Damit die Zeilitzheimer Geschichte nicht verschwindet und vergessen wird, fasst der historische Arbeitskreis seit Jahrzehnten Informationen und Erläuterungen zu besonderen Gebäuden und Plätzen des Ortes auf Tafeln zusammen und macht sie so für die Bevölkerung und Gäste wieder wahrnehmbar. Nun haben die rührigen Mitglieder weitere Tafeln an diversen Gebäuden angebracht, wodurch das Wissen über die Historie Zeilitzheims einmal mehr bereichert wird.
Finanziert wurde die Maßnahme mit einer Förderung aus dem Regionalbudget der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) der Region Mainschleife Plus, einem Zuschuss der Gemeinde Kolitzheim sowie aus Mitteln des historischen Arbeitskreises und einer privaten Spende (Familie Mößlein).

Nun konnten die neuen Tafeln – im Beisein von Bürgermeister Horst Herbert, Theresa Ott von der ILE Mainschleife Plus sowie Gemeinderatsmitglied und Hausbesitzer Jonas Redweik – durch Mitglieder des historischen Arbeitskreises, allen voran Hilmar Spiegel und Kurt Scheuering, der Öffentlichkeit übergeben werden.
An einem Haus in der Straße "An den Kirchgaden" wurde etwa eine Tafel angebracht, die auf den ehemaligen Standort des Geburtshauses von Dr. Valentin Müller hinweist, welches im Jahr 1975 abgerissen wurde. Als Sohn des Schreinermeisters Michael Müller und seiner Ehefrau, der Näherin Margarete, wurde Valentin Müller am 15. August 1898 in dem Haus in der Unteren Judengasse Nr. 15 (seit 1978 umbenannt in "An den Kirchgaden") geboren. Seine Kinder- und Jugendzeit verbrachte er in Zeilitzheim, ehe er ein Gymnasium in Würzburg besuchte und anschließend Medizin studierte.
Große Verdienste hatte sich der Arzt Valentin Müller später während des zweiten Weltkrieges als Stadtkommandant der Stadt Assisi im mittelitalienischen Umbrien erworben. In dieser Eigenschaft erklärte er die Stadt und das Kloster des Heiligen Franz von Assisi zur offenen Stadt bzw. Lazarettstadt und konnte dadurch 2000 verwundete deutsche Soldaten vor Schlimmerem bewahren sowie die vorrückenden alliierten Einheiten von Kriegshandlungen abhalten. Auch die Zivilbevölkerung der Stadt und besonders viele italienische Jüdinnen und Juden, die im Untergrund lebten, konnte er betreuen und vor dem Tod schützen. Dr. Valentin Müller starb im Jahr 1951. Zu Ehren des berühmten Sohnes des Dorfes wurde in Zeilitzheim bereits auf Initiative des historischen Arbeitskreises auch eine Straße im Baugebiet "Am Schweinfurter Tor I" nach ihm benannt und ein Gedenkstein mit Tafel aufgestellt.
Schiebestein typisches Merkmal fränkischer Bautechnik im Spätmittelalter
Weiterhin veranlasste der historische Arbeitskreis im Rahmen des nun abgeschlossenen Projektes unter anderem die Anbringung einer weiteren Jahreszahl (1736) zusammen mit der Gemeinde an einer Gade der Kirchenburg. Als typisches Merkmal fränkischer Bautechnik des Spätmittelalters und seiner Geschichte gilt der Schiebestein, der im östlichen Mauerwerk der einst reichsfreiherrschaftlichen Gade eingemauert wurde. Um in den Jahrhunderten zuvor bei kriegerischen Ereignissen besser geschützt zu sein, waren auf der gesamten Außenseite der Kirchenburg weder Türen noch Fenster eingelassen. Die Öffnungen wurden erst später angelegt, um Kartoffeln, Rüben, Obst, Most oder andere Güter einzulagern.
Beschildert wurde ebenso ein ehemaliges jüdisches Wohn- und Schlachthaus am Marktplatz, in welchem die letzten jüdischen Bewohner Zeilitzheims lebten, ehe sich nach ihrer Deportation im Jahr 1942 ihre Spur in einem KZ in Polen verliert. "Damit endete in der jüdischen Kultusgemeinde das jahrhundertealte jüdische Leben in Zeilitzheim", erklärte Kreisarchivpfleger Hilmar Spiegel vom historischen Arbeitskreis.
Außerdem wurden neue Tafeln beispielsweise zum "Brezelstein" an der Westseite der "Friedhofskirche" sowie zur Dorfwaage angebracht, die noch bis 1985 im Einsatz war und auf Initiative des historischen Arbeitskreises im Original erhalten werden konnte. Die ausgestellte Stahleinfassung des Wiegekörpers erinnere heute noch an die Tradition der örtlichen "Gemeewaach", wie Hilmar Spiegel erläuterte.
"Dank des Regionalbudgets können wir als ILE-Regionen kleinen Vereinen mit innovativen Ideen bei der Verwirklichung von tollen Projekten zur Seite stehen", betonte Theresa Ott, Umsetzungsbegleitung der ILE-Region Mainschleife Plus. Bürgermeister Horst Herbert sprach den engagierten Mitgliedern des historischen Arbeitskreises Dank und Anerkennung für ihre wertvolle ehrenamtliche Arbeit aus.