Die Promis, die in der Glanzzeit der Gerolzhöfer Bacchus-Bruderschaft in den erlauchten Kreis aufgenommen wurden, machten Gerolzhofen und sein Weinfest weit über Franken hinaus bekannt. Um die namhaften Zugpferde für das Marktplatz-Weinfest in „Frankens größter Weinstube“ einzuspannen, wechselte seinerzeit so manches Kistchen Wein den Besitzer. Doch es war gut investiertes Geld, wie die anschließende Resonanz und Präsenz in der Medienlandschaft zeigte. Der am 23. August verstorbene Hitparaden-Moderator Dieter Thomas Heck zählte zur illustren Runde der namhaften Bacchus-Brüder und Bacchus-Schwestern.
„Der Förderkreis Gerolzhofen und Umland nimmt den wohllöblichen Weinfreund Dieter Thomas Heck (ZDF-Moderator) in die Gemeinschaft der Gerolzhöfer Bacchus-Brüder auf. Dem hochverdienten Bruder wird attestiert, dass er sich nicht nur beim Genießen unseres Frankenweines bewährt, sondern sich auch für das Wohl Gerolzhofens eingesetzt hat. Er verpflichtet sich, sein Tun auch weiterhin zu seinem und der Stadt Gerolzhofens Wohl fortzusetzen." So stand es wörtlich in der Urkunde, die Heck bei seiner Aufnahme in die Bacchus-Bruderschaft an jenem Weinfestsamstag, dem 14. Juni 1980, überreicht bekam.
Dikos unverkennbare Handschrift
Wie immer mischte in solchen Fällen der „Diko“ mit. Gemeint ist der im Oktober 2013 verstorbene Dietmar Kordowich. Er war sowohl Gründer und Triebfeder des Förderkreises Gerolzhofen und Umland (heute Gerolzhofen-aktiv), als auch des Marktplatz-Weinfestes, das er 32 Jahre lang selbst leitete. So trug auch die Bacchus-Bruderschaft seine unverwechselbare Handschrift.
Über dieses Instrumente für die Wein- und Tourismuswerbung holte der gebürtige Obervolkacher eine Reihe von Prominenten ins Land, um sie allesamt weinselig in die Bruderschaft aufzunehmen. Dazu zählten Schlagersänger Tony Marschall („Schöne Maid“, „Heute hau?n wir auf die Pauke“), , Fernseh-Moderatorin Carolin Reiber, einst mit der Sendung „Jetzt red' i“ im „Wilden Mann zu Gast, Countrysänger Gunter Gabriel („Hey Boss, ich brauch mehr Geld“), „Wetterforsch“ Elmar Gunsch mit seiner sonoren Bassstimme oder eben der Moderator und Schnellredner der ZDF-Hitparade, Dieter Thomas Heck.
Erster richtiger „Promi“ im Club war 1978 Bundesernährungsminister Josef Ertl gewesen. Er war ein wahrhaft würdiger Vertreter seiner Bacchusbruder-Zunft, war er doch dem Frankenwein sehr zugetan, wie sich auch in Gerolzhofen zeigen sollte.
Die Aufnahme streng nach Protokoll
Kurz vor Mittag war Dieter Thomas Heck seinerzeit an diesem Samstag im Juni 1980 in Begleitung seiner zweiten Frau in der Stadt eingetroffen. Wie sein Vorgänger Tony Marshall hatte sich anschließend auch der ZDF-Hitparadenmoderator im prächtig dekorierten Erdgeschoss des Alten Rathauses, der sogenannten Rüstkammer, einer Aufnahmezeremonie in die Gerolzhöfer Bacchus-Bruderschaft streng nach Protokoll zu unterziehen. Dabei hatte er insbesondere seine Trinkfestigkeit unter Beweis zu stellen. Hier zeigte sich, dass man auch mit Dieter Thomas Heck einen durchaus würdigen neuen Bacchusbruder auserkoren hatte, schrieben die Chronisten.
Nachdem der „Diko“ als Förderkreisvorsitzender die anwesenden Bacchusbrüder und auch die lange einzige Bacchusschwester, Schautanzgruppengründerin und -leiterin Gunda Wörle, gemeinsam mit Gerolzhofens Bürgermeister Franz Stephan begrüßt hatte, konnte das Spektakel beginnen. Es war generalstabsmäßig vom Organisationskomitee unter der Regie des Fernsehredakteurs Kurt Hepperlin von der Frankenredaktion des Bayerischen Fernsehens vorbereitet worden.
