand vor dem etwaigen Neuzugang zu fürchten. Der in Sachsen mit 40 Kilometer pro Tag geblitzte Wolf, den Bathen zeigt, sieht, mit verkniffenem Gesicht, jedenfalls eher einsam als bösartig aus.

    ONLINE-TIPP

    Mehr Bilder unter schweinfurt.mainpost.de

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