Bacchus und seine Gespielinnen
Zu Beginn der Inthronisation spielte eine Abordnung des Städtischen Streichorchesters in historischer Tracht auf. Angekündigt von Fanfarenklängen nahmen dann nach und nach die Symbolfigur der Stadt, Markgraf Gerold nebst „Gattin" (Paul Schramm und Rita Schott-Seitz), die von „zwei stämmigen Winzerburschen“ flankierte Weinprinzessin (Hiltrud Riedel) und schließlich Weingott Bacchus höchstselbst, verkörpert von dem früh verstorbenen Wolfgang Schmitt, mit seinen Bacchantinnen Platz an der „Vollzugsstätte“. Die jungen göttlichen Gespielinnen waren in dem Fall in weiße Gewänder gehüllte junge Mädchen und Frauen der Schautanzgruppe.
Nun musste der designierte neue Bacchus-Bruder vor dem olympischen Gott niederknien und versprechen, nur Dinge zum Wohl der Stadt zu tun. Solange Bacchus die Aufnahmeurkunde verlas, hatte der Mann von der Hitparade unaufhörlich aus einem großen Humpen zu trinken. Diese Aufnahmeprüfung bereitete ihm allerdings keine Schwierigkeiten. Heck begrüßte dann die zahlreichen Ehrengäste, unter ihnen Abgeordnete sowie Vertreter der Kommunalpolitik und der Wirtschaft. Danach plauderte der Moderator etwas aus der Hitparadenschule.
Bayern- traf auf Preußentum
Bayern- und Preußentum stießen dann frontal aufeinander, als Bacchusbruder Werner A. Widmann vom Bayerischen Rundfunk die Laudatio auf den neuen Bundesgenossen von der Waterkant hielt. Der 2010 verstorbene Regensburger Fernsehjournalist hatte als uriges Original aus der damals beliebten Heimat-Kultsendung „Zwischen Spessart und Karwendel“ Bekanntheit erlangt.
Widmann erhielt für seine launige Rede auf den „liaben Freind“ Dieter-Thomas-Heck ebenso stürmischen Beifall wie Letzterer selbst, der sich wünschte, dass „noch viele Frankenweine, einer Hitparade gleich, über seine Zunge fließen mögen".
Draußen warteten die Schaulustigen
Nachdem Dieter Thomas Heck alle Proben ohne Beanstandungen gemeistert hatte, stand der offiziellen Aufnahme des Hitparaden-Moderators durch Weingott Bacchus in „seine“ Bruderschaft nichts mehr im Wege. Dann ging es hinaus auf den Marktplatz, um das weinlaubbekränzte neue Mitglied der Bacchus-Bruderschaft mit dem übergeworfenen weißen Bruderschaftsumhang auf der Bühne der stattlichen Menschenmenge vorzustellen, die geduldig ausgeharrt hatte, um das beliebte Fernsehidol einmal aus nächster Nähe in Augenschein nehmen zu können.
Auf dem Podium stellte dazu Dietmar Kordowich dem neuen Bacchusbruder Fragen zu seiner Person und seiner Tätigkeit als Hitparadenmoderator, die Heck auf seine Weise beantwortete. Nachdem Heck Ex-Bundeskanzler Willy Brandt täuschend echt imitiert hatte, stellte er zum Abschluss zwei Lieder aus seiner neuen Langspielplatte „Mein Hamburg“ vor. Schützenhilfe leistete ihm dabei die Stadtkapelle Gerolzhofen. Zum Dank dafür dirigierte Heck noch einen zackigen Marsch.
Autogramme auf der Steigerwaldmesse
Zum Schluss seines Aufenthaltes in Gerolzhofen ging es noch zu einer Autogrammstunde auf die 1. Main-Steigerwald-Ausstellung. Die Messe fand seinerzeit parallel zum „alten“ Weinfesttermin im Juni in Gerolzhofen statt.
Inzwischen ist der einst zum festen Bestandteil des Weinfestes gehörende Ritus, alljährlich neue und vor allem bundesweit bekannte Mitglieder in die Bacchus-Bruderschaft aufzunehmen, im Dornröschenschlaf versunken und auch weitgehend in Vergessenheit geraten. Der Tod Dieter Thomas Hecks hat jetzt daran erinnert.